Nach wie vor viel Staub liegt auf den Spuren, die der Porzellanmaler, Keramiker und Bildhauer in Traunstein hinterließ. Eine besondere Beachtung in den Kreisen der Kunsthistoriker und Heimatforscher fand Julius Zaunmayr bislang nicht. Jetzt aber belebt Franz Baumann die Erinnerung an den Kunsthandwerker und Künstler. So hat Baumann nun dem Traunsteiner Tagblatt mitgeteilt, dass er eine rund 100 Jahre alte Vase besitzt, die aus der Werkstatt von Julius Zaunmayr stammt.
Reich verziert ist das edle Stück, goldfarbene Girlanden winden sich um das Gefäß, bunte Vögel sitzen auf Ästen. Alles ist in feinster Arbeit erstellt – Jugendstil in reinster Form. Schon seit einigen Jahren steht die Vase im Haus von Franz Baumann, entdeckt hat er sie einst, als er die Villa aus der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert übernahm, die an Herzog-Friedrich-Straße auf Höhe der Einmündung der Crailsheimstraße steht. 2009 sei Vorbesitzerin Luise Gaigl gestorben, erzählt Baumann, 2009 habe er mit der Sanierung des Hauses begonnen. Und als er dann alles von oben bis unten ganz genau unter die Lupe genommen habe, habe er auch eine wunderbare Vase entdeckt – ein Zeugnis jenes Künstlers, der nach seinem Tod 1949 in Vergessenheit geriet.

Baumann wohnt nicht selbst in der Villa an der Herzog-Friedrich-Straße, er vermietet sie. Um an die Vorbesitzerin zu erinnern, hat er ihr den Namen »Villa Luise« gegeben. Dass er gerade in diesem Haus auf ein Kunstwerk von Julius Zaunmayr gestoßen ist, wundert ihn nicht. Denn Baumann hat herausgefunden, dass der Porzellanmaler, Keramiker und Bildhauer einst in dieser Villa gelebt hat.
Fest steht, dass die Vase aus der Werkstatt von Julius Zaunmayr stammt. Unten, auf der Innenseite ihres Fußes, hat sich der Künstler verewigt. »J. Zaunmayr mod. Klein-Kunst«, also »Julius Zaunmayr moderne Klein-Kunst«, steht dort geschrieben. Doch wie alt das Gefäß genau ist, lässt sich nicht sagen. Baumann schätzt, dass die Vase aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts stammt. Sie sei nach wie vor in einem guten Zustand. »Sie weist keine Beschädigungen auf«, sagt Baumann.
Auch wie viel das gute Stück wert ist, kann Baumann nicht sagen. Ihm ist es auch egal, ob die Vase einige Hundert, oder vielleicht gar einige Tausend Euro bringen würde. Denn er will sie keineswegs verkaufen, sondern vielmehr behalten. So besitzt die Vase für ihn neben dem materiellen vor allem einen ideellen Wert, ist sie doch ein Zeugnis eines Künstlers in Traunstein, der in Vergessenheit geraten ist.
Im Heimathaus gibt's einige Gegenstände, die an ihn erinnern. So erzählt Eminger, dass das Museum über rund 50 handbemalte kleine Medaillons verfügt, die Julius Zaunmayr zuzuschreiben sind. Nur vermuten kann der Leiter des Heimathauses, welche Verwendung so ein Medaillon früher einmal fand – vielleicht auch als Zierde für den Deckel eines Zinnbierkrugs. »Sie sind außergewöhnlich schön«, sagt Museumsleiter Dr. Eminger.
Zaunmayr sei, wie der Museumsleiter weiter meint, ein »hochinteressanter Mensch« gewesen. Er sei heute »völlig unbekannt«. Zaunmayrs Arbeiten seien »qualitativ hochwertig«, sie seien, wie Eminger dann auch kurz und knapp sagt, »ganz toll«. Zaunmayr sei ein herausragender Vertreter des Jugendstils in Traunstein und Umgebung gewesen.

Nicht viel lässt sich – bisher zumindest – über den Künstler sagen. Geboren in München zog er, wie sich aus alten Aufzeichnungen ergibt, 1916 nach Traunstein. Von 1933 bis 1938 lebte in der heutigen »Villa Luise« an der Herzog-Friedrich-Straße, vorher und nachher woanders. Nach dem Krieg, 1949, starb er in Traunstein infolge einer Leuchtgasvergiftung.
Der Kunsthandwerker beziehungsweise Künstler arbeitete in Traunstein im Haus Maxstraße 20. Diese Adresse für seine »Werkstätte für moderne Kleinkunst Julius Zaunmayr Traunstein (Bayern)« hat er auf zwei Postkarten angegeben, die ebenfalls im Heimathaus aufbewahrt werden und von ihm gefertigte Gegenstände zeigen.
Auch außerhalb der Stadt Traunstein scheint sich Julius Zaunmayr einen Namen gemacht zu haben. So ist er wohl, wie eine der beiden Postkarten nahelegt, auch in Leipzig auf der Messe gewesen, um dort seine Kunst anzubieten. Wann er dort war, was er dort genau verkaufte, bleibt jedoch im Dunkeln – wie das Meiste im Leben des Kunsthandwerkers und Künstlers, der den Jugendstil in Traunstein gelebt und ihm eine Gestalt gegeben hat.
pü