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Wer diese von Diplompsychologin Ulrike Weidinger-Harrer gezeigte »Innere Grundhaltung« in einer Beziehung befolgt, macht schon sehr viel richtig. (Foto: Reiter)

»Wichtig sind Aufmerksamkeit, Respekt und Wertschätzung«

Traunstein – Mit Beziehungen kennt sich Diplompsychologin Ulrike Weidinger-Harrer aus. Sie leitet seit 14 Jahren die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle der Erzdiözese München und Freising in Traunstein und ist selbst seit 25 Jahren verheiratet. Wir sprachen mit ihr anlässlich des Valentinstags.


Was ist das Geheimnis einer gut funktionierenden Beziehung? Wie bleibt die Liebe frisch?

Wichtig sind in jedem Fall Aufmerksamkeit, Respekt und Wertschätzung. Mit kleinen Gesten sollte man einander die Liebe zeigen.

Meinen Sie kleine Geschenke – wie sie auch am Valentinstag bei vielen üblich sind?

Nein, ich meine nette Gesten im Alltag. Seinem Partner zum Beispiel Kaffee ans Bett bringen, ihm zärtlich über die Haare streicheln, abends vor dem Bettgehen kuscheln, »Gute Nacht« sagen, auch wenn man sich vielleicht gestritten hat....

Was bedeutet Ihnen persönlich der Valentinstag?

Darf ich ehrlich sein? Nichts! Das ist ein guter Tag für Floristen und die Süßwarenindustrie.

Aber kann so ein Tag nicht helfen, dass sich Paare wieder aneinander »erinnern«?

Doch, in jedem Fall. Es ist auf alle Fälle etwas Gutes, wenn sich Verliebte etwas schenken, vor allem, wenn das beide so wollen. Mir persönlich ist der Hype um den Valentinstag einfach zu groß, das ist alles so übertrieben. Oft geht das, was wirklich wichtig ist, verloren.

Und das wäre?

Es geht darum, im Alltag füreinander da zu sein. Um das Hier und Jetzt. Zwischendurch mal kleine Geschenke finde ich viel besser als an einem bestimmten Tag im Jahr. Vielleicht bringt der Mann der Frau mal eine Tafel Schokolade mit, hilft beim Fahrradrichten. Und die Frau kauft für den Mann Socken oder Unterwäsche, wenn der nicht gerne einkaufen geht. Helfen kann auch – wenn es in der Beziehung mal nicht so klappt – sich in Erinnerung zu rufen, wie das am Anfang war. Was war uns wichtig? Warum lieben wir uns? Worauf kommt es im Leben an?

Gibt es das sogenannte verflixte siebte Jahr in einer Beziehung eigentlich wirklich?

Ja, so etwas gibt es. Es muss natürlich nicht genau das siebte Jahr einer Beziehung sein. Aber das ist die Zeit, in der die Zeit der rosaroten Brille definitiv vorbei ist. Viele denken ja am Anfang, dass sie die schlechten Eigenschaften des Partners noch ändern können. Nach einigen Jahren wird ihnen dann bewusst, dass das nicht geht. Das ist dann die Zeit, wo sie sich entscheiden müssen: Will und kann ich damit leben? Diese Frage stellt sich dann. Das kann zu Krisen und Trennungen führen.

Wann kommen Paare zu Ihnen in die Beratung?

Da gibt es natürlich ganz unterschiedliche Gründe. Schwierig kann es werden, wenn das erste Kind auf die Welt kommt. Der Übergang von einer Zweier- in eine Dreierbeziehung. Oder in der mittleren Phase, wenn Paare sich auseinandergelebt haben. Wenn für die Beziehung nichts getan wurde, weder am Valentinstag noch an anderen Tagen. Wenn dann noch einer fremdgeht, und das passiert häufig, dann ist die Enttäuschung groß. Oder wenn die Beziehung eigentlich vor dem Aus ist. Die Kinder sind aus dem Haus und es gibt nichts, was einen noch miteinander verbindet. Oft hält aber einer von beiden an der Beziehung fest...

Wie können Sie dann helfen?

Wenn die Entscheidung für eine Trennung wirklich steht, dann geht es darum, dass das Paar möglichst gut auseinander geht – sich auch nach der Trennung noch in die Augen schauen und miteinander reden kann.

Sie sind selbst seit 25 Jahren verheiratet. Hilft Ihnen Ihr Wissen als Eheberaterin auch in der Praxis?

Das heißt natürlich nicht, dass wir nie streiten oder keine Krisen durchleben. Aber ich denke schon, dass wir dadurch besser wieder rauskommen.

Weil Sie welche Tipps befolgen?

Es geht um eine bestimmte innere Grundhaltung zueinander. Schlagworte wären: 'Ich bin okay. Du bist okay. Ich will Dich verstehen. Wir zwei schmieden unser Glück'. Es sind immer zwei Menschen zuständig für eine gute Beziehung. Wenn man als Paar gemeinsam in diesem Modus unterwegs ist, dann ist schon sehr viel gut.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Klara Reiter.

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