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Der neue Kantor der evangelischen Auferstehungskirche Matthias Bertels­hofer.
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Zwei Meter Abstand zwischen den Sängern muss derzeit sein – beim Proben wie bei der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes. Daher können dann auch nur maximal 14 Kantoreimitglieder auf der Empore singen. (Fotos: Wannisch)

Neue Klänge schallen durch die Auferstehungskirche

Traunstein – Ein freudiges »Hallo« schallt den nach und nach eintrudelnden Mitgliedern der Kantorei der Auferstehungskirche entgehen, als sie den Kirchenvorraum betreten. Ein Mitglied steht mit einer Sprühflasche bereit, und stellt sicher, dass sich alle Sängerinnen und Sänger die Hände desinfizieren und in die ausgelegte Teilnehmerliste eintragen. »Wir freuen uns so auf das Beisammensein und die nette Gesellschaft«, sagt Brigitte Häusler, die seit Jahrzehnten in der Kantorei singt. Dass sie strahlt, ist ihr trotz der Mund-Nasen-Maske anzumerken.


Irgendwie soll Normalität herrschen, doch nichts ist normal. Die Corona-Pandemie hat den Probenbetrieb der Kantorei – so wie vieler anderer Chöre in der Region – seit Ende Februar zum Erliegen gebracht. Dieser Dienstagabend, an dem die erste Probe seit fast sieben Monaten stattfindet, ist für alle ein Neubeginn in doppelter Hinsicht. Endlich lernen sich die Sängerinnen und Sänger und der neue Kantor Matthias Bertelshofer kennen.

Auf den Kirchenbänken sowie auf Stühlen rund um den Altar liegen – immer mit den vorgeschriebenen zwei Metern Abstand – Notenblätter auf. Gelbe, grüne, rote und blaue Zettel geben an, welche Stimmlage wo Platz nehmen soll. Es sind genau 29 Stück. »Mehr Sänger dürfen nicht teilnehmen«, sagt Bertelshofer etwas nervös. Wie viele tatsächlich kommen werden, weiß er nicht. Schließlich sind es 20 Sänger. Eine ordentliche Probe ist möglich.

Frischen Wind, neue Probentechniken und Ideen – die Wünsche der Kantorei an ihren neuen Dirigenten sind hoch. Das Neues auch immer ungewohnt ist, merken die Sänger bereits beim Warmsingen. Die Übungen sitzen natürlich noch nicht. Doch die Freude am Singen ist schnell zu hören, so dass auch die letzten Masken fallen. Während des Singens müssen diese nicht getragen werden, da die Sänger zueinander den erforderlichen Abstand einhalten können.

»Wir sind in letzter Zeit durch viele Hände gegangen«, sagt Brigitte Häusler. Die Stelle des Dekanatskantors war vakant, da Kantorin Ulrike Ruf krankheitsbedingt ausfällt. Und dann kam Corona. »Im Februar haben wir das letzte Mal geprobt«, erinnert sich Tenor Stefan Schönberger. Puccini – ein Konzert war geplant. Die wöchentlich 90 Minuten Probenzeit, für Schönberger die Möglichkeit jenseits des Alltags in eine andere Welt einzutauchen, hätten ihm sehr gefehlt. Daher sind die 20 Kantoreimitglieder, die nach fast sieben Monaten Zwangspause in die Kirche gekommen sind, froh, dass es seit Mitte Juli mit Matthias Bartelshofer als Vertretung einen neuen Kantor gibt. Und der möchte eigene Akzente setzen.

Der 29-jährige gebürtige Oberpfälzer, der in München evangelische Kirchenmusik und Musik auf Lehramt studiert hat, tritt in Traunstein seine erste hauptamtliche Stelle als Gemeindekantor an. »Ich wollte weg aus der Großstadt, und auch nicht nach Weiden zurück, da hat es mit Traunstein sehr gut gepasst.« Nun gilt es für Bertelshofer die Fühler auszustrecken. »Neben der Kantorei möchte ich schwerpunktmäßig mit verschiedenen Ensembles arbeiten, sofern sich das mit den Corona-Vorgaben in Einklang bringen lässt«, sagt der Kantor. Da sein Hauptinstrument die Orgel ist und die »Königin der Instrumente« in der Auferstehungskirche nach Bertelshofers Meinung eine tolle Nachempfindung einer Barockorgel ist, soll dieses Instrument sowie die Musik der Renaissance und des Barock in seiner Arbeit großen Raum einnehmen. »Mir wurde schon gesagt, dass das Traunsteiner Publikum anspruchsvoll ist«, betont der 29-Jährige. So könne er sich gut kleine Konzertreihen vorstellen und irgendwann, wenn es die Umstände zulassen Kombinationen aus Musik und Tanz. Doch das ist Zukunftsmusik, denn Bertelshofer weiß, dass seine Vertretungsstelle als Dekanatskantor erstmal nur bis Jahresende befristet ist.

Daher liegt ein Fokus aktuell auf der Arbeit mit der Kantorei. Die Konfirmation am 20. September steht an. Wenig Zeit nach so langer Singpause für die Probenarbeit. Daher müsse Bertelshofer, der bisher als Dozent für Chorleiterlehrgänge gearbeitet hat, herausfinden, wo er anknüpfen könne. »Singt so, als wäre es das Virtuoseste, was ihr jemals gesungen habt«, fordert Bertelshofer, die Sänger auf. Engagiert versuchen diese, die Vorgaben des neuen Kantors umzusetzen. Kraftvoll erklingt das »Hosianna« trotz des Abstands wie ein warmer Klangteppich. Für den Fachmann wird während der ersten Probe schnell klar, auch wenn die Stimmen noch etwas untrainiert sind, dass hier viel Potenzial vorhanden ist. »Ich bin erfreut, wie schnell es schön klingt und wie intonationssicher die Sänger sind«, zollt der Gemeindekator in der Probenpause seinen Sängern Respekt.

Und wie sehen es die Sänger? »Es war wunderschön, beschwingt, er packt es gut an«, sagt Amöne Leithäuser. Auch Michael Haschke ist begeistert: »Man muss sich zwar sehr konzentrieren, weil viel Neues dabei ist, aber dadurch ist man auch sehr viel fokussierter.« vew

 

Wer die Kantorei der Auferstehungskirche mit seiner Stimme unterstützen möchte – gesucht sind vor allem Männerstimmen –, der kann sich mit Kantor Matthias Bertelshofer unter der Telefon 0170/67 70 321 oder per E-Mail matthias. bertelshofer@elkb.de in Verbindung setzen.

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