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So oder so ähnlich könnte das neue Baugebiet einmal aussehen.

Baugebiet Traunstorf-Nord: »Der Wohnungsdruck ist enorm«

Traunstein – »Dass dort jetzt zwei Bauparzellen verlorengehen sollen, das stößt mir sauer auf«, betonte Ernst Harrecker (CSU) im Traunsteiner Stadtrat. Seine Fraktion hatte einen Dringlichkeitsantrag zur schnellen Umsetzung des Baugebiets Traunstorf-Nord gestellt.


Die CSU ist der Überzeugung, dass die Entwässerung dezentral über sickerfähige Mulden für ein bis zwei Bauparzellen möglich ist. Anders sieht das allerdings das Wasserwirtschaftsamt Traunstein. Dieses prüft derzeit den neuen Vorschlag der Stadt, nämlich ein zentrales Versickerungsbecken zu errichten. Dabei würde allerdings Baugrund verlorengehen.

Zum Hintergrund: Eigentlich wollte die Stadt im Oktober mit der Bewerbungsphase für das neue Baugebiet beginnen. Doch dann waren im Rahmen des Bauleitplanungsverfahrens Probleme mit dem Oberflächenwasser aufgetaucht. »Vor dem Hintergrund des angespannten Immobilienmarkts in Traunstein, dem Wunsch vieler Familien, in ihrer Heimatstadt bauen zu können und des 14-monatigen Planungsstillstands«, wie es vonseiten der CSU heißt, hatte die Fraktion einen Dringlichkeitsantrag gestellt.

Ernst Harrecker kritisierte bei »Wünsche und Anfragen«, dass dieser nicht im Stadtrat behandelt wurde. Oberbürgermeister Christian Kegel begründete das damit, dass der Antrag erst einen Tag vor der Sitzung eingegangen sei. Zu dem Vorwurf des Fraktionsvorsitzenden Dr. Christian Hümmer (CSU), dass in der Sache nichts vorangehe, betonte der Rathauschef: »Wir können uns nicht über das Fachgremium hinwegsetzen. Lieber verwirklichen wir 31 Bauparzellen als 33 nicht.« Keiner habe hier irgendein Interesse daran, das Ganze zu verzögern. »Wir sitzen alle in einem Boot. Wir machen das so zügig, wie es irgendwie möglich ist.«

»Nahezu kein Planungsfortschritt«

In dem Dringlichkeitsantrag, der dem Traunsteiner Tagblatt vorliegt, kritisiert die CSU-Fraktion nämlich die Geschwindigkeit des bisherigen Planungsfortschritts. »Dieser ist unbefriedigend«, heißt es. Bereits in der Sitzung des Stadtrats im Dezember 2016 sei die Aufstellung des Bebauungsplans Traunstorf-Nord beschlossen worden. Seit diesem Beschluss gebe es nahezu keinen Planungsfortschritt, weitere Verfahrensschritte seien nicht eingeleitet worden. »Hintergrund ist, dass die Oberflächen- und Niederschlagswasserbeseitigung ungelöst sind«, heißt es in dem Antrag weiter. Dabei wäre laut CSU die Entwässerung des Baugebiets durch dezentrale, sickerfähige Mulden lösbar. »Dies zeigen andere Baugebiete und insbesondere die Entwässerung in Alt-Traunstorf, die ähnlich funktioniert.«

»Grundwasserschutz nicht voll erfüllt«

»Die Gebäude in Alt-Traunstorf bestanden schon, als Möglichkeiten zur Verbesserung der Niederschlagswasserbeseitigung gesucht wurden«, teilte Anton Resch, der stellvertretende Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftsamts, auf unsere Nachfrage schriftlich mit. »Unter den gegebenen Randbedingungen konnte hier die Niederschlagswasserbeseitigung gewährleistet und dabei der Grundwasserschutz verbessert werden. Er wurde aber nicht voll erfüllt«, so Anton Resch. »Bei diesen Bestandsgebäuden wird das Regenwasser über Sickermulden mit Notüberlaufschacht versickert. Dieser Notüberlaufschacht geht bis auf die grundwasserführende Kiesschicht hinab.«

Anders sei die Situation bei neuen Baugebieten, so Anton Resch. »Um durch die zusätzliche Neubebauung das Grundwasserverunreinigungsrisiko nicht weiter zu erhöhen, ist der Grundwasserschutz voll zu berücksichtigen, was ein Durchstoßen der schützenden Deckschicht mit einem Notüberlaufschacht grundsätzlich ausschließt.« Derzeit prüfe das Wasserwirtschaftsamt die von der Stadt vorgelegte neue Planung in Richtung eines zentralen Versickerungsbecken.

Oberbürgermeister Christian Kegel (SPD) betonte, dass es nicht nur um die Versickerung des im Gebiet anfallenden Oberflächenwassers gehe, sondern auch um die Notwendigkeit, das wild abfließende Oberflächenwasser bei Starkregenereignissen (das sich vom östlich anschließenden Hang auf die geplante Bebauungsfläche ergießt) geregelt abzuleiten und zu versickern.

»Wir müssen hier weiterkommen«

»Dazu gibt es einen intensiven Austausch zwischen Stadt und Wasserwirtschaftsamt«, teilte der Oberbürgermeister schriftlich mit. Er gehe aber davon aus, dass es in den nächsten beiden Wochen eine abschließende Beurteilung hinsichtlich der von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Lösung mit einem dezentralen Sickerbecken geben wird. »Der Wohnungsdruck ist gewaltig, wir müssen hier weiterkommen«, ist der Oberbürgermeister einer Meinung mit der CSU. »Dennoch dürfen wir eine Bebauung hier nicht auf 'Teufel komm raus' durchsetzen. Denn wenn dann ein Starkregenereignis kommt, ist es gut möglich, dass Häuser geflutet werden, dass Hab und Gut zerstört wird, dass Familien mit Kindern gefährdet werden«. KR

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