Bildtext einblenden
Der Tod von Queen Elizabeth II. bewegt auch viele Bürger in Traunstein und Umgebung. Foto: dpa

»Eine moralische Institution und Dienerin des Volkes« – Bürger in Traunstein und Umgebung gedenken der verstorbenen Queen

Traunstein – Mit höchster Achtung und größtem Respekt gedenken auch viele Bürger in Traunstein und Umgebung der verstorbenen englischen Königin Elizabeth II. Sie sei eine »moralische Institution, eine Autorität ohne politische Macht und vor allem eine Dienerin des Volkes« gewesen, sagt Günter Miedaner, der Vorsitzende des Freundschaftsclubs Haywards Heath-Traunstein.

»Für uns als deutsch-englischer Freundschaftsclub stehen die persönlichen Beziehungen nach England, insbesondere nach Haywards Heath, im Vordergrund, so fühlt man bei schönen wie auch traurigen Ereignissen mit«, sagt Miedaner für sich und seinen Verein, der seit vielen Jahren Traunsteins Städtepartnerschaft mit Haywards Heath lebt. »Und so sind wir tief bewegt vom plötzlichen Tod von Queen Elizabeth. Unser Mitgefühl gilt der königlichen Familie und dem britischen Volk in dieser schweren Zeit.«

Überaus pflichtbewusst

Aus Sicht von Miedaner war Königin Elizabeth II. »immer die unsichtbare 'Klammer', die für die britische Gesellschaft von so großer Bedeutung war«. Und weiter: »Sie war eine moralische Institution, eine Autorität ohne politische Macht und vor allem eine Dienerin des Volkes bis zum letzten Tag.« Ganz abgesehen von den Regentschaftsrekorden war es laut Miedaner vor allem das »ungebrochene Pflichtbewusstsein«, das die Queen nicht nur in ihrem Land beliebt gemacht habe. »Sicherlich wird sich nun die Frage stellen, was die Menschen in Großbritannien einte, die Institution Krone oder die Person Elizabeth. Beides vereinigte sich in Queen Elizabeth II. in ihrer langen Regentschaft.« Auch wenn in den letzten Jahren die Anzahl ihrer öffentlichen Auftritte deutlich weniger geworden sei, habe sie ihr Versprechen, dem Volk ihr ganzes Leben lang zu dienen, übererfüllt.

»Gerade in den letzten Jahren waren ihre Jubiläen und Feste fester Bestandteil unseres Clublebens, die wir selbstverständlich gerne mitgefeiert haben, zuletzt das 70. Thronjubiläum im Juni«, berichtet der Vorsitzende des Freundschaftsclubs. »Die Queen und ihre außergewöhnliche Biografie wurden auch Teil unserer Schulprojekte, bei dem unsere Partnerstadt Haywards Heath mit Gesellschaft und Kultur für die ganz jungen Traunsteiner erlebbar gemacht wurde – ob dies der Malwettbewerb und die Glückwunschkarte zum 90. Geburtstag war oder unser letztes Kunstprojekt zum Platinum Jubilee, bei dem die von den Grundschülern gestalteten 'Queens' in den Traunsteiner Geschäften zu bewundern waren.«

Bei seinen vielen Besuchen in London konnte Miedaner, wie er weiter erzählt, auch einige Male der Queen zuwinken. »Ihre Hüte, die Frisur und die legendäre Handtasche, das freundliche Lächeln werden in Erinnerung bleiben.« Ihr lebenslanger Einsatz für Großbritannien verdiene höchsten Respekt und Anerkennung. »Für ihren Nachfolger König Charles III. wird es nicht leicht werden, diese große Lücke zu schließen.«

»Majestät, mögen Sie in Frieden ruhen!«

»Majestät, mögen Sie in Frieden ruhen!«, ruft David Williamson der verstorbenen Queen zu. Und weiter wendet sich der Engländer, der im Chiemgau lebt, wie folgt an sie: »Ihr Pflichtbewusstsein und Ihr unermüdlicher Einsatz für Ihr Land und Ihr Volk war beispiellos bis zum allerletzten Atemzug. Wir sind stolz und glücklich, dass wir die Gelegenheit hatten, unser gesamtes Leben  unter Ihrer weisen Herrschaft  verbringen zu dürfen. Ihr Andenken wird für immer in unseren Herzen bleiben. Long live the King!«

