Hinter dieser Bemerkung steht die Tatsache, dass Bayern zwischen 2019 und 2022 ein Minus von 9,1 Prozent bei den Gästezahlen hinnehmen musste. »Der Chiemgau hatte lediglich 4,5 Prozent weniger Gäste«, betonte Semmelmayr. 2021 habe die Region im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit den geringsten Einbruch im Freistaat verzeichnet. Ein Lockdown im August wirke sich in Tourismusregionen stärker aus als anderswo: »Corona hat uns alles verhagelt.«
2022 sei ein im Vergleich zu oberbayerischen Mitbewerbern relativ geringes Wachstum von nur 26,4 Prozent erfolgt. Der scheidende Geschäftsführer (wir berichteten) präsentierte jedoch auch eine sehr gute Botschaft: »2023 haben wir eine hohe Nachfrage. Ich bin richtig optimistisch für ein 'bestes Jahr ever'. Der Tourismus im Chiemgau kann im laufenden Jahr die Vor-Corona-Jahre übertreffen.« Zudem seien nicht nur die Nachfrage, sondern auch die Preise in dem Sektor um bis zu 30 Prozent gestiegen. Parallel seien die Kosten für Tourismusbetriebe in die Höhe gegangen. Unter dem Strich bedeute die Entwicklung: »Nicht die Übernachtungszahlen, sondern eine nachhaltige Wertschöpfung ist die neue Messgröße im Tourismus. 43 Prozent der Gäste wollen künftig umwelt- und sozialverträglich reisen. Über 70 Prozent der Gäste planen eine Reise voll digital. Die Krise ist ein Riesenerfolg für die Betriebe.« Insgesamt sprach Semmelmayr von »Grund zuOptimismus«. Im Chiemgau Tourismus arbeite die ganze Region zusammen, betonte Landrat Siegfried Walch. Er rief alle Politiker auf, »das Kirchturmdenken jeden Tag zu überwinden«. Semmelmayr befinde sich in den Endzügen seiner Tätigkeit und führe den Verband noch über in die Chiemgau GmbH. Walch wörtlich: »Ihnen gebührt Dank für Ihre tolle Arbeit, ebenso für die Mitarbeit an der kommenden Fusion.«
Für eine Verlängerung der Saison, ob im Winter oder im Sommer, hin zu einer »Ganzjahressaison« trat Sepp Hohlweger, Bündnis 90/Die Grünen, ein. Der Fachkräftemängel erstrecke sich auch auf den Tourismus. Das müsse besser werden. Die Million bedeute für den Landkreis viel Geld. Hinzu komme die halbe Million Euro der Kommunen – die darüber hinaus selbst viel in den Tourismus investierten. Zum Thema Fachkräftemangel merkte Landrat Walch an: »Tourismus ist nicht nur Marketing. Ich werbe für den Zusammenschluss mit der Chiemgau GmbH. Die kümmert sich unter anderem um den Bereich Aus- und Weiterbildung.«
In der gleichen Sitzung verabschiedete der Kreisausschuss ohne Diskussion und Gegenstimme einen Personalkostenzuschuss von 12.000 Euro für die Umweltberatung des Forums Ökologie Traunstein. 15.000 Euro gingen an das Netzwerk Hospiz Traunstein. Mit dem Zuschuss finanziert der Landkreis zusammen mit dem Berchtesgadener Land einen Netzwerkkoordinator. Ziel ist, ab 2023 den Aufbau und die Arbeit von Netzwerken unter Einbeziehung bestehender Versorgungsstrukturen aufzubauen und zu unterstützen.
Die Geheimhaltung für einen nichtöffentlichen Beschluss hob der Ausschuss auf. Demnach wurde der Auftrag für das Gewerk »Haufwerkentsorgung 3« für die Baumaßnahme Campus Chiemgau in Traunstein an die Firma Lampersberger Umwelt GmbH in Nußdorf-Aiging mit einem Volumen von 124.712 Euro brutto vergeben. Zur Erklärung: Bei »Haufwerk« handelt es sich um mineralische Bau- und Abbruchabfälle des künftigen Campus-Geländes.
Nach Auswirkungen für die Kliniken Südostbayern AG durch die Corona-Pandemie erkundigte sich Andreas Füssel, AfD. Es habe Ausgleichszahlungen gegeben, erwiderte Vorstandsvorsitzender Dr. Uwe Gretscher. Sie seien inzwischen beendet, es gebe aber nach wie vor »Nachwehen« in den Kliniken. Außerdem sei die Krankheitsquote beim Personal noch immer hoch.
kd