Der Premierentag der Schäffler beginnt bereits um 10 Uhr mit einer Andacht mit Stadtpfarrer Georg Lindl und der kirchlichen »Aussendung« der Schäffler in der Kapelle des Kinderheims St. Josef. Im Anschluss daran marschiert die 43-köpfige Schäfflergruppe – Tänzer, Reifenschwinger, Fassl- buam, Kasperl, Kreuzträger und Marketenderinnen – mit der Stadtmusik Traunstein an der Spitze, die den Schäfflertanz abwechselnd mit der Musikkapelle Surberg-Lauter musikalisch begleiten wird, über die Salinenstraße, die Maxstraße und den Maxplatz zum Rathaus. Dort werden die Teilnehmer dann vom Oberbürgermeister empfangen.
Getanzt werden verschiedene Figuren wie zum Beispiel Laubenpolonaise, lange und runde Laube, große Acht, Kreuz und Krone nach dem volkstümlichen Lied »Aba heit is koid«. Neben den Tänzern gibt es Vortänzer, Fassschlager, die mit Hämmern auf Fässer schlagen, Kasperl und Reifenschwinger.
Der Reifenschwinger schwingt Holzreifen, in denen auf einer kleinen Verdickung ein oder mehrere volle Schnapsgläser stehen, ohne etwas daraus zu verschütten. Abgesehen von den Kasperln, die ein buntes Kostüm tragen, sind alle Tänzer in das Schäfflerkostüm mit schwarzen Schuhen, weißen Kniestrümpfen, schwarzer Kniebundhose, Schurzleder, roter Jacke und grüner Kappe mit weißem Federbusch gekleidet.
Der Legende nach wurde der Schäfflertanz 1517 während einer Pestepidemie in München aufgeführt, um die Bevölkerung, die sich wegen der Pest kaum mehr auf die Straßen wagte, zu beruhigen und das öffentliche Leben wieder in Gang zu bringen. Zum ersten Mal nachgewiesen ist der Schäfflertanz in München allerdings erst 1702.
Ab 1830 verbreitete sich der Brauch durch wandernde Schäfflergesellen auch außerhalb Münchens und ist heute in vielen Orten im altbairischen Raum üblich. Am Schäfflertanz, dem Zunfttanz der Fassküfer oder Fasshersteller, durften ursprünglich nur unverheiratete Schäfflergesellen mit einwandfreiem Leumund teilnehmen, nicht jedoch Schäfflermeister oder deren Söhne. Später wurden auch verheiratete und berufsfremde Tänzer zugelassen, um die Tradition aufrechterhalten zu können.
Erste Erwähnung im Jahr 1859
Der Traunsteiner Schäfflertanz wird erstmals 1859 erwähnt und wurde 1914 vom Turnverein Traunstein gestaltet. Die Kolpingfamilie Traunstein führte den Schäfflertanz 1953 anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens auf. Seitdem hat sich der Brauch als kulturelle Veranstaltung in der Stadt erhalten. Bis 2013 wurde der Schäfflertanz im Zehn-Jahres-Rhythmus aufgeführt.
Dann beschlossen die Schäfflertänzer, den Jahresabstand auf sieben Jahre zu ändern und damit der Tradition der anderen Schäfflergruppen anzupassen. Denn schon im Gedicht »Der Schäfflertanz zu München« heißt es: »Und alle sieben Jahre soll sich der Tanz erneun und alle guten Münchner die Kurzweil hoch erfreun. So tanzen denn die Schäffler getreu, wie's damals war, zu München auf den Straßen noch alle sieben Jahr'.«
Nach dem Auftritt vor dem Rathaus führen die Schäffler am Samstag ihren Tanz noch um 11.50 Uhr bei Gerald Berger an der Scheibenstraße, um 12.30 Uhr bei Schmuck Perchermeier an der Maxstraße, um 13.10 Uhr bei Waffen Schillinger an der Marienstraße und um 14 Uhr beim GTEV »Trauntal« Traunstein vor der Vereinshütte beim Sailer-Keller auf.
Die Schäffler haben bis zum 22. Februar noch Termine frei. Tanzbestellungen sind bei Wast Eisenreich unter Telefon 0861/64957 für Firmen, Straßengemeinschaften oder einen besonderen Anlass möglich. Ein Auftritt kostet 200 Euro. Traditionell werden mit dem Erlös aus den Auftritten wohltätige Zwecke unterstützt. Heuer wird für den Verein »Vergissmeinnicht Chiemgau«, die Aktion »...die im Dunkeln sieht man nicht«, einen Brotbackofen für die Ludwig-Thoma-Grundschule und für die Traunsteiner Rettungsorganisationen getanzt. Bjr