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Familie Stenger aus Palling mit den Leihgroßeltern Hannelore und Hans Magosch. Sie gehören inzwischen zur Familie, erzählen die Eltern. Die »Oma-Opa-Vermittlung« feierte in Traunreut zehnjähriges Bestehen. (Foto: Mix)

Zehn Jahre Wunsch-Großeltern in Traunreut

Traunreut – In Traunreut wurde vor zehn Jahren die »Oma-Opa-Vermittlung« gegründet. Sie entstand auf Initiative des Seniorenbeirates in Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus. Träger ist das Diakonische Werk Traunstein. Lydia Hogger, von Beruf Diplompsychologin und damals erst kurze Zeit in Rente, leitet die Vermittlung seitdem und freut sich immer wieder, wenn sie sieht, welch schöne Verbindungen zwischen den Generationen entstanden sind und weiter entstehen.


Anlässlich einer kleinen Feier zum zehnjährigen Bestehen der Gruppe sagte Hogger: »Die Oma-Opa-Vermittlung liegt mir sehr am Herzen. Ich habe immer mit Familien gearbeitet und oft gesehen, wie junge Mütter auf dem Schlauch stehen, wenn keine Großeltern in der Nähe sind.« Die von ihr geleitete Gruppe sei »das Politischste«, das sie je gemacht habe. Denn hier werde der menschliche Umgang miteinander im Kleinen verändert und verbessert. »Hier wird Toleranz von allen Seiten geübt, Akzeptanz und Respekt voreinander. Das ist ein Dienst an der Gesellschaft«, so Lydia Hogger.

Für das Diakonische Werk gratulierte Margarete Winnichner der Gruppe zum Zehnjährigen und nannte den Dienst, den die Leih-Omas und Leihopas dabei übernehmen, eine wichtige »Zeitspende«. Sie erleichterten den Familien das Leben, deren leibliche Großeltern vielleicht weit weg wohnen oder die gar keine mehr haben: »Schön, dass sie sich die Zeit nehmen und sich in die Familien integrieren.«

Für die Stadt Traunreut sprach Stadträtin und Seniorenreferentin Angelika Zunhammer und betonte: »Was wären wir ohne Großeltern.« Bei der Oma-Opa-Vermittlung profitierten beide Seiten. Die Älteren könnten ihr Wissen und die Lebenserfahrung an die Jugend weitergeben und gleichzeitig durch den Umgang mit den Kindern auch ganz neue Erfahrungen sammeln. Das Schöne an Großeltern, die für Kinder einen hohen Stellenwert hätten, ist laut Angelika Zunhammer: »Sie lassen alles stehen und liegen und nehmen sich Zeit für die Kleinen.«

Angela Auer vom Mehrgenerationenhaus und Richard Schuster, Vorsitzender des Traunreuter Seniorenbeirats, gratulierten ebenfalls zum Jubiläum und freuten sich über dieses sehr gelungene, generationenübergreifende Projekt.

Aktuell gehören 15 Omas und Opas der Gruppe an, die acht Familien betreuen. Es gibt noch Damen und Herren, die frei und keiner Familie zugeordnet sind. Deshalb können sich interessierte Familien jederzeit im Mehrgenerationenhaus melden. Es wird dann immer geschaut, wer zusammenpassen könnte und ob die Chemie stimmt, bevor Vereinbarungen zum regelmäßigen Zusammensein getroffen werden.

In der Regel treffen sich die Leihgroßeltern und die Kinder einmal in der Woche, individuelle Absprachen sind aber möglich und auch gewünscht, denn es soll für alle Beteiligten passend sein. Einmal pro Monat treffen sich alle Omas und Opas aus der Gruppe zur Besprechung und zum gegenseitigen Austausch.

Seit inzwischen vier Jahren betreuen Hannelore und Hans Magosch die Kinder der Familie Stenger aus Palling. Ihre eigenen Enkelkinder wohnen weiter weg und Hans Magosch sagt zu seiner Motivation: »Wir lernen von den Kindern und verlieren nicht den Anschluss an die Jugend.« Die leiblichen Großeltern der Pallinger Kinder wiederum wohnen ebenfalls weit weg, rund 700 Kilometer, und können nicht viel Zeit mit ihnen verbringen. Familie Stenger sagt über die Leihgroßeltern: »Es kommt uns so vor, als ob es schon immer so war.« Das Ehepaar Magosch gehöre zur Familie dazu, sei ein fester Bestandteil. Bei großen Familientreffen seien inzwischen oft sogar alle drei Großelternpaare anwesend.

Ebenfalls vor vier Jahren kam Uschi Weitz als Leihoma zu einer alleinerziehenden Mutter aus Traunreut, die damals ihren zweijährigen Sohn Shamil hatte. Inzwischen gibt es einen zweiten Sohn Enes und neben Uschi Weitz ist auch ihr Mann Hans immer öfter dabei, wenn sie die Buben betreut. Die Mutter: »Es ist für mich nicht nur eine große Entlastung, wir sind wie eine richtige Familie zusammengewachsen.« Ihre eigene Familie lebt in der Türkei und sie ist froh, in Uschi Weitz auch eine Ansprechpartnerin für andere Dinge zu haben. »Uschi und Hans machen, was Großeltern halt tun, sie geben Liebe und Aufmerksamkeit«, betont die Alleinerziehende.

Im Anschluss an die Jubiläumsfeier fand im Wilhelm-Löhe-Heim ein Familienfest der Oma-Opa-Vermittlung statt, das in den beiden vergangenen Jahren pandemiebedingt ausfallen hatte müssen.

mix

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