Wimmer meinte dazu, in Kammer werde seit rund fünf Jahren versucht, eine Immobilie für einen Dorfladen zu finden. Dies sei auch ein Grund für die Vereinsgründung vor zwei Jahren gewesen. Jetzt habe man die Aussicht auf eine Immobilie. »Wir bräuchten zwar mehr Fläche, aber was hilft es, wenn wir sonst nichts bekommen«, so Wimmer. Nun stelle sich die Frage, ob man diese Chance ergreifen wolle.
Der Knackpunkt sei, wenn es keinen Mieter gebe, werde das kleine Gebäude auch nicht gebaut. Der Investor habe bereits erfolglos bei einigen Bäckereien nachgefragt, weil diese kein Personal dafür fänden. Aus der Runde wurde dagegen argumentiert, Personal müsse bei den Leuten, die in Kammer wohnen, machbar sein. Aus 40 Quadratmetern könne kein Dorfladen entstehen, lautete ein weiterer Einwurf. Deshalb sollte sich der Verein intensiv um einen Betreiber bemühen.
Wenn man nicht Betreiber sei, habe man auch kein Mitspracherecht hinsichtlich des Sortiments, sagte der Vorsitzende. Wenn man eine Nahversorgung mit Lebensmitteln möchte, müsse man gegebenenfalls eine Genossenschaft gründen. In welche Richtung solle der Verein gehen, befragte Wimmer daher die Versammlung. Auch ein Mischkonzept mit einer Bäckerei, bei der der Verein dabei sei, wurde vorgeschlagen. Dann hätte er jedoch auch das unternehmerische Risiko. Max Hiebl meinte, man müsse bei den Bürgern verbindlich abklären, ob sie an einer Genossenschaft teilnehmen würden. Thomas Stadler sprach im Fall einer Genossenschaft von einer langen Durststrecke, die es auszuhalten gebe.
Mitglieder beim Sortiment uneinig
Auch beim Sortiment waren sich die Mitglieder nicht einig. Während die einen mehr auf den sozialen Aspekt mit Bäckerei und Café zum »Einkaufen und Ratschen« hinwiesen, wollten die anderen einen Dorfladen, in dem regionale und Bio-Produkte verkauft werden. Peter Forster meinte dazu, man müsse froh sein, wenn man eine Bäckerei bekäme.
Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe für den Verein, dem Investor zu helfen, einen Betreiber zu finden. Dorfläden seien von der Fläche her viel größer. Schließlich einigte man sich darauf, umgehend bei den Bürgern eine Umfrage zu starten und eine Bedarfsanalyse zu erstellen.
Wimmer wies ferner auf das Stadtentwicklungskonzept hin, in dem jedes Jahr festgelegt werden müsse, wohin sich Kammer entwickeln soll. Die Bedarfsmeldung 2020 an die Regierung von Oberbayern enthalte die Machbarkeitsstudie der Turnhalle, den Rahmenplan Verkehr, die Fortführung der Lenkungsgruppe aus Vertretern des Vereins und der Stadt sowie Fachleuten. Wichtig sei, dass die erforderlichen Mittel in den Haushalt der Stadt eingestellt werden, um die Projekte fortführen zu können, so Wimmer.
Ein wichtiges Thema sei die Sanierung der Schule. Im kommenden Jahr solle der Sanierungsplan erstellt werden und 2021 die Komplettsanierung durchgeführt werden. »Den Punkt, dass die Schule zugesperrt werden soll, haben wir überwunden, sodass die Kinder am Ort in die Schule gehen können«, erklärte Wimmer. Inzwischen sei auch der Schulsprengel in Traunstein geändert worden.
Der neue zweite Vorsitzende, Christian Richter, erinnerte daran, dass die Schule auf der Kippe gestanden habe, sei ein starkes Motiv für die Vereinsgründung gewesen. Auch wegen der großen Unterstützung des Stadtrats habe es in kurzer Zeit eine positive Entwicklung gegeben.
Turnhalle wichtig für Schul- und Vereinssport
Ein weiterer Punkt ist die Machbarkeitsstudie für die neue Turnhalle. Aus der Versammlung wurde gefordert, ein großes Augenmerk auf die Parkplatzsituation zu legen. Ebenso sei wichtig, festzulegen, was in die Turnhalle hinein gehöre, um sie optimal nutzen zu können. Die Turnhalle dürfe nicht nur für den Schulsport, sondern müsse auch für den Vereinssport der DJK zur Verfügung stehen, damit sie richtig ausgenutzt werde, so die einhellige Meinung. Außerdem dürfe es nicht nur eine Minimalausstattung geben. Forster meinte, der Dorfentwicklungsverein solle sich diesbezüglich keine Denkverbote auferlegen.
Thomas Stadler forderte, die Sanierung der Schule und der Neubau der Turnhalle sollten wegen möglicher Schnittstellen zusammen geplant werden. Der Vorsitzende warf die Frage auf, wo der Schulsport stattfinde, wenn während der Sanierungsphase der Turnraum wegfalle und die Turnhalle noch nicht stehe.
Zum Breitbandausbau sagte Wimmer, die dritte Ausschreibung für das »Los 8«, das den Außenbereich von Kammer betrifft, laufe derzeit. Zweimal seien allerdings die Firmen schon abgesprungen. Ob die Stadt ein Angebot für Kammer bekomme, sei daher fraglich. Vorsorglich sollten sich diejenigen bei der Stadt melden, die kein oder nur schlechtes Internet haben.
Bezüglich des Rahmenplans Verkehr wurde Tempo 30 durch die Ortschaft gefordert, weil es keinen Radweg gibt. Wimmer erklärte, in Kammer sei dies wegen des Kindergartens und der Schule kein Problem. Da es sich um eine Kreisstraße handele, müsse die Stadt wegen eines Tempolimits im ganzen Ort mit dem Landratsamt verhandeln.
In seinem Rechenschaftsbericht hatte der Vorsitzende auf die positive Mitgliederentwicklung hingewiesen. Durch die letzte von zwei Bürgerwerkstätten habe es einen Schub gegeben, sodass die Zahl der Mitglieder auf 35 angestiegen sei. Wichtig sei die Vergabe des Dorfentwicklungskonzepts gewesen. Es habe vier Treffen mit dem Planungsbüro und der Stadtverwaltung gegeben.
Die beiden Bürgerwerkstätten mit zusammen rund 240 Teilnehmern und vielen Wortmeldungen hätten gezeigt, dass sich durchaus viele Leute für das Thema Dorfentwicklung interessieren und ihre Meinung äußern möchten.
Andrea Brunner betonte, wie notwendig eine große Beteiligung an den kommenden Bürgerwerkstätten sei, um weiterhin das große Interesse zu zeigen und neue Ideen einzubringen. Bjr