Bei den 15 Beutezügen verloren 13 ältere Frauen – zwei wurden jeweils zweimal betrogen – zwischen Mitte August und Mitte Dezember 2021 Geld, Gold und Schmuck im Gesamtwert von fast 613.000 Euro.
Unter den Geschädigten war eine zur Tatzeit im Dezember 2021 eine damals 84-jährige Frau aus Neuötting. Wie alle anderen traumatisierten Opfer konnte auch die inzwischen 86-Jährige nicht selbst in Traunstein erzählen, was damals los war. Das Gericht konnte jedoch auf die Aussagen der Geschädigten vor der Polizei zurückgreifen. Begonnen hatte das Drama mit dem Anruf eines sogenannten »Keilers« aus der Türkei, in ihrer Nähe sei eingebrochen worden. Bei den Tätern habe man Zettel mit ihren Personalien und ihrer Wohnanschrift entdeckt.
Drei »Polizeibeamte« fragten die alte Dame stundenlang aus über alle Wertsachen in ihrer Wohnung und verpflichteten sie in den bedrängenden Telefonaten zu absoluter Verschwiegenheit. Sie dürfe sich niemand anvertrauen, hieß es. Ihre Vermögenswerte werde ein »verdeckter Ermittler« abholen – »um Fotos mit polizeilichen Spezialgeräten anzufertigen«. Die verängstigte Frau legte Goldbarren, Goldmünzen, Goldschmuck, drei Brillantringe und 8300 Euro Bargeld in eine Tasche. Der Angeklagte, in diesem Fall als »Logistiker« aktiv, schickte dann einen schon in Traunstein zu einer hohen Haftstrafe verurteilten »Abholer« zu der Frau. Dieser schnappte sich die Tasche und verschwand damit.
Sämtliche Vorwürfe von Staatsanwalt Ferdinand Hohenleitner und Staatsanwältin Pia Wilczek hat der Angeklagte über eine Erklärung seiner Verteidiger, Dr. Kai Wagler aus München und Konstantin Matzner aus Mannheim, bereits eingestanden.
Am Montag ging es vor allem um Details zur Einziehung von Vermögenswerten des Angeklagten für den gesetzlichen Wertersatz. Einen Teil der Anklage, eine »Amtsanmaßung« des 33-Jährigen, stellte die Siebte Strafkammer auf Antrag der Staatsanwaltschaft mit Blick auf die verbleibenden Straftaten ein. Die Anklage umfasst noch banden- und gewerbsmäßigen Betrug in 15 Fällen. Beim nächsten Termin am morgigen Mittwoch um 9.15 Uhr, verschafft sich das Gericht Einblick in die Lebensgeschichte des Angeklagten. Mit den Plädoyers und dem Urteil wird am 8. März gerechnet.
kd