Passend zu diesem Leitgedanken lenkten Stadtheimatpflegerin Dr. Lydia Großpietsch und Kreisheimatpfleger Dr. Christian Soika die Aufmerksamkeit auf eine Vila, die unter Denkmalschutz steht und die vor allem auch unter Beachtung der Auflagen im Jahr 2009 eine grundlegende Sanierung erfahren hat: auf die Villa Luise. Das herrschaftliche, über 100 Jahre alte Haus ist Teil eines Ensembles, das aus vier Gebäuden besteht. Aufgeteilt auf mehrere Gruppen besuchten insgesamt rund 40 Bürger das großbürgerliche Wohnhaus.
Großpietsch erläuterte, dass die vier Villen, die allesamt an der Herzog-Friedrich- Ecke Crailsheimstraße stehen, ein »besonderes Beispiel für die Stadterweiterung« in der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert seien. Sie berichtete, dass ursprünglich Bauträger die Gebäude errichtet und sie dann an wohlhabende Pensionäre verkauft hätten – wobei mit Pensionären oder Rentnern nicht Ältere gemeint sind, die ihr Berufs- und Erwerbsleben schon abgeschlossen hatten, sondern vielmehr solche, die von Renten, als von Einkünften aus verschiedenen Quellen lebten. Aus ganz Deutschland seien sie damals nach Traunstein gezogen. Die Häuser an der Herzog-Friedrich- Ecke Crailsheimstraße seien noch noch bis in die jüngste Vergangenheit im Besitz dieser Familien gewesen.
Die Villa Luise ist ein großbürgerliches Wohnhaus, das bis heute weitgehend im Originalzustand erhalten ist. Eigentümer Franz Baumann berichtete, dass er die Villa – sie trägt den Vornamen der vormaligen Besitzerin – 2009 saniert habe. Was die Substanz des Gebäudes, insbesondere das Dach, betraf, so habe sich damals herausgestellt, dass sie in Ordnung gewesen sei, also dass keine Nachbesserungen im großen Stil erforderlich gewesen seien. Ganz anders jedoch sei die Bestandsaufnahme im Inneren ausgefallen: Innen habe nahezu alles ertüchtigt werden müssen.
Baumann erläuterte, dass vielfältige Auflagen im Rahmen der Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses zu beachten gewesen seien. So habe er etwa auch die Aufgabe gestellt bekommen, die Original-Kastenfenster zu erhalten. »Fensterertüchtigung« habe der Fachausdruck gelautet, den er gesagt bekommen habe. Notwendig gewesen seien zahlreiche Arbeiten, angefangen vom Abfräsen des Holzes über die Schaffung neuer Profile bis hin zum Abdichten der Fugen. Die Sanierung der Fenster sei sehr aufwändig gewesen.
Zur Wanderung auf den Spuren der Hans-Vogl-Orgel trafen sich etwa 30 Teilnehmer vor der Pfarrkirche St. Oswald am Stadtplatz. Obwohl die Veranstaltung mit Pausen an den einzelnen Stationen fast zwei Stunden dauerte, erfolgte kein maßgeblicher »Schwund«. Großpietsch erläuterte die Geschichte der einzelnen Standorte des Musikinstruments. Der Organist von St. Oswald, Manfred Müller, ließ die Teilnehmer dem Klang der jeweiligen Nachfolgeorgeln an den früheren Standorten der Hans-Vogl-Orgel lauschen und erläuterte die Unterschiede der verschiedenen Instrumente.
Orgel 1668/69 für Bruderschaft gebaut
Hans Vogl hatte die Orgel 1668/69 für die Corpus-Christi-Bruderschaft von St. Oswald gebaut. Deren Ziel war die Verehrung des heiligsten Altarsakramentes – und zu einer feierlichen Liturgie benötigte man eben auch eine Orgel. Um sie dann bei einer Erweiterung der Stadtpfarrkirche nicht zu gefährden, kam sie dann in die Salinen-Kapelle, wo sie anschließend bis zum Jahr 1770 blieb.
Nach dem Stadtbrand 1851, der auch die Salinenkirche in der damaligen Gemeinde Au in Mitleidenschaft zog, versetzten die Traunsteiner die Orgel in die Friedhofskirche – wo sie dann aber auch nicht blieb. So kam sie letztlich auf die hölzerne Empore des Ettendorfer Kircherls.
Christoph Großpietsch, der zur Restaurierung und zur Geschichte der Orgel eine umfangreiche Festschrift herausgegeben hat, stellte die Hans-Vogl-Orgel vor. Abschließend begeisterte Manfred Müller die Teilnehmer mit mehreren Musikstücken auf diesem Instrument.
pü