»Viele bleiben stehen und schauen neugierig, die sprechen wir dann an. Aber viele kommen auch aktiv auf uns zu. Größtenteils erhalten wir eine positive Resonanz.« Natürlich war der Wal auch ein Blickfang, so blieben immer wieder Leute stehen, und fotografierten den Giganten. »Es ist auch toll, wie die Kinder reagieren. Sie laufen hin und streicheln ihn vorsichtig«, freute sich Maderstein, auch wenn nicht mit jedem neugierigen Passanten auch ein Gespräch zustande kam. Rund 50 Interessierte hatten sich bis zur Mittagszeit aber schon in kürzeren und auch längeren Gesprächen über die geplanten Gasbohrungen informiert.
Hinter der Aktion stehen laut Greenpeace Pläne der deutschen Energiekonzerne RWE und Uniper, vor der Westküste Australiens nach Erdgas für ein LNG-Projekt zu bohren inklusive einer 430 Kilometer langen Pipeline. »Die Bohrungen sind sehr laut, was vor allem die Wale betrifft.« Die Meeressäuger nutzen Schall und Sonar zur Kommunikation, Navigation und Nahrungssuche.
Neben den Bohrungen selbst kritisiert Greenpeace, dass Gas in LNG, also flüssiges Gas, umgewandelt werden soll. »Das ist super energieaufwändig. Und das Gas wird dann per Schiff über Asien nach Europa gebracht, was auch extrem schädlich ist«, so Mader-stein. Da Uniper zu 30 Prozent dem deutschen Staat gehöre, würde dieser das Projekt auch mitfinanzieren. »Solche Projekte werden schnell unter den Teppich gekehrt, das stört uns.« Daher ging der Wal auf Deutschlandtour in neun Städten von Schwerin über Recklinghausen bis nach Straubing und Traunstein. »Wir versuchen das Thema in die breite Bevölkerung zu tragen und auch in kleinere Städte.«
Bei der letzten Station der Tour, eben jener am Stadtplatz, war die häufigste Frage gegenüber den Greenpeace-Aktivisten mit Blick auf die Energiekrise: »Was sollen wir sonst machen?«. Die sechs Helfer versuchten, andere Wege aufzuzeigen durch Erneuerbare Energien wie Wind, Wasser und Solar vor dem Hintergrund, dass durch das LNG-Projekt frühestens 2025 Gas für Deutschland verfügbar sei und es daher nichts an der aktuellen Gasknappheit ändern würde. Es sei vernünftiger, das Geld in diesem Zeitraum in regenerative Energien zu investieren, lautet das Fazit von Greenpeace.
Der 16 Meter lange Wal war übrigens mit reiner Luft und nicht etwa mit Gas gefüllt, die Batterie dafür wurde mit »Green Energy« geladen, freute sich Alexandra Maderstein. Ein großes Transparent und eine Musikbox, aus der Walgesänge erklangen, rundeten die Aktion gegen die Gasbohrungen ab. Alle sechs Helfer freuten sich über die positive Resonanz der Traunsteiner, darunter auch Andrea Lackner aus Aiging bei Nußdorf. Die gebürtige Kolumbianerin gehört zur Ortsgruppe Chiemgau, die ihr Büro in der Hofgasse in Traunstein hat. »Ich verstehe schon ein bisschen bairisch, das hilft bei den Gesprächen«, lachte sie. Zu ihrem Engagement für Greenpeace sagte sie schlicht: »Ich versuche immer zu helfen.«
Weitere Infos zu der Aktion gibt es im Netz auf der Internetseite von Greenpeace.
pk