Bis auf Weiteres laufen die Veranstaltungen der Technischen Hochschule im Gebäude Stadtplatz 32. In dem Haus war früher die Kreissparkasse untergebracht, ehe der Landkreis die Immobilie erwarb. Später einmal wird die TH umziehen: auf den Campus Chiemgau, den der Landkreis westlich des Bahnhofs schafft. Neben der Technischen Hochschule Rosenheim werden auf den rund 25 000 Quadratmetern dort dann auch die Handwerkskammer sowie die Industrie- und Handelskammer Standorte erhalten.
»Wir wollen ein Miteinander«
Landrat Siegfried Walch betonte, dass sich die Partner auf dem Campus Chiemgau mit ihren Angeboten ergänzen und an einem Strang ziehen, um dringend benötigte Fachkräfte für den Handel, das Handwerk und die Industrie zur Verfügung zu stellen. »Wir wollen ein Miteinander«, betonte Walch. Die Aus- und Weiterbildung auf der einen sowie das Studium auf der anderen Seite seien nicht als Gegensatz, sondern als Einheit zu betrachten.
Walch berichtete, dass der Landkreis rund 150 Millionen Euro in den Aufbau des Campus Chiemgau investiere. »Eigentlich sind wir schon längst Hochschulstandort«, meinte er. Schließlich seien bereits drei Professoren in Traunstein tätig. Und seinen Angaben zufolge werden noch drei weitere hinzukommen. Walch machte kein Hehl daraus, dass der Landkreis die Unterstützung des Landes Bayern benötige, um die Ausgaben für den Campus Chiemgau stemmen zu können – eine Hilfestellung, die der Landkreis bereits großzügig bekommen habe und die er hoffentlich weiter bekommen werde.
In diesem Zusammenhang erwähnte Walch auch, dass der Landkreis eine Stiftung schaffe, die die Forschungen in Traunstein unterstützt – und die damit auch den Campus Chiemgau stärkt. Die Gründung erfolge in »Eigenregie« – und zwar deshalb, so Walch, »weil wir an diese Idee glauben«. Digitalisierung, Automatisierung und Robotik seien die entscheidenden Themen, die vor allem auch ländliche Regionen annehmen müssten, um zukunftsfähig zu bleiben. Der Landkreis Traunstein stelle sich jetzt dieser Herausforderung – und damit falle nun »der Startschuss für die Zukunft unserer Heimat«.
Der Großraum Traunstein gehöre zu den Regionen in Deutschland, die eine außerordentliche Dynamik aufweisen, sagte Professor Heinrich Köster, der Präsident der TH Rosenheim. Und damit sei auch eine »Dynamik in Richtung Hochschule« an den Tag zu legen – was nun vonseiten der TH Rosenheim auch so gemacht werde, wenn sie nun Angebote auch in Traunstein unterbreitet. Wie von allem Anfang an beabsichtigt werde die Digitalisierung am neuen Standort im Fokus stehen. Köster versprach, sie in Lehre und Forschung intensiv darzustellen.
Der Präsident blickte zurück und erwähnte die Meilensteine, die die TH Rosenheim auf dem Weg zum Aufbau eines Standortes in Traunstein zurücklegte. So sei etwa bereits im Juni 2019 der Startschuss der Technischen Hochschule auf dem Campus Chiemgau gefallen.
Mit »E-Commerce« startet die TH Rosenheim nun den ersten Vollzeitstudiengang in Traunstein – und weitere werden hinzukommen. So kündigte Köster an, dass im Wintersemester 2023/24 »Industrial Engineering« und ein Jahr später dann ein Studiengang in Richtung Digitale Medien folgen werden.
Regionalisierung verwirklicht
»Wir freuen uns über den Support aus der Politik«, betonte der Präsident der TH Rosenheim. Köster sagte, dass die Technische Hochschule Rosenheim mit dieser Unterstützung im Rücken Großes zu Wege gebracht habe. »Wir sind stolz darauf, dass wir die Regionalisierungsstrategie verwirklich haben«, sagte er mit Verweis auf die Gründung von Standorten in Mühldorf, Burghausen und jetzt in Traunstein.
