Traunstein – Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – erst recht, wenn er mit der Bahn unterwegs ist. So wie Wolfgang Petzsch vor Kurzem. Der Gymnasial-Lehrer sah wie so oft wieder einmal nach dem Rechten am Grab seines Vaters in Augsburg. Und wusste vorübergehend nicht, ob er noch am Tag der Heimfahrt wieder in Kammer ankommen würde.
»Schienenersatzverkehr war angekündigt von Ostermünchen bis Rosenheim«, erzählt er im Gespräch mit dem Traunsteiner Tagblatt. Der Zug hielt in Ostermünchen an. »Weit und breit keine Lotsen, die irgendetwas erklärt oder gezeigt hätten. Er war gut voll. Aber da standen nur zwei Busse. Da war klar, dass nicht alle rein passen würden.«
»Geärgert, dass er sich gar nicht bemüht hat«
Auf seine Frage an den Busfahrer, der seiner Berufskleidung nach zur Deutschen Bahn gehörte, ob noch ein weiterer Bus kommt, lautete die Antwort, er wisse das nicht. Petzsch forderte ihn daher dazu auf, doch seine Vorgesetzten bei der Bahn anzurufen. »Der hat nicht mal geschaut, wie viele Leute da noch stehen und ob ein Bus reicht. Die beiden Busse waren gesteckt voll, einen Unfall hätten wir nicht haben dürfen. Aber mehr geärgert hat mich die Tatsache, dass er sich überhaupt nicht bemüht hat.«
In der Rosenheimer Bahnhofshalle die nächste Panne: »Es war 23 Uhr. Der Zug wäre um 22.50 Uhr gefahren. Kein Versuch seitens der Busfahrer, ihn aufzuhalten, damit die Reisenden den Anschluss erwischen. Auf der Tafel stand, der nächste Zug würde um 23.51 Uhr fahren.« Fahrplanmäßig wäre er um 23.31 Uhr gefahren, aber da die Busfahrt länger dauert, war das bereits in die Anzeige einkalkuliert worden. Die Überraschung kam, als er auf den Bahnsteig raus ging: »Entgegen der Anzeige in der Halle stand da der Zug noch, der Lokführer hatte gewartet.« Auf den dritten Bus wartete er dann natürlich nicht mehr.
»Ich habe dazu ja eine ziemlich radikale These«, sagt Petzsch. »Die Deutsche Bahn kümmert sich meines Erachtens überhaupt nicht darum, dass die Meridian-Kunden weiterkommen, schließlich ist das Konkurrenz.« Zum Beispiel in München fahre der Meridian meistens in den Flügelbahnhof. Kalkuliert würden zehn Minuten, die man zu Fuß zur Haupthalle des Bahnhofs brauche – »aber nicht mit einer Gehbehinderung oder wenn man schon betagt ist. Mein Eindruck ist, man will halt das eigene Unternehmen schützen.«
Er sei früher sehr gern mit dem Zug gefahren. »Was mich am meisten ärgert, ist der Schaden für die Umwelt. Natürlich sagen die Leute rundrum, das nächste mal fahre ich wieder mit dem Auto. Das ist ganz sicher nicht das, was wir in Zeiten des Klimawandels brauchen.«
»Die warten eh nicht« – »Informieren uns nicht«
Petzsch führt ein weiteres Beispiel an, bei dem seiner Meinung nach die Zusammenarbeit von Deutscher Bahn und Meridian nicht klappt: Seine Frau kam von einer Fortbildung aus Berlin – der IC hatte Verspätung. Auf ihre Bitte an den Zugbegleiter der Deutschen Bahn, man möge doch dem Meridian-Zugführer bitten, in München auf den Anschluss zu warten, hieß es: »Die warten eh nicht.« Eine Nachfrage beim Meridian habe die Antwort ergeben: »Die informieren uns nicht.«
Aber auch den Umgang mit dem Kunden, was den Kauf von Fahrkarten anbelangt, kritisiert er: »Einmal funktionierte der Fahrkartenautomat in Augsburg nicht. Im guten Glauben, die Karte auch im Zug kaufen zu können, stieg ich ein – ich hätte ihn verpasst, wenn ich noch bis zum nächsten Automaten gelaufen wäre.« Trotzdem sei er im Zug behandelt worden wie ein Schwarzfahrer.
Zwar habe er im Nachhinein einen Anruf erhalten, in dem sich jemand von der Bahn bei ihm entschuldigt habe, und einen Gutschein. Doch, so ist er überzeugt, heute würde sich wohl niemand mehr von der Bahn diese Mühe machen.
Ähnlich schlechte Erfahrungen machten auch Christine und Dr. Michael Bauer aus Traunstein, die auf dem Heimweg von einem Konzert in München um 2 Uhr nachts wegen eines Personenschadens in dem vorher gehenden Zug in Bad Aibling strandeten. »Niemand hat sich um uns gekümmert. Es wurde uns lediglich noch mitgeteilt, dass vermutlich erst um 7 Uhr Ersatzbusse zur Verfügung stehen«, berichten die Beiden. Bei allem Verständnis für den Ausfall des Zugs kritisieren sie aber, das »stundenlange am Bahnhof aussetzen«. Am Ende gelang es dem Paar dann gegen 3.30 Uhr ein Taxi zu nehmen. Die 100 Euro Kosten konnte man sich letztlich mit Mitfahrern teilen, so dass die Beiden auf 50 Euro sitzen blieben. Auch in ihrem Fall sei nur eine Toilette benutzbar gewesen – »wer öfter mit dem Meridian fährt, kennt das Problem.« Auch diese beiden kommen zu dem Schluss »Unter diesen Umständen überlegt man sich auch, ob man nicht wieder doch lieber das Auto für Fahrten zu Konzerten nach München benutzt«, so die Beiden.
Frau verrichtete Notdurft neben Bahnsteig im Gras
Auch unsere Mitarbeiterin Rosmarie Aicher aus Petting erwischte es vor kurzem. Auf der Fahrt vom Hauptbahnhof München nach Salzburg »hatten wir Glück, dass der Zug herinnen abfuhr und wir nicht so weit raus laufen mussten, was für Fußkranke schon eine Zumutung ist. Jedoch waren alle Toiletten versperrt, was für so manche Reiseteilnehmer ein Problem ergab. Eine Frau rannte in Traunstein raus und setzte sich neben dem Bahnsteig hin ins Gras und kam gerade noch rein, bis der Zug weiterfuhr. Sie sagte, 'ich hielt es einfach nicht mehr aus'«, berichtet Aicher.
Außerdem habe es keinerlei Ortsansagen und Ausstiegshinweise rechts oder links gegeben, was für Ortsfremde auch nicht so einfach sei. »So geht es doch wirklich nicht, wenn man seinen Fahrpreis bezahlt, hat man doch ein Recht auf Service. Was war da los? Sonst klappte es bei uns bisher gut, mit Ihnen zu reisen.« Auf ihre Beanstandung hin habe sie keinerlei Reaktion des Meridian-Unternehmens erhalten, beschwert sie sich. coho