»Das Ganze ist komplett eingeschlafen«, kritisiert der Jugendbeiratsvorsitzende Johannes Müller (18). Mit der Entwicklung des Bahnhofsareals-West (wir berichteten) könnte nun aber neuer Schwung in die Sache kommen – so zumindest die Hoffnung des Jugendbeirats.
Zum Hintergrund: Jahrelang war die Stadt auf der Suche nach geeigneten Räumen für ein neues Jugendzentrum – allerdings ohne Erfolg. 2015 wurde dann vom Stadtrat beschlossen, dass der Jugendtreff in die Güterhalle kommen soll – obwohl die Restnutzung des Gebäudes noch nicht geklärt war. Ein Bürgerentscheid im April 2016 verhinderte dies. Eine knappe Mehrheit sprach sich »für einen kostengünstigeren Neubau im Bahnhofsareal« und »gegen eine Sanierung der Güterhalle mit Jugendtreff« aus. Im Stadtrat herrschte in der Folge eine gewisse Ratlosigkeit, wie es nun weitergehen soll. Eine Arbeitsgruppe wurde gegründet, die sich mit der Frage beschäftigte, wie und wo ein Jugendzentrum am Bahnhof neu gebaut werden könnte. »Realisierbare Ergebnisse gab es keine«, bedauert Isabelle Thaler (CSU), die in der Arbeitsgruppe mitarbeitete. Sie war eine der Initiatoren des Bürgerbegehrens, allerdings vor ihrer Zeit als Stadträtin.
»Den jungen Leuten fehlt die Lobby«
Dass es keinen Konsens in der Arbeitsgruppe gab, bedauert auch Jugendreferent Thomas Stadler (Grüne). Umso mehr hofft er nun, dass mit der Entwicklung des Bahnhofsareals-West etwas passiert. »Vor allem will ich ein klares Bekenntnis für ein Jugendzentrum hören«, betont Stadler im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Eine schnelle Lösung sei zwar nicht zu erwarten, aber das Thema sollte zumindest mit in die Planungen aufgenommen werden. »Manchmal bekomme ich schon etwas das Gefühl, dass den jungen Leuten die Lobby fehlt«, so der Jugendreferent.
Oberbürgermeister Christian Kegel betont, dass die Stadt selbstverständlich prüfen werde, ob die Ansiedlung eines Jugendzentrums im Zuge der Entwicklung des Bahnhofsareals-West möglich sei. »Aber klar ist auch: Da reden wir nicht von ein, zwei Jahren. Wir müssen ja erst die Grundstücksfragen klären.«
Für die Stadt war und ist das Problem: Sie hat keinen Grund, den sie »einfach so« bebauen könnte. Gespräche mit den Grundstückseigentümern verliefen negativ. Keiner der Eigentümer wollte seinen Grund für ein Jugendzentrum verkaufen. Bleiben also noch der Pendlerparkplatz, die Brachfläche an der Güterhallenstraße und der Grund, auf dem die Güterhalle steht. Doch auch hier kann die Stadt nicht ohne Weiteres bauen: Der Pendlerparkplatz ist gut ausgelastet, außerdem müsste die Stadt Fördergelder zurückzahlen. Die Brachfläche an der Güterhallenstraße gehört nur zu einem kleinen Teil der Stadt, weitere Eigentümer sind Privateigentümer und das Bundeseisenbahnvermögen (BEV). Bleibt noch das Gelände, auf der die Güterhalle steht.
Einen Abriss durch die Stadt schließt der Oberbürgermeister aus – wie auch, in der Güterhalle doch das Jugendzentrum zu errichten. Möglich wäre allerdings der Verkauf des Grundstücks. »Der Landkreis hat beispielsweise großes Interesse daran, ein Boardinghouse zu errichten«, sagt Oberbürgermeister Christian Kegel. »Sollte sich ein Dritter als Investor finden, dann liegt es in seiner Hand, was mit der Güterhalle passiert.« Denkbar wäre, dass sich die Stadt – »in einem wie auch immer gearteten Bau« – einmietet für ein Jugendzentrum, sagt Kegel als mögliche Alternative zu einem eigenen Neubau.
»Möglich wäre es, aber es fehlt das Geld«
Johannes Müller ist bewusst, dass die Sache nicht einfach wird. Doch er betont auch: »Die Versprechungen kamen damals von allen Seiten. Jetzt passiert seit zwei Jahren nichts.« Er und sein Jugendbeiratskollege Benedikt Niedermeier (19) sind der Meinung, dass es in der Großen Kreisstadt vor allem für ältere Jugendliche keinen Ort gibt, wo sie sich aufhalten können und wollen. »Traunstein ist eine Schulstadt, sie braucht ein anständiges Jugendzentrum«, betont Benedikt Niedermeier (19). Die derzeitige Lösung am Stadtplatz sei unbefriedigend.
Das sieht auch Konrad Baur von der Jungen Union so – die treibende Kraft des Bürgerbegehrens von vor zwei Jahren. »Dass bis jetzt kein Weg zum Ziel geführt hat, ist extrem enttäuschend«, betont er. Er ist der Meinung: »Sinnvoll wäre es am Bahnhof, aber es fehlt das Geld.«
Stadtjugendpflegerin Pea Breutel berichtet, dass derzeit täglich zwischen 40 und 70 Besucher in den Jugendtreff kommen. »Scheinbar gefällt es den Jugendlichen bei uns«, sagt die Pädagogin. Sie ist zufrieden mit den Räumen, »die uns von unserem Arbeitgeber (Stadt) zugewiesen wurden«. Neben den Räumen am Stadtplatz können die jungen Leute derzeit auch die Räume des ehemaligen »CappuVino« und das offene Atelier nutzen.
»Das wurde gemacht, um den größten Dampf rauszunehmen«, sagt Thomas Stadler. »Doch das ist eine Zwischenlösung, keine Ideallösung«, ist der Jugendreferent überzeugt. KR