»Wahrscheinlich auch mit den Veränderungen, die die letzten zwei Jahre für uns alle mit sich gebracht haben«, stellte sie fest, dass sie mehr will – »dass ich wirklich helfen und da sein möchte«. Da es in ihrem Umfeld einige Pflegekräfte gibt, habe sie sich immer mehr mit dem Beruf auseinandergesetzt, mit der Vielseitigkeit und den vielen Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. »Ich habe immer mehr Interesse an der Ausbildung gefunden und die Freude gesehen, die dieser Beruf mit sich bringt«.
Arbeitsmöglichkeit in verschiedenen Bereichen
In der sogenannten »Generalistischen Ausbildung« zur Pflegefachkraft fand sie einen Weg, sich im Bereich der akut-, ambulanten, aber auch Langzeitpflege zu verwirklichen. Mit der abgeschlossenen Ausbildung kann sie dann in verschiedenen Bereichen arbeiten, mit Senioren, Erwachsenen, Kindern und Säuglingen.
Die Kliniken Südostbayern seien ein regionaler Arbeitgeber, der es ihr ermögliche, flexibel im ganzen Chiemgau zu arbeiten. Er biete auch Vorteile für die Freizeit und den Transfer zur Arbeit. Also habe sie den Schritt gewagt und sich beworben »und stehe nun sehr glücklich hier«.
Da sie sich von Anfang an sehr bewusst darüber war, was sie erwarten würde, gab es bis jetzt keine unerwarteten Überraschungen, sagt sie. Anna Forster startete ihre Ausbildung im April. Jedoch bringe der Stationsalltag oft Situationen mit sich, »auf die man sich nicht vorbereiten kann, die man nicht erwartet, aber an denen man stetig wächst und auch mit viel Erfahrung immer noch Neues lernt. Es ist fast schöner, als ich es mir erwartet habe.«
Natürlich kamen auch ihr Zweifel und Vorurteile entgegen, die für sie bis heute aber nicht bestätigt wurden. Vieles komme darauf an, wie man Sachen sieht und gewichtet, und »natürlich bringt der Beruf Aufgaben mit sich, die eventuell zu Beginn etwas unangenehm sind und Überwindung kosten können, aber für mich überwiegt die Freude, die Dankbarkeit, die man immer wieder aufs Neue miterleben darf«. Befragt nach dem Positiven, dem Besonderen in der täglichen Arbeit, sagt sie: »Für mich persönlich ist es das Lächeln, die Freude, die ich schenken kann. Die Stütze, die ich den Patienten auch in schweren Zeiten sein kann. Die Würde, die ich den Patienten geben kann. Der Erfolg der Patienten, den ich immer wieder miterleben darf, der mir neue Kraft gibt und zeigt, dass ich genau das Richtige mache«.
Ausschlafen oder um 14 Uhr Feierabend
Den Schichtdienst genießt sie sehr, »da ich jeden Tag meine Freizeit nutzen kann. Entweder habe ich einen entspannten Vormittag, an dem ich ausschlafen kann, meine freie Zeit in der Natur verbringen oder mich mit Freunden zum Frühstücken treffen kann und erst gegen 13 Uhr zur Arbeit muss, oder ich kann meinen Tag ab 14 Uhr voll nutzen«.
Natürlich sei das Arbeiten an Wochenenden vor allem für junge Leute oft ein Thema, »aber das ist wieder Ansichtssache. Ja, ich habe nicht jedes Wochenende den ganzen Tag zur Verfügung, aber dafür habe ich meine freien Tage unter der Woche und kann die Ruhe bei allen möglichen Freizeitaktivitäten genießen. Und auch wenn ich am Wochenende arbeiten muss, habe ich immer noch einen halben Tag, den ich nutzen kann, und niemand ist verpflichtet, jedes Wochenende im Jahr zu arbeiten«.
Natürlich gebe es psychische oder physische Herausforderungen. »Aber die Erfolge, die wir täglich sehen, sind es eben, die das wieder wettmachen«. Zur Zusammenarbeit im interdisziplinären Team sagt sie, in der Pflege sei man wie in jedem Beruf in einer gewissen Hierarchie. »Jedoch erlebe ich einen sehr respektvollen Umgang auf meiner Station, sei es mit Pflegekräften, die seit über 30 Jahren im Beruf sind, oder Ärzten«. Die Schule sei eng mit den Kliniken verbunden, was die Kommunikation wesentlich vereinfache. Für ihre Anliegen gebe es immer ein offenes Ohr und Unterstützung der Schüler. Die »zentrale Praxisanleitung« biete die perfekte Verbindung zwischen dem Bildungszentrum und dem Klinikalltag. Es gebe Begleitung für jegliche fachliche Fragen in der Praxis, was die maximale Qualität der Arbeit ermögliche.
»Ich persönlich musste mich bis jetzt noch keiner Kritik stellen«, antwortet Anna Forster auf die entsprechende Frage. Natürlich werde man in einer Ausbildung auf Fehler hingewiesen, aber das sei die Chance, es besser zu machen. »Und natürlich kann einem immer ein Patient oder ein Kollege über den Weg laufen, der schlechte Laune hat oder mit dem man sich nicht so gut versteht, aber wir sind eben alle nur Menschen einer großen, bunten Gesellschaft, in der ein respektvoller Umgang das Wichtigste ist.«
Für die Entscheidung für diesen Beruf gebe es immer wieder Wertschätzung von Patienten, aus dem privaten Umfeld, seitens des Teams und der Schule. »Jedoch ist es schade, dass die Gesellschaft die Wertschätzung unseres Berufs oft vergisst, solange sie unsere Hilfe nicht in Anspruch nehmen müssen. Und ich denke, ich spreche in dem Fall nicht nur für mich, dass wir uns über Anerkennung und Wertschätzung der Gesellschaft sehr freuen würden, egal in welcher Form«.
Sehr viele Möglichkeiten, auch zur Weiterbildung
Ob sie sich vorstellen kann, den Beruf bis zur Rente auszuüben, beantwortet sie so: »Im Bereich der Pflege ist das oft eine körperliche Frage, so wie das bei anderen Berufen, zum Beispiel im Handwerk oder Handel, auch ist«. Ob sie also den Rest ihrer Berufslaufbahn auf Station verbringen kann, könne sie jetzt noch nicht sagen. Doch habe sie keinerlei Sorgen: »Meine Ausbildung zu Pflegefachfrau ermöglicht mir so viele Möglichkeiten, in anderen Bereichen der Pflege weiterzumachen, ob über Weiterbildungen oder Studiengänge. In der Pflege ist so vieles mehr möglich. Und vor allem jetzt, wo die Pflege in Deutschland langsam im Wandel angekommen ist, eröffnen sich in Zukunft bestimmt immer mehr Möglichkeiten und Wege, die wir gehen können«.
coho