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Lorenz und Elfriede Helminger in ihrem Garten. Sie feiern am heutigen Mittwoch Eiserne Hochzeit. (Foto: P. Mix)

Vom Chiemgau in die USA und wieder zurück

Traunreut – Schon seit 65 Jahren halten Lorenz und Elfriede Helminger fest zusammen. Das Paar aus St. Georgen gab sich am 25.  April 1953 vor dem Standesamt das Ja-Wort und heiratete wenige Tage später, am 28. April, kirchlich. Gemeinsam haben sie schwierige Zeiten gemeistert, ein Leben lang hart gearbeitet und eisern gespart. Am heutigen Mittwoch feiern sie Eiserne Hochzeit. Als Gratulant hat sich bereits Bürgermeister Klaus Ritter angekündigt.


Lorenz Helminger wurde in Eisenärzt geboren und verbrachte seine Schulzeit in Traunstein. Er hat eine Zwillingsschwester und eine jüngere Schwester. Nach der Schule absolvierte er eine Schuhmacherlehre beim Praxenthaler in Traunstein und arbeitete dort auch als Geselle weiter. Elfriede Helminger wuchs mit zwei Geschwistern in Taching auf und lernte den Beruf einer Näherin. 1952, als beide Anfang 20 waren, lernten sie sich beim Tanzen kennen und es hat gleich gefunkt zwischen ihnen.

Elfriedes Schwester war damals schon mit einem amerikanischen Besatzungssoldaten verheiratet und wollte unbedingt, dass Schwester und Schwager zu ihr nach Amerika kommen. Kurz nach der Hochzeit im Jahr 1953 war es dann auch soweit. Zunächst ging Lorenz Helminger allein nach Sheridan/Wyoming. Er sollte in der gleichen Kohlenmine im Tagebau Arbeit finden, in der auch sein amerikanischer Schwager angestellt war. Doch als er dort ankam, wurde die Mine geschlossen, und er musste sich eine andere Arbeit suchen. »Ich konnte kein Englisch außer yes und no, das war gar nicht so einfach damals«, erinnert sich Lorenz Helminger. Schuhmacher brauchte man dort nicht und so fing er für 75 Cent Stundenlohn als Autowäscher in einer Werkstatt an.

Seine Frau kam nach und erinnert sich noch sehr gut an ihre Reise, die sie ganz allein machen musste: mit dem Schiff bis New York, mit dem Flugzeug nach Billings und weiter mit dem Zug. Die letzte Strecke führte durch einsame Prärie, wo sie die ersten Indianer in ihrem Leben sah und sich gefragt hat: »Wo komme ich da nur hin?« Während ihr Mann sich in der Autowerkstatt langsam hocharbeitete und schließlich als Mechaniker tätig war, half Elfriede zunächst in fremden Haushalten und später in einer Schulküche. »Wir mussten mit so wenig auskommen, es war wirklich eine harte Zeit«, erzählt sie. Das Paar nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an, denn »man muss sich anpassen«. Später, zurück in Deutschland, legten sie sie wieder ab. In den USA wurden auch die Tochter und der Sohn geboren.

Bei Elfriede Helminger wurde aber mit der Zeit das Heimweh immer größer: »Ich hab immer wieder den Tachinger See vor mir gesehen und die schöne Landschaft drum herum. Dort drüben war ja ringsum nur Prärie und der nächste Ort meilenweit entfernt.« 1967 kehrten sie daher mit ihrer 14-jährigen Tochter und dem zehnjährigen Sohn wieder nach Bayern zurück. Sie fanden eine Wohnung in Traunreut und die Arbeitssuche ging wieder von vorne los. Der Ehemann arbeitete zunächst sechs Jahre in der BMW-Werkstatt in Altenmarkt und kam später zum Straßenbauamt, wo er bis zur Rente blieb. Die Ehefrau fand Arbeit in der Firma Michael Lohs. Mit viel Eigenleistung bauten die beiden sich ihr eigenes Haus in St. Georgen, wo sie heute ihren wohlverdienten Ruhestand genießen und ihren schönen Garten pflegen.

Tochter lebt in Amerika, der Sohn in Traunreut

Die Tochter der beiden ist wieder in die USA zurückgekehrt, wo sie sich heimischer fühlte als in Deutschland, ist mit einem Amerikaner verheiratet und hat drei Kinder. Der Sohn lebt in Traunreut. »Wir hatten es nicht leicht, haben immer viel gearbeitet und gespart«, erzählt Elfriede Helminger. Das schweißte das Paar zusammen. Wie überall gab es natürlich auch bei ihnen ab und zu Meinungsverschiedenheiten, aber »dann rauft man sich halt wieder zusammen«. Rückblickend auf 65 gemeinsame Jahre stellen die beiden fest: »Die Zeit vergeht so schnell.« mix

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