Bis zuletzt hatte Vorsitzender Thomas Miller, der dieses Amt seit 15 Jahren inne hat, gehofft, dass es doch noch gelingen könnte, Kandidaten für eine neue Vorstandschaft zu finden. Er und die übrigen Vorstandsmitglieder, die auch schon seit mehreren Wahlperioden in ihren Ämtern sind, hatten bereits bei der letzten Vorstandswahl vor drei Jahren angekündigt, nicht nochmals zu kandidieren, da es an der Zeit sei, dass »ein anderes Gesicht den Verein führt«. Doch letztlich fand sich niemand, der den Verein leiten möchte.
Es sei »eine denkwürdige Versammlung heute«, sagte Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer. Es sei ein »Moment des Abschieds und des Danks« an die Vorstandschaft, die sich stets sehr engagiert für die Firmen eingesetzt und auch immer dazu beigetragen habe, dass es in Traunstein weitergeht. Auch deshalb stehe Traunstein im Vergleich zu anderen Städten »ganz, ganz stark da«. Besonders hob Hümmer Millers Einsatz für die Traunsteiner Rosentage hervor, er sei der »Erfinder, Macher und Umsetzer« gewesen, ohne ihn würde es diese Veranstaltung nicht geben. Darüber hinaus bezeichnete er ihn als kritischen Begleiter bei verschiedensten Diskussionen, was er als sehr positiv empfand; man brauche niemanden, der zu allem gleich »ja« sage.
Hümmer bedauerte es, dass sich der Verein nun auflösen wird. Die Stadt habe damit keinen Ansprechpartner mehr, wenn es um die Belange der Unternehmen geht. »Eine Innenstadt ohne Handel hat auch keine Zukunft«, betonte Hümmer und nannte vier Punkte, die er für notwendig hält, dass Traunstein ein attraktiver Ort bleibt: Wirtschaft fördern und erleben, Stadtbild, Verkehr sowie Wohnen in der Stadt. Um Menschen in die Innenstadt zu locken, brauche es ein spannendes Warensortiment, ebenso ein sauberes und attraktives Stadtbild. In Sachen Verkehr müsse man alle berücksichtigen: Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Traunsteiner je zu einem Drittel zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto in die Innenstadt kommen, die Besucher aus dem Umland kommen zu 85 Prozent mit dem Auto. Das alles gelte es bei den Planungen zu berücksichtigen. Darüber hinaus sei es auch wichtig, das Wohnen möglichst nah im Zentrum zu ermöglichen.
Umfangreicher Rückblick des Vorsitzenden
Thomas Miller gab einen umfassenden Rückblick auf die Geschichte der Werbegemeinschaft Traunstein erleben, die 1980 gegründet wurde. Sie ging aus dem »Traunsteiner Firmenstammtisch« hervor. In den 43 Jahren sei die Werbegemeinschaft auf den unterschiedlichsten Feldern für Traunstein und für seine Mitglieder aktiv gewesen. Vieles sei erreicht worden.
»War zu Beginn das Thema Verkehr und Parken mit ein Hauptthema – was uns übrigens auch heute noch immer beschäftigt – wurde der Aufgabenkreis später immer größer«, so Miller. Auch auf Initiative der Werbegemeinschaft wurde im Jahr 2001 die Stadtmarketing Traunstein GmbH gegründet, um eine unabhängige Gesellschaft zu haben, die kein verlängerter Arm der Stadtverwaltung oder der Politik sein sollte, sondern die sich frei entfalten und auch zu kritischen Themen Stellung nehmen konnte. Bei so mancher Auseinandersetzung habe sich diese Unabhängigkeit als sehr wertvoll erwiesen.
Auch habe die Werbegemeinschaft zahlreiche Aktionen ins Leben gerufen. »Zu den beständigsten zählen die verkaufsoffenen Lindl- und Blattl-Sonntage sowie der verkaufsoffene Rosen-Sonntag, die bis heute ihre Anziehungskraft nicht verloren haben.« Ab 1994 wurde jährlich auf Treiben der Werbegemeinschaft und unter deren Führung das große Stadtfest Traunstein live durchgeführt. Diese Veranstaltung erreichte aber eine derartige Dimension, dass sie von der Werbegemeinschaft ab 2008 nicht mehr ehrenamtlich gestemmt werden konnte. Außerdem wurden zahlreiche Aktionen mit großen Verlosungen und Gewinnspielen durchgeführt, sagte Miller und erinnerte unter anderem an die Kunstmeile und den Krippenweg, an die Aktion »Wir rollen den roten Teppich für Sie aus« oder auch an die Aktion »Häuser und Handel im Wandel der Zeit«. Auch das Qualitätssiegel »Goldener Lindl« wurde 2005 zusammen mit der Stadtmarketing Traunstein GmbH ins Leben gerufen. 2009 präsentierte man erstmals zur Weihnachtszeit die »Traunsteiner Märchenwelt« , die auch noch in den Folgejahren jeweils zur Weihnachtszeit zu sehen war. »Für die Traunsteiner Märchenwelt bekamen wir auch den bayerischen Stadtmarketingpreis«, erinnerte der Vorsitzende.