»Wohlstand für alle ist und bleibt unser Ziel«
Ministerpräsident Markus Söder meinte, dass die Digitalisierung neben dem Klimaschutz die große Herausforderung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft darstelle. Diese Transformation, diese grundlegende Umformung des täglichen Lebens, sei zu gestalten – was der Freistaat Bayern auch mache, schließlich wolle er im internationalen Wettbewerb vorne dran bleiben. Anderswo – vor allem in Amerika und in China – werde »enorm investiert«. Als Antwort auf diese Aktivitäten fördere Bayern den Mittelstand, der schon immer die große Stütze des Landes gewesen sei und auch weiterhin bleiben werde. Und weiter betonte Söder, dass der Freistaat vor allem auch die Chancen nutze, die der ländliche Raum bietet. »Wohlstand für alle ist und bleibt unser Ziel.«
Der Ministerpräsident erinnerte daran, dass der Freistaat 2019 eine Hightech Agenda aufgestellt habe. Mit rund 3,5 Milliarden Euro finanziere der Freistaat eine Technologieoffensive – was in diesem Ausmaß einzigartig in Deutschland sei. Bayern investiere in die Künstliche Intelligenz mehr als Spanien und Italien zusammen.
Den Ertrag dieser Förderinitiative werde der Freistaat nicht sofort einfahren, sondern erst in einigen Jahren, so der Ministerpräsident weiter. Und er war überzeugt, dass die Hightech Agenda greifen werde – und dass Bayern damit dann »eines der stärksten Länder bleiben wird«.
Der Ministerpräsident sah im technischen Fortschritt eine Chance, die am Schopf zu packen ist. Die Aufgabe laute, neue Erkenntnisse zu gewinnen und daraus dann etwas zu machen. »Wir sind erfolgshungrig.« Und weiter: »Der Wettbewerb fordert es von uns – und wir werden es sein.«
Söder sagte, dass neben einem rationalen Grund – dem Angebot der Technischen Hochschule Rosenheim – auch ein emotionaler für ein Studium in Traunstein spreche. So sei eine Umgebung vorhanden, die – wie der Ministerpräsident mit Blick auf die landschaftlichen Schönheiten in der Region sagte – »zum freien Denken einlädt«. Söder: »'E-Commerce' und Edelweiß verbinden sich zu einer Symbiose« – und diese Konstellation mache ein Studium in Traunstein »so sexy«. Die Region besitze ein »riesiges Potenzial«.
Von einem »ganz besonderen Tag« sprach Wissenschaftsminister Markus Blume. »Wir machen einen neuen Hochschulstandort auf.« Die Eröffnung füge sich nahtlos ein in die Erfolgsgeschichte, die der Freistaat immer weiter schreibe. So habe Bayern jetzt so viele Studierende wie noch nie und investiere auch so viel Geld in seine Hochschulen wie noch nie. Der Personalstand habe einen »absoluten Rekordstand« erreicht.
Die TH Rosenheim sei eine der dynamischsten Hochschulen in Bayern. Sie sei der »Stern des Südens« und schlage immer wieder neue Wege ein – was sie auch in Traunstein unter Beweis stelle. So sei der Studiengang »E-Commerce« eine Antwort auf die Herausforderungen der Zeit. Er sei auch dual möglich – und vor allem auch international. So seien rund 50 Prozent der Studienplätze an ausländische Bewerber vergeben worden.
»Einer der schönsten Studienorte in Bayern«
Die 3,5 Milliarden Euro, die der Freistaat Bayern im Rahmen seiner Hightech Agenda auszugeben gedenkt, seien »richtig angelegt«, betonte Blume. So habe etwa allein die TH Rosenheim 36 neue Professoren bekommen. Der Wissenschaftsminister zeigte sich überzeugt, dass der Campus Chiemgau »großartig« wird. Traunstein sei möglicherweise »einer der schönsten Studienorte in Bayern«. Wer in Traunstein studiere, müsse genau genommen das Gefühl haben, dass er dauernd in den Semesterferien ist. E-Commerce sei ein »ganz besonderer Studiengang an einem ganz besonderen Ort«.
Handel im digitalen Zeitalter
Im Studiengang »E-Commerce« steht der Handel im digitalen Zeitalter im Brennpunkt. Neben einer umfassenden betriebswirtschaftlichen Ausbildung vermittelt der Bachelorstudiengang insbesondere eine fachspezifische Expertise rund um die Themen »E-Commerce« und »Digital Business«. Neben Themen aus den Bereichen Online-Shopping und Online-Marketing beschäftigen sich die Studierenden auch mit digitalen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Big-Data, Augmented Reality, Virtual Reality und Blockchain. Auch ist es möglich, den Studiengang »E-Commerce« dual zu absolvieren. Unterrichtssprache ist Englisch. Die Leitung liegt in den Händen von Professor Dr. Martin Fleischmann und Professorin Dr. Julia Dittrich.
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