Das Wasser, das die Stadtwerke Traunstein benötigen und das sie dann verteilen, holen sie sich seit Mitte der 1980er Jahre in der Gemeinde Ruhpolding. Drei Brunnen in der Laubau fördern jährlich rund 1,9 Millionen Kubikmeter. Im Notfall – wenn der Betrieb in der Laubau aus irgendeinem Grund gestört ist – können die Stadtwerke umschalten und dann in Siegsdorf das kostbare Nass bergen und in die Leitungen schicken. Wenn Lieferengpässe eintreten, dann schalten sie kurzfristig die Pumpe im Brunnen am Kressenbach bei Hammer ein. Das Wasser, das die Stadtwerke aus der Tiefe holen, verkaufen sie nicht nur in Traunstein. Auch Siegsdorf und Inzell versorgen sie.
Eine Neuausweisung des Wasserschutzgebiets in der Laubau war erforderlich, weil neue Erkenntnisse der Geologen zutage traten. So stellten die Fachleute fest, dass die unterirdischen Zuläufe, die das Wasserreservoire, dessen sich die Stadtwerke bedienen, doch nicht so laufen wie ursprünglich angenommen: Eine »Zustromung« erfolgt nicht vom Bereich der Chiemgau-Arena, sondern aus dem großen Gebiet südlich des Rauschbergs.
Die Stadtwerke waren aufgefordert, den Erkenntnissen Rechnung zu tragen und die Grenzen des Wasserschutzgebiets neu festzulegen. Sie beantragten eine Neuausweisung und starteten in ein Verfahren, das dann rund zehn Jahre in Anspruch nahm, bis das Landratsamt jetzt den Stempel aufs Papier setzte und die Genehmigung erteilte.
Zehn Jahre sind ein langer Zeitraum. Doch Will sagt, dass die Stadtwerke noch zügig vorangekommen seien. Denn in anderen Fällen dauere ein ähnliches Verfahren auch schon einmal 20 Jahre oder sogar noch länger.
Die Kosten für die Neuausweisung des Wasserschutzgebiets trugen die Stadtwerke. Tief in die Tasche mussten sie greifen. »Wir liegen bestimmt im sechsstelligen Bereich«, sagt Will.
Das Wasserschutzgebiet umfasst jetzt in seiner Neufassung etwa 30 Quadratkilometer – und ist damit in etwa doppelt so groß wie in seinen alten Grenzen. Auch eine Verschiebung hat sich ergeben: Nicht mehr im Wasserschutzgebiet liegt die Chiemgau-Arena, neu zu ihr gehört das Gebiet südlich des Rauschbergs. In diesem Bereich liegen viele Almen – womit deren Senner und Sennerinnen nun zu besonderer Sorgfalt gegenüber dem Wasser verpflichtet sind.
Neuausweisung bringt Vor- und Nachteile
Die Gemeinde Ruhpolding sieht Vor- und Nachteile in der Neuausweisung des Wasserschutzgebiets in der Laubau. Durch die gutachterliche Neuberechnung und Untersuchungen der unterirdisch verlaufenden Wasserströme und die damit einhergehende Vergrößerung des Wasserschutzgebiets Richtung Nordosten und Osten habe sich ergeben, dass das Areal der Chiemgau Arena nicht mehr im Einzugsgebiet des Wasserschutzgebiets Laubau liegt, sagt Manuela Plenk, die im Rathaus in Ruhpolding mit der Pressearbeit betraut ist. »Die Herausnahme der Chiemgau Arena aus dem Wasserschutzgebiet erleichtert den Mitarbeitern der Arena die tägliche Arbeit, vor allem verringern sich aber auch zusätzliche administrative und bauliche Anforderungen im Zuge von Projektumsetzungen oder der jährlichen Durchführung des Biathlon-Weltcups.«
Durch die Erweiterung des Schutzgebiets auf den Bereich südlich des Rauschbergs, die Schwarzachen und Umgebung werde den Alm- und Forstwirten »eine erhöhte Verantwortung im Zuge ihrer täglichen Arbeit auferlegt«, so Plenk weiter. »Das betrifft zum Beispiel bauliche Maßnahmen, vor allem aber Sicherheitsvorkehrungen in Bezug auf mögliche Ölunfälle mit Maschinen und Arbeitsgerät.« Um den Sorgen der Almbauern Gehör zu verschaffen und sie bei den zuständigen Behörden vorzubringen, habe die Gemeinde Ruhpolding im Zuge des Genehmigungsverfahrens auch ein Anhörungsverfahren erwirkt. Die Bewirtschaftung der Flächen der Schutzzone 3 Südlicher Rauschberg/Schwarzachen und Umgebung mit Weidevieh sei, so Manuela Plenk weiter, »durch die Erweiterung des Wasserschutzgebiets glücklicherweise nicht betroffen und kann ungehindert weiterhin ausgeführt werden.
pü