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Die letzte Prämierung fand 2017 in Wagneröd in Teisendorf statt. Das Bild entstand bei der Siegerehrung. (Repro: Oberkandler)

Kaltblut-Prämierung in Alterfing

Traunstein – Die Pferdezuchtgenossenschaften Traunstein, Berchtesgadener Land und Prien halten ihre Prämierung für Süddeutsches Kaltblut am Sonntag ab 9 Uhr auf dem Murrhof in Alterfing bei Traunstein ab. Organisiert wird die Prämierung für zwei- bis zwölfjährige Stuten von der Kaltblutzuchtgenossenschaft Traunstein. Die Veranstalter erwarten etwa 80 bis 90 Pferde. Auf dem Programm steht unter anderem ein Geschicklichkeitsrennen. Zuvor werden die Stuten im Musterungsdreieck von einer Kommission prämiert.


1897 gründeten Bauern aus dem Chiemgau, die passionierte Pferdehalter waren, die Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein. 1910 wurde die Genossenschaft ins Vereinsregister eingetragen. Die Chiemgauer Bauern kauften ihre Arbeitspferde durchwegs vom Schlag Norische Pferde, vor allem in Österreich zu, in Salzburg, Tirol bis nach Kärnten.

Die guten Erfahrungen, die man um die Jahrhundertwende des vorletzten Jahrhunderts in der Rinderzucht durch den Zusammenschluss zu Zuchtvereinigungen gemacht hatte, wurden im Chiemgau schließlich auch für die Pferdezucht beispielgebend.

1911 erwarb die Genossenschaft mit staatlicher Unterstützung die Hefter-alm zur Aufzucht von Jungpferden. Die Alm wird von Mitgliedern der Genossenschaft mit Jungpferden und Jungrindern bestoßen. Sie liegt in 1020 Metern Höhe im Gebiet der Grassauer Almen unterhalb  der Hochplatte und dem Staffen. Schließlich entstanden weitere Pferdezuchtgenossenschaften, die sich 1916 zum Verband für die Zucht des Pinzgauer (Norischen) Pferdes zusammenschlossen. Dieser im Chiemgau entstandene Verband war einer der ersten in Bayern.

Den Höhepunkt, was die Zahl der Mitglieder sowie an eingetragenen Stuten betrifft, hatte man 1949 erreicht. Die Pferdezuchtgenossenschaft Traunstein hatte damals 512 Mitglieder mit 772 eingetragenen Stuten. Der Mitgliederstand in den letzten Jahren liegt konstant bei etwa 100 Mitgliedern mit 130 eingetragenen Stuten.

Im Zuge der Mechanisierung der Landwirtschaft wurde ab Ende der 1950er Jahre die landwirtschaftliche Pferdehaltung sehr stark zurückgedrängt. In den Ackerbaugebieten wurde das Pferd zur Arbeit nicht mehr benötigt. Die Pferdezüchter im Chiemgau ließen sich dadurch aber nicht beirren und achteten in der Zucht weiter auf ein mittelschweres, elegantes, bewegungsstarkes Pferd mit bestem Charakter. Die Kaltblutpferde wurden überwiegend in der Waldarbeit, besonders im Bergland, eingesetzt.

Auf dem Murrhof in Alterfing hat die Pferdezucht eine lange Tradition. Peter Ober aus Irling bei Altenmarkt, der 1926 einheiratete, begründete diese Tradition. Sein Sohn Hermann fuhr mit seinen Hengsten zu den Bauern im Umkreis, wo sie deren Stuten deckten.

Die Kaltblüter wurden wegen der zunehmenden Technisierung immer weniger. Das bewog in den 1970er und 1980er Jahren sogar den damaligen Traunsteiner Landrat Leonhard Schmucker dazu, dem Murrbauern für den Einsatz der Deckhengste einen Zuschuss des Landkreises zu gewähren.

Hermann Obers gleichnamiger Sohn hat die Tradition fortgesetzt und auch die nächste Generation, die bereits das Ruder übernommen hat, macht nun im Sinne ihrer Vorfahren weiter mit der Zucht. - K.O. -

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