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Die neue Brücke in Heilig Geist, erst 2020 in Betrieb genommen, erlangt traurige Berühmtheit: Sie steht jetzt im »Schwarzbuch«. Für den Bund der Steuerzahler ist der Einbau einer Heizung, der den Geh- und Radweg auf dem Heilig-Geist-Steg von Schnee und Eis frei hält, eine Verschwendung von Steuergeld.

Bund der Steuerzahler kritisiert Einbau von Heizung in Heilig-Geist-Steg

Traunstein – Der Heilig-Geist-Steg steht seit dem Jahr 2020. Die Brücke führt über die Bundesstraße 304, sie ist für Fußgänger und Radfahrer gedacht. So weit, so normal. Aber in den Steg hat das Staatliche Bauamt Traunstein elektronische Heizelemente eingebaut. Wenn die Fahrbahn vereist, dann wird sie, so der Plan bislang, erwärmt.


Allein die Heizung hat etwa 150.000 Euro gekostet. Und die Stromkosten im vergangenen Jahr haben etwa 23.000 Euro betragen. Das Beheizen der Brücke ist für den Bund der Steuerzahler völliger Unsinn. Deswegen hat er den Heilig-Geist-Steg in sein »Schwarzbuch« aufgenommen, das er am gestrigen Mittwoch vorgestellt hat.

Mit seinem »Schwarzbuch« brandmarkt der Bund der Steuerzahler die Verschwendung von Steuergeld. Jahr für Jahr erstellt er eine Liste mit Projekten, die seiner Ansicht nach die Spitze des Eisbergs darstellen. Und heuer hat er auch ein Vorhaben in Traunstein mitaufgenommen.

Alles andere als vom Glück verfolgt war das Staatliche Bauamt bei der Errichtung der Brücke für die Fußgänger und Radfahrer. Beim Einhub der beiden Brückenhälften 2019 stellte sich heraus, dass sie nicht zusammenpassten. Eine Lücke von mehreren Zentimetern klaffte. Die Fehler mussten behoben werden – so konnte die Brücke letztlich dann erst 2020 freigegeben werden. Die Kosten für das Bauwerk beliefen sich auf rund zwei Millionen Euro.

Und dem nicht genug, steht die staatliche Behörde jetzt in der Kritik, weil sie die Brücke mit einer Heizung ausgestattet hat. Für 150.000 Euro hat das Staatliche Bauamt Traunstein elektrische Heizelemente in den Belag eingelassen. Anhand von Sensoren für Temperatur und Feuchte erkennt die Steuerung der Anlage automatisch eine Vereisungsgefahr und schaltet die Heizung entsprechend ein und aus, eine manuelle Einflussnahme ist aber ebenfalls möglich.

»Integraler Bestandteil der Gesamtkonstruktion«

»Dass die Brücke beheizt und nicht durch konventionelle Methoden wie Salzstreuung und maschinelle Schneeräumung unterhalten wird, ist integraler Bestandteil der Gesamtkonstruktion«, betont Christian Rehm, der Leiter des Bauamts Traunstein, gegenüber dem Traunsteiner Tagblatt. Diese Konstruktion sei in der Planungsphase unter Abwägung einer Vielzahl von Zwängen gewählt worden, nicht zuletzt im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit über die gesamte Nutzungsdauer. Die gebaute, besonders leichte und filigrane Stahlkonstruktion sei unter anderem dem Erfordernis der Baubarkeit unter Aufrechterhaltung des Verkehrs auf der darunter liegenden Bundesstraße geschuldet. Sie sei aber im Vergleich zu anderen gängigen Konstruktionen, beispielsweise einem Betonbauwerk, empfindlicher gegenüber Tausalz, das im Übrigen für die überwiegende Mehrheit aller Schäden an Brückenbauwerken verantwortlich sei. Der Amtsleiter führte aus: »Wir gehen davon aus, dass die Lebensdauer der Brücke durch den Verzicht auf eine Salzstreuung um mindestens ein Drittel verlängert wird, das sind etwa 35 Jahre.

Die Zuständigkeiten für Bau, Erhaltung, Unterhaltung und Betrieb seien im Planfeststellungsbeschluss geregelt worden. Demnach sei die Bundesrepublik Deutschland Träger der Bau- und Unterhaltungslast für die tragende Konstruktion und die Stadt Traunstein Träger der Bau- und Unterhaltungslast für den Geh- und Radweg. Rehm: »Das schließt die Verkehrssicherungspflicht auf dem Bauwerk mit ein, so dass die Aufwendung für die Schnee- und Eisfreihaltung – und der Beleuchtung – von der Kommune zu tragen sind.«

Zum Betrieb der Heizung und den anfallenden Stromkosten teilt der Behördenleiter mit, »dass es der Stadt Traunstein obliegt, von der Heizung Gebrauch zu machen oder eben nicht«. Rehm weiter: »Grundsätzlich ist es auch möglich, den Winterdienst herkömmlich zu gewährleisten. Das kann die Stadt Traunstein im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Verkehrssicherung des Geh- und Radweges selbst entscheiden.« Seitens des Bauamts sei allerdings wichtig, dass aufgrund der empfindlichen Konstruktion kein Tausalz auf der Brücke verwendet wird und die Verkehrssicherheit auf der unten liegenden Bundesstraße 304 gewährleistet ist, das heißt kein Schnee beim Räumen des Geh- und Radweges auf die Fahrbahn der B 304 fällt.

Im vergangenen Jahr hat die Heizung rund 85.000 Kilowattstunden Strom verbraucht. Der Stadt entstanden damit Stromkosten in Höhe von rund 23.000 Euro.

Heizung wird künftig nicht mehr laufen

Sie verzichtet künftig auf eine Beheizung des Geh- und Radwegs auf dem Heilig-Geist-Steg. »Die bisher gängige Praxis – das steht fest – ist weder ökologisch noch mit gesundem Menschenverstand nachvollziehbar.«, sagt Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer. Er habe sich deshalb bereits im Frühjahr mit Vertretern der Gemeinde Surberg und des Staatlichen Bauamtes zu einem Abstimmungstermin getroffen. Und das Ergebnis fasst Hümmer so zusammen: »Die Große Kreisstadt Traunstein wird die Brücke aus finanziellen und ökologischen Gesichtspunkten nicht mehr beheizen. Da die Heizung abgestellt wird, ist ein Räumen und Streuen des Geh- und Radwegs notwendig. Dies erfolgt künftig durch Mitarbeiter des Winterdienstes der Großen Kreisstadt Traunstein, die vertraglich Träger der Bau- und Unterhaltslast für den Geh- und Radweg ist.«

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