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Die Preise, die die Stadtwerke Traunstein für Strom und Gas verlangen, steigen deutlich. Foto: dpa

Es bleibt dabei: Stadtwerke drehen an der Preisschraube

Traunstein – Die Stadtwerke halten an ihren Plänen fest, die Strom- und Gaspreise zum Jahreswechsel deutlich zu erhöhen. In einem Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt hat Geschäftsführer Stefan Will mitgeteilt, dass die Überlegungen der Regierung in Berlin, ungerechtfertigte Anhebungen zu verbieten, keine Auswirkungen auf die Neugestaltung der Energiepreise durch die GmbH in Traunstein hätten. Sie halte ihren Kurs – was bedeutet, dass sich nach Angaben von Will zum 1. Januar Erhöhungen der Strom- und Gaspreise ergeben, die sich »in einer Bandbreite von 40 bis 70 Prozent bewegen«.


Die Bundesregierung will Anhebungen verbieten, die sich nicht durch höhere Beschaffungskosten rechtfertigen lassen. Damit möchte die Ampel verhindern, dass Energieversorger mit überzogenen Tarifsprüngen Kasse machen (wir berichteten). Die Stadtwerke Traunstein jedoch fühlen sich nicht angesprochen und sehen keinen Grund, jetzt nicht an der Preisschraube zu drehen. Die GmbH bleibt auf dem eingeschlagenen Weg und erhöht die Preise zum 1. Januar wie geplant. »Die Kalkulation ist nicht leichtfertig gemacht«, betont der Geschäftsführer. Die Stadtwerke hätten die Zahlen »genau angeschaut« und dann festgelegt, »wo wir hin müssen«. Als Händler müsse die GmbH nun im Einkauf viel mehr für Strom und Gas bezahlen. Und diesen Mehraufwand müsse sie dann im Verkauf auf ihre Kunden umlegen.

Aufgefächert ist die Preisstruktur der Stadtwerke. Für Strom wie auch für Gas verlangen sie vom einzelnen Kunden je nachdem, wie viel er verbraucht, aber auch ob er Stammkunde ist oder neu angefragt hat, mehr oder weniger. Und so ergeben sich nun auch Erhöhungen, die unterschiedlich ausfallen. Ein Beispiel aus dem Strombereich: In der Kategorie Eintarifzähler steigt der Brutto-Arbeitspreis zum Jahreswechsel von 24,97 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf 38,08 Cent pro kWh. Die Erhöhung: 13,11 Cent beziehungsweise 52,5 Prozent. Und ein Beispiel aus dem Gasbereich: Wer rund 20.000 Kilowattstunden bezieht, muss statt bislang brutto 8,56 Cent pro kWh künftig 13,9 Cent pro kWh berappen. Der Preis in diesem Fall steigt um 5,34 Cent pro kWh oder 62,38 Prozent.

Der Geschäftsführer sagt, dass der Energiemarkt insbesondere infolge des Krieges gegen die Ukraine gehörig in Bewegung geraten sei. »Der Anstieg der Beschaffungspreise durch den Krieg in der Ukraine, die europaweite Energiekrise, die Erhöhung beziehungsweise Einführung neuer Umlagen und die starke Erhöhung der Netzentgelte wirken sich auf die Endkundenpreise entsprechend aus«, erläutert Will die Lage. Das Ausmaß der Preisschwankungen auf den Energiemärkten führen laut dem Geschäftsführer zu hohen Preisrisiken bei den Versorgern, die berücksichtigt werden müssen. Und der Geschäftsführer sagt weiter: »Durch unsere frühzeitige Beschaffungsstrategie konnten wir aber noch höhere Preissteigerungen verhindern.«

Obwohl die Stadtwerke ausschließlich mit über die Wasserkraft gewonnenem Strom handeln – und damit nicht mit Strom, der mit Hilfe von Gas gewonnen wird, das nun mit dem Krieg gegen die Ukraine so teuer geworden ist –, steigen auch die Preise für die elektrische Energie, die die Stadtwerke ihren Kunden abverlangen. Der GmbH sind laut Will die Hände gebunden. Sie müsse sich den Gesetzen des Marktes unterordnen. Im freien Verkauf richte sich der Strompreis nach dem teuersten, jeweils zur Gewinnung eingesetzten Kraftwerk – womit der Bezug zur Verstromung von Gas hergestellt ist.

Nach der Erhöhung zum 1. Januar wollen die Stadtwerke die Finger dann aber weg lassen von der Preisschraube. »Wir werden die Preise für das Jahr 2023 stabil halten, sofern nichts Unvorhergesehenes passiert«, sagt Will.

Die Unterstützung, die der Staat den Bürgern in Sachen Energiepreise in Aussicht stellt, wird, was die Kunden der Stadtwerke Traunstein betrifft, nur zum Teil dort ankommen. Zum einen wird die GmbH die Zusage des Staats erfüllen, den Gasabschlag des Bürgers für Dezember zu übernehmen. Weil die Stadtwerke Traunstein jedoch nur elf Abschläge jeweils von Januar bis November bilden, wird laut Stefan Will in der Jahresrechnung im Januar ein Zwölftel des Jahresverbrauchs abgezogen. Das Geld, das die GmbH verliert, werde sie sich dann vom Staat zurückholen.

Für die meisten Kunden ohne Bedeutung bleibt hingegen die Strom- und Gaspreisbremse. Will sagt, dass sie gesetzlich festgelegt werde. »Allerdings wird die Strom- und Gaspreisbremse für die weit überwiegende Zahl unserer Kunden nicht relevant werden, da wir mit den Preisen unterhalb der festgelegten Grenzwerte bleiben.«

»Wir haben verschiedene Fragen zu den Preisanpassungen erhalten«, berichtet Will. Viele Kunden wollen seinen Angaben zufolge bereits jetzt für das nächste Jahr ihre Abschläge erhöhen. Laut dem Geschäftsführer werden aber die Abschläge mit der Jahresabrechnung automatisch angepasst. Und der Geschäftsführer weiter: »Auch erhalten wir sehr viele Anfragen von Kunden außerhalb unseres Versorgungsgebietes, die von den Stadtwerken mit Strom und Erdgas versorgt werden wollen. Leider können wir im Moment diese Kunden nicht aufnehmen, da wir die Strom- und Erdgasmengen teuer beschaffen müssten und so unsere Versorgungspreise nochmals korrigieren müssten.«

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