Mit viel Spielfreude eröffnete Marie Baumann den Reigen der Monologe. Das Setting: Eine Speed-Dating Agentur. Während sie auf den Tisch kriecht, erzählt sie von ihrer großen Liebe – ein Musiker, dem Papa dann die Zähne einschlägt. »Schwarzes Tier Traurigkeit« (Anja Hilling) heißt das Stück, aus dem dieser Monolog stammt. Ihr gegenüber sitzt später Vincent Marohl, der durchaus glaubwürdig einen abgedrehten Karriere-Typen mimt, aus Falk Richters Stück »Unter Eis«. Max Müller-Loennies zeigt einfühlsam, wie Bomber versucht, seine Gefühle für ein Mädchen zu erklären, und Tamara Pertl macht ihren Mitbewohnern klar, was es bedeutet, wenn man wirklich lernen muss und nicht nur so tut als ob.
Die Texte thematisieren immer wieder die Angst, in diversen Formen, von der Angst zu versagen, der Angst eine Entscheidung zu treffen, Angst davor, die große Liebe anzusprechen bis zu der ungeheuerlichen Angst, sich den eigenen Taten zu stellen.
Zwei Tage haben die Schüler in einem Workshop gelernt, wie man Monologe analysiert und auf die Bühne bringt, damit der Zuschauer folgt und dranbleibt, damit der Text lebendig wird. »Kunst ist dann schön, wenn sie hässlich sein darf«, sagt Sina, verkörpert von Sarah Abstreiter, in Laura de Wecks Stück »Lieblingsmenschen«.
Das Zitat von Jean Paul Satre »Die Jugend will, dass man ihr befiehlt, damit sie nicht gehorchen muss...« war das Motto des zweiten Teils des Theaterfestivals, bei dem die Kinder und Jugendlichen des Jungen Ensembles Chiemgau die Chance hatten, mit zwei Profischauspielern auf der Bühne zu stehen.
Den ganzen Tag arbeiteten die rund 20 Teilnehmer, unter denen auch Jugendliche anderer Theatergruppen der Region waren, an ihren Fähigkeiten des Improvisationstheaters. Unterstützt wurden sie dabei von der Schauspielerin Karina Pele (Landestheater Linz) und der Schauspielerin Julia Gruber.
Anschließend galt es, Satre-Zitate zu interpretieren und eine Szene hierzu zu entwickeln. Innerhalb von drei Stunden sollten die Jugendlichen daraus Szenen entwickeln. Aus drei Stunden intensiver Arbeit wurden zwei dreiminütige Szenen, die die Zuschauer ins Staunen versetzten. Die Spieler liefen wie ferngesteuert ihrer Zukunft entgegen, oder doch vor den Grenzen und Verboten der Gesellschaft weg? »Warum träumt ihr nicht, wer hält euch davon ab?« und »Warum spielen Erwachsene nicht mehr...«: Diese Sätze verursachten großes Grübeln bei den Zuschauern.
Inszeniert und organisiert wurde das Ganze von der Schauspielerin und Jugendregisseurin Svetlana Teterja-Pater. Beim ersten Festival war die Resonanz der angesprochenen Jugendtheatergruppen und Theater AGs noch verhalten.Teterja-Pater will das Festival aber weiterführen: »Es wäre schön, die Jugend- und Kindergruppen zusammenzuführen, wenn sie sich gegenseitig zuschauen würden. Miteinander statt Konkurrenzdenken.« Das nächste Theaterfestival ist nächstes Jahr wieder während der Kulturtage geplant. fb