Der Rehbock verirrte sich, wie der Bürger dem Traunsteiner Tagblatt erzählte, und stand auf einmal in dessen Garten, der Bäume und Sträucher aufweist. »Wir beobachten ihn eine Zeit lang. Er versuchte, aus seinem 'Gefängnis' auszubrechen und durch die schmalen Stäbe eines Stahltors ins vermeintlich Freie zu kommen.« Mit dem Kopf und dem Vorderteil sei er hindurchgekommen, nicht aber mit seinem Becken, das deutlich breiter ist. Das Tier sei stecken geblieben. Ein »Entkommen« sei unmöglich gewesen.
»Was macht man mit einem Rehbock, der im Zaun festhängt und verzweifelt die Freiheit sucht?« Der Bürger gab sich selbst eine Antwort auf diese Frage und rief die Polizei. Die freundlichen, jungen Beamten, die zu ihm eilten, wussten sich – und vor allem dem Tier – dann aber auch nicht zu helfen.
Der Stadtförster war nicht erreichbar, der befreundete Nachbar, ein Jäger, glücklicherweise aber schon. »Er war uns rasch behilflich, das arme Tier zu befreien.«
Und so lief dann die Rettungsaktion: Die Helfer zogen Handschuhe an, hielten den Kopf fest und schoben das Tier ganz vorsichtig rückwärts durch die Stäbe. Anschließend banden sie die hinteren und vorderen Läufe zusammen, damit der Bock nicht entkommt und sich nicht noch einmal im Stadtgebiet verirrt.
Die Helfer legten das Tier vorsichtig in den Kofferraum eines Autos – der Deckel blieb offen. Und in Begleitung des Polizeifahrzeugs brachten sie den Bock in den nächsten Wald. Dort angekommen, nutzte das einjährige Tier, wie der Bürger weiter mitteilte, »überraschend ruhig seine neu gewonnene Freiheit und trabte 'reinen Gewissens' Richtung Wald.« pü