Die gefiederten Gäste, die die Unterkunft hoch über dem Stadtpark nutzten, müssen sich jetzt ein neues Quartier suchen. »Ein Specht hatte ein riesiges Loch ins Dach gehackt«, erzählt Prüller. Die Kirche St. Georg und Katharina ist ein Kleinod mitten in der Stadt. 1405 fand sie eine erstmalige Erwähnung in der Überlieferung, damals stand sie noch am Stadtplatz.
An der Kirche hinterließen die Jahrhunderte deutliche Spuren. Erstmals erfolgte nun eine gründliche Außensanierung von A bis Z, in früheren Zeiten war, wie Prüller berichtet, lediglich einmal die eine und dann die andere Stelle ausgebessert, nicht aber alles in allem auf Vordermann gebracht worden.
Lang war der Weg zur Sanierung gewesen. Bereits 1992 hatte die Kirchenverwaltung St. Oswald erste Überlegungen angestellt, doch im Ordinariat der Erzdiözese München-Freising stieß sie damals auf kein Gehör. Ein Antrag aus Traunstein blieb erfolglos. 2012 unternahm die Pfarrei St. Oswald dann einen weiteren Vorstoß – und diesmal lief dann alles anders. Das Ordinariat habe den Antrag angenommen, so Prüller. Nach einer Bestandsaufnahme und einer Kostenschätzung sei 2015 schließlich das endgültige Okay in Traunstein eingetroffen.
2016 legte die Kirchenverwaltung los. »Der Dachstuhl war sehr marode«, erinnert Prüller an einen von vielen Ansätzen für die Sanierung. Das Gebälk habe zu 40 Prozent erneuert werden müssen. Und zu guter Letzt habe man das Kirchendach dann sogar zu 100 Prozent völlig neu eingedeckt. Statt der Lärchen- habe man Zedernschindeln verwendet – in der Hoffnung, dass sie jetzt länger halten.
Das Gesims ist erneuert, die Dachrinnen sind ausgetauscht worden. Und dann hat die Kirchenverwaltung vor allem auch die Fassaden auf Vordermann gebracht. »Wir haben versucht, den alten Putz zu erhalten«, so Prüller. Die Arbeiter hätten Meter für Meter abgetragen und immer wieder entschieden, was an der Fassade bleiben könne.
Die Außenseiten des Gotteshauses erhielten – was jeder Spaziergänger, der nun an der Kirche vorbeikommt, unschwer erkennen kann – einen neuen Anstrich. Eine genaue Bezeichnung für die Farbe zu geben fällt dem Mitglied der Kirchenverwaltung alles andere als leicht: Im Bereich zwischen Ocker und Beige liege nun das Antlitz der Kirche. Eine weitere Neuerung: Wie schon im 17. Jahrhundert erhielten nun wieder alle Fassaden aufgemalte Quaderungen.
Auf Vordermann brachte die Kirchenverwaltung auch alle Türen. Historische Vorbilder spielten eine gewichtige Rolle. Die Eingangstür war im 19. Jahrhundert verändert worden, jetzt kehrte man zum ursprünglichen Zustand zurück. »Wir haben das Original wieder hergerichtet«, sagt Prüller.
Die gesamte Außenrenovierung kostet laut Prüller 950.000 Euro. Die Stadt Traunstein beteiligt sich mit 37.580 Euro, der Förderverein Alt-Traunstein mit 15.000 Euro. Der Bezirk Oberbayern fördert die Sanierung mit 50.000 Euro, der Landkreis Traunstein mit 20.000 Euro. Die Pfarrei St. Oswald muss 102.580 Euro aufwenden – und den großen Rest übernimmt die Erzdiözese.
Das eine Werk ist vollbracht, das andere steht noch bevor: Nach einer Außen- will die Kirchenverwaltung St. Oswald auch eine Innensanierung vornehmen. Doch wann sie erfolgt, steht noch in den Sternen. Sie werde, wie Prüller sagt, erst dann ein Thema, wenn die Sanierung der Stadtpfarrkirche St. Oswald abgeschlossen ist – und dort laufen die Arbeiten noch eine gute Weile. pü