Als mit die größte »und wahrscheinlich die nachhaltigste Veranstaltung, die wir ins Leben riefen«, bezeichnete Thomas Miller die Traunsteiner Rosentage. Die Idee dazu sei im Jahr 2010 aufgekommen, und schon im Jahr 2011 gelang es dank eines guten Teams die ersten Traunsteiner Rosentage durchzuführen. Obwohl das Wetter nicht mitspielte, verzeichnete man damals über 13.000 Besucher. In den Folgejahren entwickelten sich die Rosentage so gut, dass Jahr für Jahr mehr Besucher kamen und diese Gartenschau inzwischen zu einem festen Bestandteil im Veranstaltungskalender der Stadt Traunstein geworden ist.
»Auch wenn die Rosentage in den letzten Jahren jeweils die meiste Arbeit machten, so waren wir auch auf vielen anderen Feldern für unsere Mitglieder aktiv«, erinnerte Miller und zählte einige Beispiele auf. Man arbeitete aktiv im Arbeitskreis Christkindlmarkt mit und brachte diverse Vorschläge und Ideen ein, von denen einige auch Berücksichtigung in den Planungen fanden. »Auch die seit vielen Jahren in der Stadt aufgestellten großen geschmückten Christbäume gehen auf Anregung der Werbegemeinschaft zurück. Darüber hinaus führte die Werbegemeinschaft begleitend zum Christkindlmarkt eigene Aktionen durch. Außerdem gab es Osteraktionen und vereinzelte Muttertagsaktionen. »Natürlich waren in allen Jahren die verkaufsoffenen Sonntage zu organisieren. Jeder offene Sonntag war, auch wenn vieles schon eingespielt war, immer wieder mit viel Arbeit und Kosten verbunden. Circa 6000 bis 7000 Euro wurden in jeden verkaufsoffenen Sonntag investiert, gut angelegtes Geld in Anbetracht der Anziehung, die diese Sonntage haben.«
GmbH bleibt erhalten und richtet Rosentage aus
Weiter erinnerte Miller daran, dass der Verein im Jahr 2013 die Traunstein erleben GmbH gegründet hat, über die die Großveranstaltungen abgewickelt wurden. Diese GmbH sei auch kurzfristig eingesprungen, als der Gewerbeverband 2015 einen Ausrichter für die Gewerbeschau Truna suchte, da sich die bisherige Betreiberfirma zurückgezogen hatte. So organisierte die Traunstein erleben sowohl die Truna 2015 und als auch 2017 und sicherte damit den Fortbestand dieser wichtigen Messe in Traunstein. Die Traunstein erleben GmbH habe man inzwischen auf einstimmigen Vorstandsbeschluss aus dem Verein Traunstein erleben ausgegliedert. Sie werde alleine weiterbestehen und auch künftig die Traunsteiner Rosentage ausrichten.
Der Vorsitzende zählte noch viele weitere größere und kleinere Aktionen und Veranstaltungen der Werbegemeinschaft auf und stellte fest, dass »es uns im Vorstand nie langweilig wurde«. Man habe einiges für Traunstein erreicht, was aber nur möglich gewesen sei, weil er stets ein engagiertes Team zur Seite hatte, das bereit war, viel Freizeit in die Arbeit des Vereins zu stecken. »Ich bin stolz darauf, dass ich mit einer so guten Mannschaft zusammenarbeiten durfte«, betonte Miller, der außerdem die gute Zusammenarbeit mit Oberbürgermeister Christian Hümmer und seinen Vorgängern (»in meiner Amtszeit durfte ich mit vier verschiedenen Oberbürgermeistern zusammenarbeiten«) hervorhob. Man sei nicht immer einer Meinung gewesen, doch man konnte offen miteinander reden und habe gemeinsam viel erreicht. Auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, mit dem Bauhof und mit der Stadtgärtnerei sei stets sehr gut gewesen.
Weiß: Denkwürdiger Tag
Nachdem sich auch in der Versammlung keine Kandidaten für eine Vorstandschaft gefunden hatten und daraufhin ein Auflösungsbeschluss einstimmig angenommen worden war, sprach der neue Stadtmarketing-Geschäftsführer Hans-Peter Weiß von einem »denkwürdigen, beinahe historischen Tag«. Er bot den Unternehmen die Zusammenarbeit an und bat darum, dass sie sich weiterhin kritisch dem Dialog stellen. »Sprechen Sie uns an«, betonte er und verwies auf die von Stadtmarketing angebotenen Unternehmer-Stammtische; der nächste Termin ist am morgigen Donnerstag um 19 Uhr im Brauereiausschank Schnitzlbaumer.
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