Die Zahl an Neuinfektionen bedinge eine rasch steigende Hospitalisierung von Covid-Patienten. Es gebe ein hohes Notfallaufkommen über alle Abteilungen bei ebenso hohen krankheitsbedingten Personalausfällen in allen Bereichen, vor allem in der Pflege. Die Mitarbeiter seien dabei ein Spiegel der Bevölkerung – »wobei die Impfquote beim Klinikpersonal im Vergleich zur Bevölkerung höher liegt. Aber Pflegekräfte und Ärzte können nicht im Homeoffice arbeiten«, so Segerer-Utz. Sie müssten sehr nah an Patienten und oft auch an Kollegen arbeiten. Leider infizierten sich mit Omikron auch viele Geimpfte, gottlob in den meisten Fällen mit nur leichten Symptomen.
Zuletzt waren allein an einem Tag 239 Mitarbeiter erkrankt (nicht nur Covid) oder in Quarantäne, davon 116 Mitarbeiter aus dem Pflegedienst und 18 Ärzte. Dennoch könne man den Versorgungsauftrag stets wahrnehmen. Der große Vorteil seien die eigenen Krankenpflegeschulen. Im Herbst sei ein Großteil der Absolventen übernommen worden. Manche planten aber nach der Ausbildung ein Studium, gingen auf Weltreise oder verfolgten andere Pläne. »Wichtig ist: Nur wenige wechseln zu anderen Kliniken – das bestärkt uns in unserer Strategie«.
Auch würden Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben, etwa philippinische, albanische und serbische. Aspekte, wie Arbeitsumfeld, Kinderbetreuung und Wohnraum seien maßgebliche Eckpunkte, um Personal zu finden. »Eine verbesserte Vergütung ist hilfreich – das ist jedoch nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg«, stellt Segerer-Utz klar.
In der Tat sei es nicht immer leicht, angesichts der bundesweit angespannten Arbeitsmarktlage, Stellenangebote zu hundert Prozent zu besetzen, sagt Segerer-Utz weiter. Hinzu kämen der leer gefegte und für Pflegekräfte kaum bezahlbare Wohnraum in der Region und unzureichende Betreuungsangebote für Kinder auch mit Angeboten zu Arbeitszeiten außerhalb üblicher Öffnungszeiten.
Besonders gefragt seien Pflegekräfte mit Fachweiterbildung Anästhesie/Intensiv für die Intensivstationen und Notaufnahmen. Ein großer Faktor sei auch der Trend zur Teilzeit – »in fast jedem zweiten Krankenhaus nahm die Teilzeitbeschäftigung von Pflegefachpersonen in den Jahren der Pandemie zu.« Kündigungen aufgrund der Impfpflicht seien im Übrigen nicht bekannt, so Segerer-Utz.
Das Interesse an der Ausbildung habe keineswegs drastisch nachgelassen. Die Schülerzahl sei in den letzten Jahren etwa gleich geblieben bei 310, nur die Bewerberzahl sei gesunken. »Dennoch bekommen wir die Klassenplätze immer wieder besetzt«. Um mehr Bewerber zu erhalten, müsse die Attraktivität sozialer Berufe gesteigert werden, aber das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wichtig sei es, die Attraktivität des Berufs wieder in den Vordergrund zu bringen. Dazu müsse die Bedeutung der Gesundheitsversorgung wieder mehr in den Fokus rücken. Positiv besetzte Kampagnen und Erlebnisberichte zur Gesundheitsversorgung seien erforderlich. Finanzielle Anreize, wie steuerfreie Zuschläge, besonders bei Arbeitszeiten außerhalb der Regeldienstzeiten, sind erforderlich.
coho