Das 13. und letzte Rittbitten begann mit einer Passionsandacht in der Pfarrkirche Kammer, die Dekan Konrad Roider hielt. Die Andacht umrahmte der Alterfinger Zwoagsang.
Nach der Andacht gingen die Mitglieder des St. Georgs-Vereins und die Kammerer Pferdebesitzer ins Gasthaus Zur Post. Im voll besetzten Festsaal sorgten Musikanten, das Duo Alterfinger Zwoagsang und die Kinder und Jugendlichen des Trachtenvereins »Eschenwald« Rettenbach mit einigen Liedern sowie Plattlern für eine ausgelassene Stimmung unter den Teilnehmern der Rittbitte.
Simon Schreiber, der Vorsitzende des St. Georgs-Vereins, hieß alle willkommen. Schreiber war froh, nach drei Jahren wieder sagen zu können, dass der Ritt möglich ist. Das Rittbitten in Kammer sei für alle Beteiligten etwas ganz Besonderes, da es das »eigene« Rittbitten sei und den traditionellen Abschluss der vielen Bittfahrten für den St. Georgs-Verein bilde.
Der Vorstand erinnerte an die ehemaligen Vorstände Albert Schmied und Sigi Strohhammer, die mit ihrem großen Wissen und engagierten Einsatz die Pferdewallfahrt zum Ettendorfer Kircherl weitergetragen hätten. Durch den Tod von Albert Schmied sei es leider nicht mehr möglich gewesen, gemeinsam den Ritt vorzubereiten.
Schreiber gab sich dankbar, auch heuer wieder von den Kammerern viel Unterstützung zu erhalten. Vier der sechs Zugführer kommen laut dem Vereinsvorsitzenden aus Kammer und übernehmen damit eine tragende Rolle beim Ritt.
Schreiber berichtete, dass die Pferdebeschaffung sehr mühsam gewesen sei. Der Verein habe 45 Pferde ausleihen müssen, damit die Historische Gruppe auch heuer wieder standesgemäß teilnehmen könne.
Dem Verein werde in diesem Jahr eine große Ehre zuteil. So berichtete Schreiber, dass sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder angekündigt habe. Als Ehrengast und Landesvater werde er bei der traditionellen Pferdewallfahrt von Traunstein nach Ettendorf teilnehmen – was alle Vereinsmitglieder freue.
Simon Schreiber trug die Bitte um Teilnahme am Georgiritt gegenüber den Kammerer Rosserern in Versform vor: »Bei der Pferdewallfahrt an Herrgott in unserer Mitt´, werd´ des heuer a unbandig scheena Georgiritt. Drum san mia heid do mit unserer Bitt´, reit´s doch am Ostermontag wieder mit.«
Nach dem Vers kam Obmann Hanse Jobst auf die Bühne. Er sei sehr dankbar, dass sich der Verein mit Unterstützung der Stadt Traunstein und der Pfarrei St. Oswald wieder daran gemacht habe, den Ritt durchzuführen. Jobst lobte Schreiber, dass er das Amt des Vorsitzenden im Georgi-Verein übernommen habe.
Jobst erinnerte daran, dass die Kammerer im Jahr 2021 einen eigenen kleinen Ritt mit 20 Pferden durchgeführt hätten. Mit einem Augenzwinkern meinte er, dass die Traunsteiner, wenn einmal der Ritt wieder ausfallen sollte, gerne nach Kammer kommen dürften. Dieser wohlwollende Seiten-hieb sorgte bei allen Festgästen für ein Schmunzeln und unterstrich die Freude auf den Ostermontag.
Jobst blickte in die Runde. Und dann sagte er: »Wir entsprechen Eurer Bitt' – wir Kammerer reiten wieder mit!«
Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer dankte im Namen der Stadt Traunstein für die Zusage und verdeutlichte in seiner Ansprache, dass der Georgiritt eine Wallfahrt sei und auch immer bleiben werde. Es werde keine kommerzielle Veranstaltung mit Programm »außenherum« geben. Tradition und Brauchtum blieben in Traunstein erhalten. Der Oberbürgermeister lobte Schreiber mit seiner Vereinsmannschaft, die alle zusammen den Ostermontag in Traunstein nach Corona wieder zu einem richtigen Ostermontag mit Brauchtum und Tradition machten.
Abgerundet wurde der offizielle Teil mit einer Ansprache von Pfarrer Roider, der die Wurzeln der Osterritte in der Region beschrieb, die seinen Angaben zufolge meist eine päpstliche Zustimmung brauchten. Im Jahr 1785 seien die Ritte durch den Salzburger Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo verboten worden. In Traunstein sei der Ritt vor allem durch die Vereinsgründung 1891 wieder gestärkt und gefördert worden.
Dass die Tradition wichtig ist, unterstrich auch die Brotverteilung, die in Kammer jedes Jahr anlässlich der Rittbitte stattfindet. Schreiber machte darauf aufmerksam, dass es nach dem Krieg, als die Traunsteiner zu Fuß zur Rittbitte kamen, von den Kammerern jeweils eine Scheibe Brot gegeben habe. Seit 1972 stifte die Bäckerei Kotter dieses Brot, um den alten Brauch zu erhalten. In diesem Jahr übernahmen das Verteilen der Gabe Inge Pistotnik und Astrid Angerer.
Nach einem gut zweistündigen Programm endete der Abend mit dem Fuhrmannslied, das alle Musikanten und Festgäste anstimmten.
Somit ist es besiegelt, dass der St. Georgs-Verein Traunstein bei allen 13 Rittbitten eine klare Zusage der Landgemeinden erhalten hat. Somit wird am Ostermontag, ein vielfältiger, einmaliger und schöner Wallfahrtsritt zu Ehren des Heiligen St. Georgs nach Ettendorf möglich sein.
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