Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer sagte in einer Pressekonferenz am Donnerstag im Rathaus, im Stadtrat bestehe der »einhellige Wunsch«, die Betreuung und die Bespielung des Hauses auf die Gesellschaft zu übertragen. Der Vertrag werde ausgehandelt. Die auslaufende Vereinbarung mit der Agentur von Alexandra Birklein, die bislang das Kulturforum im Auftrag der Stadt betrieben hatte, erfahre keine Verlängerung.
Birklein managt damit nur noch bis Ende dieses Monats den Betrieb in der Klosterkirche. Am 1. Oktober 2018 hatte sie damit angefangen, für die Stadt zu arbeiten. In der Folgezeit holte sie Konzerte, Ausstellungen und anderes in den Kulturtempel. Die Stadt verlängerte den Vertrag mit Ablauf des 31. Dezember 2022 um weitere drei Monate – und jetzt am 31. März geht die Laufzeit zu Ende.
Hinter der Neuorganisation des Betriebes im Kulturforum stünden zwei »tragende Gedanken«, so Oberbürgermeister Hümmer. Zum einen müsse berücksichtigt werden, dass das Kulturforum für die »Marke Traunstein prägende sein muss«. Das Haus sei ein »Pfund, mit dem wir wuchern können«. Zum anderen habe Traunstein nicht ein einziges Veranstaltungszentrum, sondern stattdessen viele Bühnen – und damit neben dem Kulturforum zum Beispiel auch die Kulturfabrik Nuts oder aber auch das Vereinshaus. Weil sich die Kultur in Traunstein aufteile, sei jemand vonnöten, der die einzelnen Teile zum großen Ganzen zusammenfügt und die Aktivitäten koordiniert. Niemand könne diese Aufgabe besser erledigen als die Stadtmarketing GmbH. Sie müsse »nichts verdienen«, sie sei ein »ehrlicher Makler«.
Die Stadtmarketing GmbH sei keine hundertprozentige Tochter der Stadt, sagte der Oberbürgermeister, der kraft seines Amtes auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaft ist. Neben der Stadt seien auch einige andere an der GmbH beteiligt. Hümmer führte aus, dass die GmbH nun neben ihrer ureigenen Aufgabe, der Wirtschaftsförderung, einen zweiten neuen Geschäftszweig entfalten und sich dann um die Kultur kümmern werde. Die Erweiterung werde jedoch nicht zulasten der übrigen, nicht städtischen Gesellschafter gehen. So sagte Hümmer, dass der neue kulturelle Bereich ausschließlich von der Stadt bezahlt werde, während die Wirtschaftsförderung auch künftig von allen Gesellschaftern getragen werde.
Betriebs- und Nutzungskonzept
Hans-Peter Weiß, der Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH, führte aus, dass er bereits ein Betriebs- und Nutzungskonzept für das Kulturforum Klosterkirche ausgearbeitet habe. Er sagte, dass Veranstaltungseinrichtungen in der Regel Zuschussbetriebe seien. »Nur baulich und inhaltlich konsequent auf Wirtschaftlichkeit ausgerichtete Häuser haben die Chance, die Betriebskosten zu erwirtschaften.« Er betonte, dass gut geführte Kultureinrichtungen mit überregional ausstrahlenden Veranstaltungen »wesentlich zum Attraktivitätsgewinn einer Stadt beitragen«.
Das Kulturforum habe der Stadt laut Weiß in den beiden vergangenen Jahren Kosten von 267 000 Euro und 258 000 Euro beschert – oder umgerechnet pro Monat 22 250 Euro und 21 500 Euro. Und der Geschäftsführer sagte: »Kultur kostet Geld.«
Weiß betonte, dass die GmbH viele verschiedene Veranstaltungen ins Kulturforum holen wolle: Konferenzen, Seminare, Kongresse, Musik und Theater, Kino und Film, Tanz und Ballett und anderes. »Wir spielen in – fast – jeder Liga«, sagte der Geschäftsführer. Ansprechen wolle man Familien, Senioren, junge Leute, Schulen, Gruppen, Behinderte und Benachteiligte. Weiß: »Wir spielen für jedes Publikum.« Und die Stadtmarketing GmbH wolle vor allem auch mit den anderen Anbietern von Kultur in Traunstein zusammenarbeiten: »Wir spielen im Team.«
Verbunden mit dem Aufbau des neuen Geschäftsbereiches »Kultur & Event« sei die Schaffung von Stellen, so Weiß weiter. Nötig seien insbesondere ein Kultur- und ein Eventmanagement, ebenso seien die Aufgaben, Marketing und Grafik in kompetente Hände zu legen. Und auch eine Auszubildende oder ein Auszubildender sei wünschenswert. Wie viele Stellen am Ende genau erforderlich sind, ergebe sich erst nach der Aufnahme der Arbeit.
Neuer Name: »Kulturforum Traunstein«
Mit der Umsetzung des neuen Betriebs- und Nutzungskonzepts ändere sich auch der Name, so Weiß weiter. Um insbesondere auch in der Region eine Marke zu werden, die verortet werden kann, heiße das »Kulturforum Klosterkirche« künftig dann »Kulturforum Traunstein«.
Hümmer betonte, dass die Neuorganisation des Betriebs in der Klosterkirche keine Entscheidung gegen Alexandra Birklein, sondern vielmehr eine für die Stadtmarketing GmbH sei. »Wir haben mit Frau Birklein gut zusammengearbeitet.« Zuletzt seien aber zwei »neue Situationen« eingetreten. Zum einen habe sich die Stadtmarketing GmbH »neu und anders« aufgestellt. Zum anderen sei im Stadtrat eine »Dynamik« entstanden: Gewachsen sei die Überzeugung, dass die Stadtmarketing GmbH in der Diskussion über das Kulturforum ein »gute Lösung« sei. Die Übertragung des Betriebs erfolge im Sinne sowohl des Stadtrates als auch der Stadtmarketing GmbH, sagte Oberbürgermeister Hümmer.
pü