Die Vertreterin der Gruppe, die nebenbei betonte, dass man mit den drei Buchstaben AfD »etwas positives verbinden will, diese Buchstaben können schließlich nichts dafür«, rief dazu auf, jeden Montag um 18.30 Uhr eine Mahnwache zu halten, bis Rackete frei komme.
Ihr drohen mit dem Vorwurf des Widerstands gegen ein italienisches Kriegsschiff, Beihilfe zur illegalen Einwanderung sowie der Verletzung der italienischen Hoheitsgewässer bis zu zehn Jahren Gefängnis in Italien. Bei der ersten Kundgebung am Stadtplatz waren die Organisatorinnen mit mehreren Ordnerinnen gut aufgestellt, die aber bei 25 Teilnehmern nichts ordnen mussten, da die 25-Minuten-Mahnwache sehr ruhig und ohne Zwischenfälle verlief.
Anna Körner, die für das »Junge Bündnis für Geflüchtete«, einem Netzwerk von im Bereich Flucht und Asyl aktiven Jugendorganisationen sprach, zeigte sich verständnislos über die Grundsatzdiskussionen, ob die Lebensrettung durch die deutsche Kapitänin und das Schiff richtig war, wenngleich sie einräumte, dass die rechtliche Beurteilung kompliziert und nicht eindeutig sei. Letztendlich stehe die Kapitänin aber exemplarisch für die Verfehlungen in der europäischen Flüchtlingspolitik. Neben der Forderung, dass Rackete umgehend frei kommen müsse, forderte sie eine »solidarische und verantwortungsvolle Flüchtlingspolitik.«
Fotos von der Kundgebung:
Martina Wenta, in verschiedenen politischen Gruppierungen und Parteien aktiv, diesmal aber für die »AfD – Antifaschistischen Dirndln«, betonte, die Situation sage viel über die Gesellschaft und die EU als Ganzes aus. Im vergangenen Jahr seien offiziell über 2200 Ertrunkene zu beklagen. »Wozu ist sie in Haft? Seenotrettung ist gut!«. Der Schutz des Lebens sei immer vorrangig und müsse gesetzlich festgelegt sein. Sonst könne man ja auch gleich die Bergwacht abschaffen, die Menschen in Not rettet.
Ewald Kleyboldt ergriff spontan noch das Wort und schlug vor, der italienische Innenminister Matteo Salvini solle doch einmal mit einem Schlauchboot von Libyen nach Italien über das Meer fahren und sich zu seiner Sicherheit von der »Sea-Watch« begleiten lassen. »Mal sehen, ob er sich traut.«
Mit einer Gedenkminute verliehen die Anwesenden ihrer Trauer über die vielen Toten Ausdruck und bekräftigten gleichzeitig ihre Forderung nach umgehender Freilassung der Sea-Watch-Kapitänin Rackete. awi
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