Der Jeki-Unterricht (Jedem Kind ein Instrument) an der Grundschule Nord und an der Sonnenschule wird in Traunreut auch als ein gelungenes sozialintegratives Kulturprogramm gesehen. Die Stadt Traunreut bietet das Jeki-Musikprogramm seit 13 Jahren an. Die Kinder haben einmal pro Woche Unterricht an den jeweiligen Grundschulen. Im ersten Schuljahr lernen sie in Großgruppen die Instrumente kennen und dürfen diese testen. Vom zweiten bis vierten Schuljahr spielen die Schüler dann ihre Instrumente in Gruppen. In den Großgruppen in der ersten Klasse lernen die Kinder im Schnitt 15 bis 20 Instrumente kennen. Im Instrumentalunterricht – zum Beispiel in einer Dreiergruppe mit 30 Minuten – hat jedes Kind Anspruch auf 10 Minuten Unterricht. Diese Aufteilung soll auch so beibehalten werden. Als Verbesserung schlägt die Musikschule jedoch vor, den Unterricht in der dritten und vierten Klasse um 5 auf 15 Minuten pro Kind zu erhöhen. Eine Zweier-Gruppe hat dann 30 Minuten Unterricht und eine Dreier-Gruppe 45 Minuten.
Lernerfolg ist zu verbessen
Die Musikschule verspricht sich durch diese Verlängerung des Unterrichts einen besseren Lernerfolg. Wie Musikschulleiter Josef Mayer erklärte, reiche ab dem zweiten Instrumentaljahr mit zehn Minuten Unterricht die Zeit nicht aus, um merkbare und anhaltende Fortschritte zu erzielen. Gerade in den ersten Lernjahren sei es besonders wichtig, die Spielgrundlagen zu automatisieren, wie die Haltung des Instruments, der Hände, Schultern und Finger. Bei den Bläsern sei darüber hinaus der Schwerpunkt auf die Tonproduktion gelegt. Töne auf Trompeten, Klarinetten, Querflöten oder Saxophon zu produzieren, bedürfe neben einer richtigen Haltung viel Aufmerksamkeit und ständige Kontrolle im Unterricht. Viel Zeit in Anspruch nehme auch das Stimmen der Instrumente. Das regelmäßige Stimmen der Violinen oder Gitarren – die Gitarre ist der große Favorit bei den Instrumenten – brauche viel Vorbereitungszeit. Diese Grundlagen seien für den Lernerfolg und damit auch der Freude am Spielen jedoch oberste Priorität, erklärte Mayer.
Die Musiklehrer hätten übereinstimmend festgestellt, dass neben der Automatisierung dieser Grundlagen so gut wie keine Zeit mehr bleibe für das Erarbeiten von Lernstücken, für den Aufbau einer vertrauensvollen Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler oder für wichtige alternative Inhalte wie Rhythmik oder Gehörübungen, die den Unterricht auflockern. Daher sollten die Jeki-Schüler ab dem 2. Lernjahr (3. Klasse) mit einer Verlängerung der Unterrichtszeit stärker gefördert werden.
Auch durch die damit verbundene, moderate Gebührenanhebung für die Unterrichtsformen zu 15 Minuten pro Jeki-Kind ab der 3. Klasse sieht die Musikschule das System in keinster Weise gefährdet. Nach Angaben der Verwaltung betrugen die jährlichen Deckungsbeiträge für Jeki in den letzten fünf Jahren zwischen 60 000 und 72 000 Euro. Die Gebühren im 1. Jahrgang werden dreimal jährlich eingehoben und die Gebühren des 2. bis 4. Jahrgangs werden aufgeteilt in zehn Monatsraten eingezogen.
Sollte der Stadtrat die Empfehlung des Kulturausschusses mittragen, kostet der Unterricht in einer Großgruppe (1. Jahrgang) ab dem nächsten Schuljahr 57 Euro pro Schüler. Ab dem 2. Jahrgang (Beginn des Instrumentalunterrichts) kostet der Unterricht pro Schüler dann 250 Euro und der 3. und 4. Jahrgang 310 Euro pro Schüler.
Wie Bürgermeister Hans-Peter Dangschat (CSU) mitteilte, seien die Jeki-Gebühren im laufenden Schuljahr 2022/2023 erstmalig nach zwölf Jahren geringfügig angepasst worden. In einem zweiten Schritt soll jetzt mit einer Anpassung der Unterrichtsformen der Unterricht intensiviert werden. Eigentlich sollte die Anpassung der Unterrichtsformen schon früher erfolgen. »Corona hat uns da aber einen Strich durch die Rechnung gemacht«, führte Josef Mayer aus.
ga