Inge ist in der Nähe des Krankenhauses in Traunstein groß geworden. »Ich bin als Kind nur am 'Gunti' Ski gefahren«, sagt sie. Damals gab es sogar verschiedene »Abfahrten« am Guntramshügel. »Eine ging Richtung Krankenhaus runter, eine andere über die Wiese, da wo jetzt die Bäume stehen, und dann noch die heutige Rodelstrecke.«
Inges Eltern hatten kein Auto. Es war also gar nicht möglich, irgendwo zum Skifahren hin zu fahren. Nach der Schule machte sie sich also mit ihren Freundinnen auf zum »Gunti«. »Wir sind immer wieder rauf gestapft. Den ganzen Nachmittag lang. Und Schuss wieder runter.« Auch für ihren Mann Wolfgang (75) gab es nichts Anderes. »Wir konnten nur Schussfahren. Unten haben wir dann eine Kurve gemacht, um zu bremsen. Da hatte jeder so seine Lieblingsseite, also entweder links herum oder rechts herum«, sagt er und lacht.
Wolfgang kam erst mit 14 Jahren nach Traunstein, er wohnte mit seinen Eltern und seinen zwei Geschwistern in einer Wohnung in Haidforst. Gleich ums Eck ging es für ihn im Winter mit den Skiern den Berg hinunter Richtung Empfinger Hohlweg, sein Hausberg sozusagen. »Unten stand einer und hat gerufen, wenn die Straße frei war«, erinnert sich Wolfgang, der auch gerne am Hochberg beim Skifahren war.
Die Ski geschultert, machte er sich als junger Mann zu Fuß auf den langen Weg dorthin. Denn am Hochberg gab es ab 1963 einen Schlepplift. »Am Osthang sind die Guten gefahren«, sagt Wolfgang. »Wir haben vielleicht gestaunt, als die Ersten so richtige Bogen gemacht haben.« Am sogenannten »Damengletscher« in Höfen wurden die Stadtmeisterschaften ausgetragen. Warum der Hang so hieß, weiß der 75-Jährige nicht. Seine Frau Inge vermutet, dass es daran lag, weil der Hang nicht so steil war. Sie ist dort später mit ihrer Tochter Ski gefahren.
Als Kind gab es für Inge allerdings nur den »Gunti«. Sie kann sich noch gut erinnern, dass sie als kleines Mädchen neidisch auf die Buben und Dirndln aus Haslach war. »Denn auch dort gab es einen Lift«, weiß die gebürtige Traunsteinerin, die dort nicht fahren durfte, weil Haslach zu weit weg war. Also ist sie am »Gunti« geblieben – rauf gestapft, Schuss runter. Immer wieder. Über viele Winter. Und die waren damals anders, »viel besser«, wie Inge sagt. »Es gab deutlich mehr Schnee als heute.«
Klara Reiter
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