Die Zahl der Kurse ging kontinuierlich zurück. 2019 waren es noch 586, 2020, als zumindest in den ersten Monaten noch normaler Betrieb möglich war, waren es 343 und 2021 nur noch 215. Die Zahl der Doppelstunden ging zurück auf 1724, während es 2020 noch 2470 und 2019 4377 waren. Auch bei den Teilnehmern ist der Rückgang deutlich zu sehen. 5560 nahmen 2019 an einem Kurs teil, 2929 waren es 2020 und nur noch 1671 im vergangenen Jahr.
Gerettet mit Kurzarbeit und Zuschüssen
Wie Geschäftsführerin Karola Drenth in ihrem Jahresbericht ausführte, wurden in der Pandemie wirtschaftliche Gegenmaßnahmen getroffen in Form von Kurzarbeit sowie der Beantragung von allen erdenklichen Hilfen und es gab Einsparungen in verschiedensten Bereichen. Die staatliche Corona-Unterstützung machte insgesamt circa 100.000 Euro aus.
Ein großer und wichtiger Bereich der Traunreuter VHS sind seit Jahren Kurse zur Integration von Menschen aus anderen Ländern. 2021 nahmen 82 Teilnehmer an den Einbürgerungstests teil, es gab zahlreiche Prüfungen in Deutsch für Flüchtlinge und Zugezogene und drei Integrationskurse mit 36 Teilnehmern. Im laufenden Jahr waren es bis September bereits 62 Teilnehmer bei den Einbürgerungstests und es laufen sechs Integrationskurse mit 214 Teilnehmern, davon 73 aus der Ukraine. »Wir haben bereits im Mai, Juni mit Kursen für die Flüchtlinge aus der Ukraine begonnen, als andere noch mit der Planung beschäftigt waren«, erklärte Drenth. Erstmals findet heuer auch ein Integrationskurs für 22 Flüchtlinge aus der Ukraine in Chieming statt.
Nach wie vor sehr gefragt sind die Kurse und Trainings zur beruflichen Orientierung. 2021 nahmen 24 Teilnehmer am Bewerbungstraining teil. Acht konnten so in Arbeit vermittelt werden. Sieben Personen absolvierten einen Kurs der beruflichen Orientierung, vier von ihnen fanden Arbeit. Der Bedarf an diesen Kursen sei aufgrund der nach wie vor problematischen Wirtschaftslage weiter steigend.
Sorgen bereiten ihr und dem Vorstand aktuell die steigenden Kosten. Trotz Reduzierung beim Druck des Programmhefts um 300 Exemplare stiegen die Druckkosten wegen des hohen Papierpreises um 1000 Euro. Drenth warf daher die Frage auf, ob es noch zeitgemäß sei, zweimal im Jahr ein Programmheft in Papierform herauszugeben. Eine Umfrage bei den Kursteilnehmern soll dem Vorstand bei der Entscheidung helfen. Enorm sind auch die Kostensteigerungen bei Strom und Heizöl. Trotz Einsparungen wird eine Gebührenerhöhung in manchen Fachbereichen nicht zu vermeiden sein, teils schon im Herbst 2022, teils im nächsten Frühjahr.
Schallinger ging in seinem Vorstandsbericht wie bei jeder Mitgliederversammlung auf die Raumsituation der VHS ein. Laut Landratsamt sind die Räume als »Interimslösung für fünf Jahre« nur noch bis 2024 zu nutzen. Schallinger sieht einen Neubau bis dahin aber nicht als realistisch an. Die Hoffnung auf einigermaßen zeitnahe Umsetzung bleibe aber, denn »ein Neubau im Zusammenhang mit der Bücherei ist weiterhin sehr dringend«. Erfreulich sei, dass die Gemeinden Chieming und Seeon-Seebruck im Herbst 2021 eine Zuschusserhöhung beschlossen hat. Diese werden nach Einwohnerzahlen berechnet.
»Freizeiteinrichtungen« in der Pandemie geschlossen
Lob und Dank sprach er Drenth und ihren Mitarbeitern aus, die in der Pandemie hervorragende Arbeit leisteten. Leider sei die Wichtigkeit der Erwachsenenbildung im Lockdown nicht erkannt, Volkshochschulen seien als »Freizeiteinrichtungen« eingestuft und geschlossen worden. Dabei hätten gerade Maßnahmen zur Integration und beruflichen Eingliederung sowie Weiterbildung eine hohe soziale und wirtschaftliche Bedeutung: »Wenn nicht wir, wer dann soll das alles machen? Die VHS leistet hier sehr viel für die Gesellschaft.«
Den trotz allem erwirtschafteten Überschuss von 2140 Euro 2021 nannte er »sensationell«. Für 2022 wird nur noch geringe staatliche Unterstützung erwartet. Es gibt zwar wieder mehr Kurse, aber auch gewaltige Kostensteigerungen. Deshalb sei heuer mit einem höheren Fehlbetrag zu rechnen.
»Volkshochschulen sind unverzichtbar«
Drenth gab zum letzten Mal ihren Bericht als Geschäftsführerin ab. Nächstes Jahr im September geht sie nach mehr als 31 Jahren bei der VHS Traunreut in Ruhestand. Die Suche eines Nachfolgers laufe bereits, die Einarbeitung soll ab Mai erfolgen. Im Schlusswort betonte sie, der Auftrag zur Förderung der Erwachsenenbildung sei »mehr als nur ein unverbindlicher Wunsch – Volkshochschulen ebenso wie andere Institutionen der Erwachsenenbildung sind eben keine Luxusprojekte für gute Zeiten, sondern sie sind unverzichtbare Vermittlungsinstanzen für demokratische Ideen und Werte.«
Dritter Bürgermeister Hans Danner betonte ebenfalls, die VHS leiste einen unverzichtbaren Beitrag bei Integration, Sprachvermittlung und in vielen anderen Bereichen: »Wir haben dafür keine andere Einrichtung.« Er machte Hoffnung auf einen Neubau im Zusammenhang mit dem »Muna Park Ost« auf dem ehemaligen Marcello-Grundstück. Eine Realisierung bis 2024 sieht er auch nicht als realistisch an, glaubt aber, dass der Bau bis 2026 über die Bühne gehen könnte. Im Stadtrat gebe es eine breite Mehrheit, die Suche nach einem Bauträger solle noch heuer starten.
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