Doch es war so etwas wie eine Liebe auf den ersten Blick. Denn in seinem inzwischen 50 Jahre währenden Berufsleben hat der 64-Jährige nie wieder einen Fuß über die Schwelle einer anderen Konditorei gesetzt.
Nussbeugerl, Zwetschgendatschi, Russisch Punsch, Zigeuner- oder Prinzregententorte und nicht zu vergessen: der »Japaner« – das ist seit dem 1. September 1968 die Welt des Teisendorfers Konrad Geigl. Apropos Zwetschgendatschi, bei diesem Stichwort muss der Konditor schmunzeln. Nicht nur wegen der leidigen Frage Hefe- oder Mürbteig – »ganz klar Mürbteig mit höherem Zuckeranteil« – sondern auch wegen der Erinnerung an seine Lehrzeit. »Du fängst im September zur Zwetschgenzeit an, also spannst du dir morgens den Zwetschgenentkerner ein, und entsteinst Zwetschgen, jeden Tag, solange Saison ist.«
Dass Konrad Geigl in der Konditorei und nicht in einer Küche gelandet ist, lag an seinen Eltern. »Ich wollte Koch werden und hatte auch schon einen Ausbildungsplatz in München in der Fußballschule in Grünwald, für mich als alten Sechziger-Fan natürlich ein Traum.« Den seine Mutter aber sehr schnell beendete. Als 14-Jähriger alleine nach München im Jahr 1968: »Bub, da kommst du nur unter die Räder.« Im Rückblick hätte ihm aber nichts Besseres passieren können, auch wenn die Lehre nicht immer ein Zuckerschlecken war.
Streng ist sein Lehrmeister Hans Schweiger senior gewesen. »Der Ton war rauer, man wurde nicht mit Samthandschuhen angefasst.« In den ersten sechs Wochen habe er kaum ein Wort gesprochen, »ich war und bin einfach sehr schüchtern«, sagt Geigl und lächelt verschmitzt. Geschadet habe es ihm aber keines- falls. Bis Weihnachten sei man fit gewesen. »Ich bin mit Leib und Seele Konditor, in der Konditorei blühe ich richtig auf.« Denn hier sind Kreativität und Fantasie ebenso gefragt, wie handwerkliches Geschick.
Neben den Klassikern, die das Park-Café täglich anbietet, erfüllt Geigl mit seinem Team auch die ausgefallensten Wünsche der Kunden. Besonders in Erinnerung sind im dabei zwei Torten geblieben. »Wir mussten eine sechsstöckige Torte für einen 60. Geburtstag anfertigen. Jeder Stock für ein Jahrzehnt, die einzelnen Lebenstationen mit modellierten Figuren dargestellt. Am Ende war die Torte so hoch, dass wir sie nicht mehr zur Tür rausgebracht haben.« Schließlich gelang es doch noch, das Kunstwerk aus der Konditorei zu bekommen – durch das offene Fenster. Ähnlich vertrackt war eine spitz zulaufende Hochzeitstorte, die außen mit Windbeuteln verziert werden sollte, die aber einfach nicht halten wollten. »Wir hatten nur noch wenig Zeit und wussten uns schließlich mit Zahnstochern zu helfen, mit denen wir jede einzelne Profiterole an die Torte gespickt haben.« Diese Herausforderungen liebt Geigl auch nach 50 Jahren noch – man lernt durchs Ausprobieren jeden Tag aufs Neue.

Was sich in diesem halben Jahrhundert in der Geschmackswelt geändert habe? »Früher war mehr Buttercreme in den Torten«, sagt der Geigl. Der Geschmack der Kunden an sich habe sich nicht wirklich geändert. Die Klassiker sind nach wie vor gefragt, weiß der Konditor, der in der Woche rund 30 bis 35 Cremetorten anfertigt. Jedoch passe man sich den jeweiligen Modetrends an. »Jetzt muss man auch eine vegane Torte im Angebot haben, oder einen 'naked cake', bei dem das Einstreichen fehlt, man also jede Schicht sieht.« Gerade davon war Geigl anfangs gar nicht begeistert. »Einen glatten Rand mit exakten Kanten zu machen, das ist doch handwerkliches Können.« Mittlerweile ist er jedoch von dieser neuen Optik überzeugt.
Er selbst ist kein Tortenesser, die sind ihm zu süß. Käse- oder Obstkuchen mag er gerne. Am liebsten die von seiner Frau. Zuhause backt nämlich ausschließlich sie. Nur beim Platzerlbacken helfe er ihr. »Ich grille und koche lieber.« Dafür und für seine beiden Enkel hat er ab Januar noch mehr Zeit. Dann wird sich Konrad Geigl »schweren Herzens« nach und nach aus der Konditorei des Park-Cafés zurückziehen. vew