Irene und David Linfoot, ebenfalls gebürtige Engländer, die im Chiemgau wohnen, sagen, dass Elizabeth II. ihrem Land mit Auszeichnung gedient habe. Ebenso wie viele Menschen in Großbritannien werden auch die beiden, die weit weg von der Insel leben, die Königin, wie sie sagen, schmerzlich vermissen. Sie sei eine »Gallionsfigur« gewesen. »König Charles III. hat einige große Fußstapfen zu füllen.«

»Eine wahre Freundin Deutschlands«

Irene Balls, die ehemalige Bürgermeisterin von Haywards Heath und Vorsitzende der Twinning Association Haywards Heath, sagt, dass das Vereinigte Königreich nun in eine »Phase der Trauer« eingetreten sei. »Viele Veranstaltungen im ganzen Land sind abgesagt worden. Die Flaggen wehen auf Halbmast.« Die Trauer im In- und Ausland sei groß. Die Queen sei von Menschen in der ganzen Welt »geliebt und geachtet« worden. In der Stadthalle von Haywards Heath, in den Kirchen und überall im Land werden sich laut Irene Balls die Bürger in Kondolenzbücher eintragen. »Mit der geliebten Königin haben wir eine Person verloren, deren unerschütterliche Loyalität, Dienst und Bescheidenheit uns geholfen haben, in den Jahrzehnten außergewöhnlicher Veränderungen in unserer Welt, unserer Nation und unserer Gesellschaft zu verstehen, wer wir sind.« Und die ehemalige Bürgermeisterin von Haywards Heath betont auch: »Königin Elizabeth war eine wahre Freundin Deutschlands.«

»Ich war erstaunt, dass ich vielmehr schockiert war, als ich vermutet hatte«, berichtet Dr. Jan-Piet Knijft von seinen Empfindungen, als er vom Tod der Queen hörte. Elizabeth II. sei für England und die ganze Welt ein »Anker« gewesen, an dem sich die Gesellschaft habe festhalten und aufrichten können. Diese Rolle habe sie ihr Leben lang »unglaublich gut gespielt«. Der Holländer, der Englisch-Kurse an der VHS Traunstein gibt, glaubt nicht, wie er weiter erzählt, dass König Charles III. in der Lage ist, diese Aufgabe, ein Anker in und für die Gesellschaft in und außerhalb Großbritanniens zu sein, so perfekt bewältigen kann wie die Queen.

Der Liebe wegen ist die Engländerin Edith Friedrich in den 70er Jahren nach Deutschland gekommen. Zum Tod der Queen sagt sie: »Die Engländer sind sehr royal. Das ist ein Schlag für das Land.« Die entscheidende Frage sei nun, wie es weitergehe mit dem Königshaus. Denn Charles habe ja bereits angekündigt, dass er das Ganze verschlanken wolle. Doch man müsse wissen: »Das ist ein Milliardengeschäft in England, vor allem in London. Tausende Menschen verdienen mit der Monarchie«, sagt die 68-Jährige, die in Fridolfing lebt. Sie hat bis heute einen leichten englischen Akzent, doch sie spricht auch Bayerisch: »Der Glanz und die Gloria – die sind schon sowas von grimmig«, sagt sie und lacht.

Queen Elizabeth II. sei unglaublich selbstlos gewesen. Sie habe dem Volk gedient und dafür sogar ihre Familie, also ihre vier Kinder, hinten angestellt. »Und sie ist immer mit gutem Beispiel vorangegangen, auch in der Coronazeit, wo sie allen Mut gemacht hat«, sagt Edith Friedrich.

Kondolenzkarte liegt aus

Zusammen mit der Stadt Traunstein legt der Freundschaftsclub Haywards Heath-Traunstein in der nächsten Woche eine Kondolenzkarte im Foyer des Rathauses auf. Erste Eintragungen sind am Montag voraussichtlich ab 10 Uhr möglich.

»Wir bitten die Traunsteiner Bürgerinnen und Bürger, sich einzutragen und so die Verbundenheit mit unserer englischen Partnerstadt Haywards Heath zum Ausdruck zu bringen«, sagt Günter Miedaner, der Vorsitzende des Freundschaftsclubs. Nach der Auslegung schickt er dann die Kondolenzkarte nach England – womöglich, was noch zu klären sei, nach Haywards Heath oder auch nach London.

pü/KR

Mehr aus der Stadt Traunstein