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Er lieferte die beste Projektarbeit im Vollzeitkurs: Markus Schroll (rechts) aus Traunstein mit seiner Musikvitrine in Tanne. Links Franz Ertl, Leiter des Bildungszentrums Traunstein. (Foto: Wittenzellner)

Großen Sprung auf der Karriereleiter gemacht: Junge Schreiner erhielten ihre Meisterbriefe

Traunstein – Es riecht gut, es ist warm, es ist angenehm anzufassen und es schaut gut aus. »Aber diese Eigenschaften entfaltet es erst richtig, wenn das Holz meisterlich in Form gebracht worden ist. Und mit Ihren Projektarbeiten haben Sie gezeigt, wie man das macht«, betonte Franz Ertl, Leiter des Bildungszentrums der Handwerkskammer in Traunstein im Rahmen der Abschlussfeier der Meistervorbereitungslehrgänge im Schreinerhandwerk 2020/2021 im Forum Chiemgau am Stadtplatz. 29 junge Schreiner hatten sich erfolgreich durch den vier Teile umfassenden Meisterkurs (Fachpraxis, Fachtheorie, kaufmännische und rechtliche Kenntnisse und die Ausbildereignung) gekämpft.


Und auch die letztjährigen erfolgreichen 14 Teilnehmer des Vollzeitkurses erhielten ihr persönliches, wichtiges »Qualitätssiegel« in Form des Meisterbriefs nachgereicht. Einige Teilnehmer müssen einzelne Teile noch nachmachen.

Franz Ertl blickte zu den jungen Schreinermeistern und sagte: »Es ist Ihr Ehrentag, den wir sehr gerne mit Ihnen feiern!«. Die Zeugnisverleihung sei eine besonders schöne Veranstaltung, weil man gemeinsam das Erreichte der jungen Meister feiere. Dabei sei die diesjährige Feier ein Novum: Verabschiede man doch drei Meisterkurse, die grundsätzlich in Teil- und Vollzeit angeboten würden. Nachdem der Lockdown im vergangenen Oktober eine öffentliche Veranstaltung verhindert hatte, wurden die erfolgreichen Kursteilnehmer des vergangenen Jahres nun heuer mit eingeladen. Im Vollzeitkurs haben alle Teilnehmer mit einer Ausnahme bestanden, im Teilzeitkurs 2020/2021 haben ebenfalls alle bis auf einen bestanden. »Für diese guten Leistungen möchte ich Ihnen allen mein Lob aussprechen.« Ertl vergaß in seinem Dank nicht die Dozenten, die unter erschwerten Bedingungen den Stoff gut vermittelt hätten. Und auch die Betriebe, Familien und Freunde würdigte er für ihr Engagement und Unterstützung der ehemaligen Kursteilnehmer.

Die jungen Meister hätten einen großen Sprung auf der Karriereleiter gemacht und könnten meisterhafte Schreinerarbeiten erstellen. Als Meister könnten sie sich nun selbstständig machen, an allen bayerischen Hochschulen und Universitäten studieren und haben nun mit ihrem Erfolg den Titel »Meister« und »Bachelor Professional« erworben, betonte Ertl.

Kreativität und Individualität sind der Schlüssel für den Schreiner, sagte stellvertretender Landrat Sepp Konhäuser. Holz habe in der Region immer eine wichtige Rolle gespielt, wie er am Beispiel der Saline ausführte. Er stellte die Chancen für das heimische Handwerk heraus: »Handwerk hat goldenen Boden, bleibt da, bildet aus«, ermutigte Konhäuser die jungen Schreiner und sorgte zugleich mit dem alten Spruch »nur ein Schreiner kann eine Frau glücklich machen« für viel Erheiterung. Wenn er die Ausstellungsstücke sehe, dann empfinde er Stolz und freue sich: »Man muss herzeigen, was man gut gemacht hat.«

Traunsteins Obermeister Andreas Weinzierl hatte eine Reihe von klassischen Meistersprüchen (zum Beispiel »Übung macht den Meister«) dabei, monierte gleichzeitig, dass im neuen Deutschen Bundestag nur zwei Prozent der Abgeordneten Handwerksmeister seien. Er betonte, dass es nicht die Aussicht auf kurze Arbeitszeiten und hohe Gehaltszahlungen gewesen sei, warum sich die jungen Ex-Schreinergesellen weitergebildet und den Meisterkurs gemacht haben. Es müsse ein anderer Antrieb sein. Und so wünsche er sich Meister, die »für unser Gewerk brennen«. Das Handwerk müsse etwas wert sein und auch wertgeschätzt sein. Sie dürften persönlich den Meistertitel mit Stolz tragen.

Werner Scharf, Ehrenobermeister der Schreiner-Innung Berchtesgadener Land, stellte den beruflichen Wert junger Fachkräfte heraus: »Wir Handwerker sind gefragt!« Er fügte hinzu: »Wir dürfen stolz sein!« Die jungen Meister hätten mit dem Bestehen der Meisterprüfung gezeigt, dass sie es »geschafft« hätten. Er riet ihnen, Netzwerke zu bilden. Beruflich könne man sich als selbstständiger Schreinermeister mit der Innung und ihren Betrieben verbinden, die Wirtschaftsförderung und die Handwerkskammer könnten in solchen Netzwerken ebenfalls wichtige Partner sein. Seine guten Wünsche fasste er zusammen: »Ein großes Netz, gesundes Holz und immer eine gute Schneid!«.

Unter dem Motto »Meisterstücke des Wohnens« wurden die Meisterstücke einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Die jungen Meister präsentierten ihre Werke und standen Besuchern für Information und Beratungen zur Verfügung. Und so mancher Besucher fand dort vielleicht auch seinen künftigen »Schreiner des Vertrauens« der ihn mit Wissen, Können und seinem Auftreten überzeugte. Und der eine oder andere junge Schreinermeister dürfte sich über die ersten Aufträge gefreut haben, was gerade auch für diejenigen gilt, die den Weg in die Selbstständigkeit wagen.

Vom April 2022 bis August 2023 wird wieder ein Meistervorbereitungskurs Teil I und Teil II in Teilzeit in Traunstein durchgeführt. Anmelden kann man sich im Bildungszentrum der Handwerkskammer unter Telefon 0861/98 97 70.

awi

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