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Einen Kompromissvorschlag für die geplante Wohnbebauung in der Daxerau erbrachte der Ortstermin mit dem Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags. (Archivfoto: Hohler)

Jetzt liegt die Entscheidung über die Daxerau beim Stadtrat

Traunstein – Jetzt liegt die Entscheidung beim Stadtrat: Folgt er dem Planungsausschuss, erfolgt in der nächsten Stadtratssitzung am Mittwoch nächster Woche der Billigungs- und Auslegungsbeschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans in der Daxerau.


Mit der Umwidmung der bisher für Sportzwecke genutzten Flächen in ein allgemeines Wohngebiet wäre der Weg frei für den Bau von 13 Gebäuden und rund 80 bis 90 Wohnungen – die dringend benötigt würden. Andererseits konnten auch zehn in der Beschlussvorlage zitierte Gutachten zu den verschiedensten Aspekten die Sorgen der Anlieger nicht entkräften.

Dementsprechend hatten sie mit ihren Anwälten im Laufe des mittlerweile mehrere Jahre dauernden Verfahrens alles mögliche angeführt, um die geplante neue Bebauung zu verhindern, von der sie ihre eigenen Grundstücke bedroht sehen. Dementsprechend musste der Bauwerber, die Firma Chiemgau-Concept, etliche Gutachten erstellen lassen, um nachzuweisen, dass das Projekt keine negativen Auswirkungen auf die umgebende Bebauung in der Daxerau und das Schwimmbad haben wird.

Feinstaubbelastung: »Daxerau ist gut belüftet«

Wie Bernhard Glaßl von der städtischen Bauverwaltung dazu in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses erklärte, habe man inzwischen auch die neueste lufthygienische Stellungnahme in die Beschlussvorlage eingearbeitet. Zu Bedenken der Anlieger hinsichtlich Feinstaub und Kohlendioxid hatte der Gutachter festgestellt, dass die Daxerau gut belüftet und keinesfalls mit der Landshuter Allee in München vergleichbar sei. Insofern, so Glaßl, seien keine Probleme zu befürchten.

Ein weiteres Gutachten hatte die zu erwartende Lärmbelastung vom Röthelbachweiher her im Falle eines winterlichen Sportbetriebs untersucht. »Nacht und sonntags wären die Grenzwerte zwar überschritten, aber der Röthelbachweiher wird im Winter nachts kaum für Sport benutzt«, so Glaßl.

»Gutachten hin oder her, inwieweit ist Traunstein bei einem hundertjährlichen Hochwasser HQ-extrem in der Haftung, wenn die Häuser der Anlieger überflutet werden?«, fragte Burgi Mörtl-Körner (Bündnis 90/Die Grünen).

HQ-extrem beträfe Nachbarn auch jetzt schon

»Bei HQ-extrem gibt es gar keine Haftung mehr. Da ist die Nachbarschaft natürlich betroffen, aber das ist auch jetzt schon so und das wird nachher so sein«, sagte Glaßl dazu. »Ich kann alles Mögliche vorausberechnen, und trotzdem kann es anders kommen. Eine Katastrophe wie in Simbach hat sich dort auch kein Mensch vorstellen können. In der heutigen Zeit derart massiv in eine Flussaue zu bauen, da können wir Grünen nicht zustimmen«, antwortete Mörtl-Körner.

Karl Schulz (CSU) erklärte den »Spagat des Gremiums«: Natürlich dürfe man keinem schaden, »aber da ist ein Bauherr, der etwas machen will. Er hat Pläne gemacht, Gutachten erstellen lassen, der hat da auch einen Anspruch auf Genehmigung, zumal die fachliche Begutachtung schlüssig und objektiv ist.«

Josef Kaiser (UW) gab zu bedenken, wie viel Zeit das Ganze das Gremium bereits gekostet habe. »Wir haben hier drin alle Gutachten vorgestellt gekriegt und uns damit befasst. Ich bin jetzt im Bereich glaub's oder glaub's nicht, aber das bringt nichts, wenn wir das noch hundertmal diskutieren. Wir müssen das jetzt akzeptieren oder eben nicht«. Eine hundertprozentige Sicherheit werde es aber nie geben, sagte er in Richtung der Grünen.

Oberbürgermeister Christian Kegel sah in dem Ganzen »nur sehr bedingt eine Glaubensfrage, genau dafür gibt es ja die Gutachten. Bei einem HQ-extrem hat nicht nur die Daxerau ein Problem. Da reden wir nicht nur über Traunstein, da reden wir über ganz Bayern. Für mich sind die Gutachten die Basis. Hier wird dringend benötigter Wohnraum geschaffen auf rechtlich gültiger Basis.«

»Ein Gutachter mag sich täuschen, aber nicht alle«

Sie könne sich nicht erinnern, dass sie sich schon jemals in ihrer langen Zeit als Stadträtin so lange mit etwas befasst habe, erklärte auch dritte Bürgermeisterin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner (SPD). »Und natürlich kann sich auch ein Gutachter mal täuschen, aber nicht alle.«

Er sei anfangs sehr kritisch gewesen, sagte Ernst Harrecker (CSU). »Aber ich muss ja den Gutachtern glauben. Es gibt für mich keinen Grund mehr, dagegen zu stimmen, auch wenn ich die Sorgen der Anlieger verstehen kann.« Auf seine Frage hin sagte Kegel zu, dass die Anlieger die Gutachten haben könnten, »nachdem der Stadtrat seinen Beschluss gefasst hat.« Bis auf Burgi Mörtl-Körner stimmten die Mitglieder des Planungsausschusses dem Billigungs- und Auslegungsbeschluss am Ende zu. Das letzte Wort hat aber der Stadtrat. coho

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