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Bernd Amschler, der Direktor des Annette-Kolb-Gymnasiums, hat am Freitag seinen letzten Schultag und geht dann in den Ruhestand. (Foto: Pültz)

»Ich bin gerne in die Schule gegangen«: Direktor des AKG geht in Ruhestand

Traunstein – »Es war mir eine Freude«, sagt Bernd Amschler. Und weiter betont er: »Ich bin gerne in die Schule gegangen«. Über 35 Jahre stand er in den Klassenzimmern, um die Schüler in Deutsch und Geschichte, in Sozialkunde und Ethik zu unterrichten. 2010 kam er nach Traunstein und übernahm die Schulleitung im Annette-Kolb-Gymnasium (AKG). Am Freitag dieser Woche geht das Halbjahr zu Ende – und mit ihm das Berufsleben des 64-Jährigen. Der Lehrer und Direktor geht in den Ruhestand. 


Gerne hätte er an seinem letzten Schultag persönliche Worte an die Lehrer und Schüler gerichtet. Doch die Pandemie machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Einen Abgang, der zu hören und zu sehen gewesen wäre, kam nicht zustande. Die geplante Feier musste Amschler wohl oder übel absagen.

1957 in Dachau geboren, wuchs er in Mittelfranken auf. Er besuchte das Hardenberg-Gymnasium in Fürth, studierte die Lehramtsfächer Deutsch, Sozialkunde und Geschichte in Erlangen. Nach dem Referendariat in Forchheim und Einsatzschulen in Bayreuth und Nürnberg bekam Bernd Amschler am St. Gotthard-Gymnasium in Niederalt-aich seine erste Lehrerstelle. Ein Jahr später wechselte er ans Gymnasium Berchtesgaden. Dort war er dann von 1986 bis 2010 tätig – 2002 übernahm er den Posten des stellvertretenden Schulleiters –, ehe er schließlich nach Traunstein wechselte und die Schulleitung des AKG übernahm.

»Ich bin ein überzeugter Lehrer in der Funktion des Schulleiters«, sagt Amschler im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Über zehn Jahre lange habe er das AKG leiten dürfen. Einer der Höhepunkt in dieser Zeit sei eine Baumaßnahme gewesen: die Errichtung der Turnhalle. Sie habe der neuen Schule ein »großes Stück an Abrundung gegeben«.

Auch erinnert Amschler gerne daran, dass sich das AKG unter seiner Führung aktiv in die Diskussion um die Umstellung vom acht- auf das neunjährige Gymnasium (G8/G9) eingeklinkt und als Pilotschule die »Mittelschule plus« eingeführt habe. »Dass wir diesen Schritt gegangen sind, war absolut richtig«, sagt der 64-Jährige im Rückblick, der kein Hehl daraus macht, dass er ein Anhänger des G9 ist. Den Schülern müsse Zeit gegeben werden, ihre Persönlichkeit zu entwickeln.

Wenn der Direktor nun seinen Hut nimmt, dann wird er viele positive Erinnerungen aus dem Schulleben mit in den Ruhestand nehmen. Besonders beeindruckt haben ihn in den gut zehn Jahre am AKG, wie er erzählt, die Schulkonzerte. Wenn die Bigband gespielt und der Chor gesungen haben, dann haben sich laut Amschler immer »Gänsehautmomente« ergeben. »Das ist Schule, ist Schulleben«, schwärmt der Direktor. Und im gleichen Atemzug bedauert er aber, dass diese besonderen Veranstaltungen derzeit nicht stattfinden können. »Corona hat diese Momente den Schülern und Lehrern genommen«. Zu hoffen bleibe allein, dass diese Konzerte möglichst bald wieder den Alltag bereichern. »Sie gehen uns ab.«

Die Pandemie sei, arbeitstechnisch betrachtet, der »größte Einschnitt« gewesen, den er als Schulleiter des AKG erlebt habe. »Corona macht es mir nicht schwer aufzuhören«, meint der 64-Jährige. Der aus dem Amt scheidende Direktor sagt, dass sich im Rahmen der Diskussionen eine Rückkopplung von der Gesellschaft bis in die Schulen hinein ergeben habe. Er bedauert und kritisiert gleichermaßen, dass die Kommunikation in dieser Krise längst nicht so läuft, wie er sich das vorstellen würde. Im Gegenteil, schlecht und unzureichend sei die Gesprächskultur. Amschler: »Die Kommunikation ist entwicklungsfähig.«

»Nicht alles, was zurückbleibt, wird mir fehlen«, führt Bernd Amschler aus. »Vermissen werde ich aber Begegnungen, Austausch und Zusammenarbeit, in einer Zeit, die uns als Gemeinschaft auf den Prüfstand stellte und stellt, weil sie uns zeigt, dass alles Streben und unbedingte Wollen nicht immer zählen, wohl aber das Miteinander und Füreinander.«

Viel Zeit für seine Hobbys hat der 64-Jährige auf einmal, wenn er am Freitag aus dem AKG zu sich nach Hause nach Matzing fährt. Und gönnen will er sich dann nicht nur, aber vor allem auch Bewegung. Sport will er dann treiben, zum Skifahren möchte er gehen, Bergtouren unternehmen, in sein Kajak steigen und sich auf den Weg in die Natur begeben. Und dann kann's dann auch vorkommen, dass er sich weit in den Süden begibt und sich die Sonne Apuliens auf sein Haupt scheinen lässt...

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