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Von Schnee bedeckt ist derzeit das Gelände, das einmal, so die Pläne des Landkreises, den Campus Chiemgau bilden wird. Entgegen der bisherigen Planung will die Handwerkskammer dort nun doch nicht selbst ein Gebäude errichten, sondern als Mieter in eines einziehen, das der Landkreis baut. (Foto: Pültz)

Kehrtwende in Traunstein: HWK will auf dem Campus Chiemgau kein Bauherr mehr sein

Traunstein – Kehrtwende der Handwerkskammer (HWK) für München und Oberbayern: Die HWK will nicht mehr selbst als Bauherr auf dem Campus Chiemgau in Traunstein auftreten, sondern stattdessen das Angebot des Landkreises annehmen, als Mieter in eines der Gebäude einzuziehen, die er in den nächsten Jahren baut.


Auf Anfrage des Traunsteiner Tagblatts hat Pressesprecher Jens Christopher Ulrich am Dienstag mitgeteilt, dass die Handwerkskammer vom Landkreis weniger Fläche zu kaufen in Aussicht gestellt bekommen habe, als erhofft – und dass sie deswegen darauf verzichte, selbst zu investieren.

Neben den Gleisen der Eisenbahnlinie München-Salzburg will der Landkreis Traunstein in den nächsten Jahren eine Bildungsstätte für Auszubildende wie auch für Studenten schaffen. Mit im Boot sitzen die Technische Hochschule (TH) Rosenheim, die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern sowie die Handwerkskammer (HWK) für München und Oberbayern. Nachdem Landrat Siegfried Walch das Projekt im März 2019 ankündigt hatte, meldete sich die HWK zu Wort: Sie bekundete, selbst Geld in die Hand nehmen und dann selbst bauen zu wollen.

Die HWK teilte im Juni 2019 mit, dass sie so bald wie möglich in Traunstein einen zweiten Standort errichten möchte. Als Grund gab sie an, dass im Bildungszentrum, das sie in Seiboldsdorf unterhält, Enge herrsche. So erklärte sie, dass sie eine Akademie auf dem Campus Chiemgau schaffen wolle, der am Bahnhof geplant sei. »Je schneller es geht, desto besser ist es«, sagte Präsident Franz Xaver Peteranderl damals. Er hoffte, »dass der Grundstückserwerb schnellstmöglich erfolgen kann« und die Baumaßnahmen »in den nächsten zwei bis drei Jahren beginnen können«.

Wie viel Fläche die Handwerkskammer für einen Neubau auf dem Campus bekommen wollte, blieb damals – und auch in der Folgezeit – offen. Forderungen drangen nicht in die Öffentlichkeit.

Lange Zeit war die HWK fest entschlossen, Millionen Euro zu investieren und selbst als Bauherr aufzutreten. Jetzt jedoch hat sie sich umorientiert. Sie möchte nun keine Fläche mehr kaufen und kein Gebäude mehr in Eigenregie – und damit vor allem auch auf eigene Kosten – errichten. »Die Handwerkskammer für München und Oberbayern steht weiterhin zum ‚Campus Chiemgau‘ und möchte dort nach Fertigstellung auch als Mieter einziehen«, sagte Ulrich. Von einer anfangs erwogenen Beteiligung an dem Projekt als Bauherr sei die Handwerkskammer jedoch abgerückt – was sie dem Landratsamt Traunstein in der zweiten Jahreshälfte 2022 auch so mitgeteilt habe. Und der Pressesprecher weiter: »Ein Grund für unsere Entscheidung war, dass die auf dem Campus für das Handwerk in Aussicht gestellte Fläche kleiner ausfiel, als ursprünglich geplant. Dies hätte aufgrund komplexer baulicher Anpassungen jedoch zu erheblichen, nicht förderfähigen, Mehrkosten für die Handwerkskammer geführt und eine rasche Realisierung des Campus-Projekts verzögert.«

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Pressesprecher Jens Christopher Ulrich sagt, dass die Handwerkskammer nicht so viel Grund zu kaufen in Aussicht gestellt bekommen habe, wie gewünscht.

Aufgabe ist von öffentlicher Hand zu bewältigen

Nach der Ankündigung der Handwerkskammer für München und Oberbayern, nicht als Bauherr aufzutreten, muss der Landkreis Traunstein nun zusammen mit seinen Gesellschaften allein an den Aufbau der Bildungsstätte gehen: Ausnahmslos alle Gebäude, angefangen vom Studentenwohnheim, vom »Campus Wohnen«, über den Kopfbau mit Bibliothek, Audimax und Mensa bis hin zu den beiden Lehrgebäuden muss er nun in Eigenregie errichten (Ein Bericht über den Stand der Planungen folgt). »Wir bauen und vermieten – das ist unser Konstrukt«, sagte Landrat Siegfried Walch.

Dass die HWK als Bauherr, der damit auch einen Teil der gesamten Investitionen auf dem Campus übernommen hätte, ausfällt, ist für Walch kein Problem. Die Handwerkskammer habe zwischenzeitlich einmal geplant gehabt, selbst zu investieren. Ihr Angebot habe sie nach internen Diskussionen dann aber wieder zurückgezogen. Walch machte kein Hehl daraus, dass es ihm sowieso am liebsten sei, wenn alles vom Landkreis und seinen Gesellschaften gestemmt werde. Vernünftig sei, dass die öffentliche Aufgabe – der Aufbau der Bildungsstätte in Traunstein – von der öffentlichen Hand bezahlt werde.

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