Wie lange genau die Wasserzuführung zum Biotop unterbrochen war, lässt sich nicht feststellen. Wann wer auch immer den Stein ins Rohr geworfen hat, bleibt im Dunkeln. Die Verstopfung des Rohres muss sich aber auf jeden Fall schon vor Wochen ereignet haben. Einer, der dann eines Tages wahrnahm, dass der Wasserhaushalt gestört war, ist Hans Gfaller. »Unbekannte hatten offenbar nichts besseres zu tun, als in das Zulaufrohr vom Mühlbach, nahe der Haltestation Seiboldsdorf, Nagelfluh-Steine vom Eidechsen-Park nebenan zu werfen. Dann war der Zulauf zum Biotop verlegt.«
Alle Bemühungen an Ort und Stelle, die Verstopfung auf die Schnelle zu beseitigten, scheiterten – und so war letztlich eine größere Aktion unvermeidbar. Das Wasser aus dem Mühlbach musste abgelassen und das Rohr herausgenommen werden. »Der Haslacher und damit auch der Traunsteiner Mühlbach musste so weit abgesenkt werden, dass man auf der Bachsohle arbeiten konnte«, berichtet Gfaller. Das verstopfte Rohr sei alsdann herausgenommen und durch eine andere Konstruktion ersetzt worden. »Zum Glück haben die dort lebenden Amphibien keinen Schaden genommen.«
Finanzieller und vor allem ökologischer Schaden
Beträchtlich war jedoch der Aufwand, den das Wasserwirtschaftsamt samt Partnern an diesem Vormittag betreiben musste. Drei Fachleute von der Behörde mussten anrücken, fünf Werksangestellte hatten sich um die Stillsetzung der Triebwerke, um die Absperrung am Wehr und um die Wasserhaltung für die Fische zu kümmern. Sieben Wasserkraftwerke mit einer Leistung von zusammen 1000 Kilowattstunden (kW) mussten abgestellt werden, die Fischerei war zu verständigen – und zur Energieversorgung der betroffenen Gewerbebetriebe war externer Strombezug nötig.
Baumer sagt, dass acht Arbeiter jeweils vier Stunden lang beschäftigt waren. Die Stunde mit 45 Euro berechnet, ergaben sich seinen Angaben zufolge also Kosten in Höhe von insgesamt 1440 Euro. Und Gfaller ergänzt, dass die vier Betreiber der sieben Wasserkraftwerke einen Vormittag lang keinen Strom gewinnen konnten – was bedeute, dass ihnen letztlich Einnahmen in Höhe von mehreren Tausend Euro entgangen sind. Die Betroffenen und Geschädigten sind übrigens nicht zur Polizei gegangen. So ist Gfaller überzeugt, dass eine Anzeige gegen Unbekannt sicherlich nichts gebracht hätte.
Versorgung der Traunaue war unterbrochen
Beträchtlich ist laut Andreas Baumer aber weniger der finanzielle, sondern vielmehr der ökologische Schaden, den der Stein verursacht hat. So habe die Verstopfung des Rohrs letztlich vor allem dazu geführt, dass die Traunaue wochenlang zu wenig beziehungsweise kein Wasser mehr bekommen habe.
Der Fachbereichsleiter Wasserbau und Gewässerentwicklung im Wasserwirtschaftsamt Traunstein berichtet, in einem Wasserrechtsbescheid sei festgesetzt, dass zehn Liter pro Sekunde aus dem Mühlbach, dem Kanal, ins Biotop ausgeleitet werden müssen. Dieses Wasser laufe dann in das Biotop westlich der Bahnlinie sowie über eine Zuleitung in die Aue östlich der Gleise – und gerade auch diese letztere Zufuhr sei unterbrochen worden. »Das Biotop konnte mit dem wenigen Wasser seine Funktion unter anderem zur Grundwasseranreicherung der Traunaue zwischen Bahnlinie und Traun nicht mehr erfüllen.«
Bei der Verbesserung des Hochwasserschutzes hatte das Wasserwirtschaft die Traun vor einigen Jahren tiefergelegt – womit der Grundwasserspiegel in der Umgebung gefallen ist. Diesem Rückgang will die Behörde gegensteuern – und zwar mit der Einleitung von Wasser in die Aue. Wenn sie unterbrochen ist, dann fehle Wasser, was für die Vegetation, wie Andreas Baumer sagt, von Nachteil sei.
pü