Der Traunwalchner BBV-Obmann und Schweinezüchter Frank Janetzky, der sieben Hektar städtische Flächen konventionell bewirtschaftet, wehrt sich gegen die Kriterien, die Pachtverträge entsprechend einer Herbizide-freien Bewirtschaftung anzupassen. Sollte der Stadtrat in seiner Sitzung am Montag um 17 Uhr die Empfehlung des Bauausschusses absegnen, müssten sich alle Landwirte, die die insgesamt 14 Hektar Flächen der Stadt Traunreut gepachtet haben und ausschließlich konventionell bewirtschaften, umstellen beziehungsweise auf die Flächen verzichten.
Der Steiner BBV-Obmann Meinrad Bernhofer unterstützt Janetzky und verteidigt die Arbeit der konventionellen Landwirtschaft. Beide wandten sich an die Öffentlichkeit und suchten das Gespräch mit den Vertretern der Stadtratsfraktionen. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonten sie, dass nicht nur biologische Betriebe viele Auflagen hätten, sondern auch herkömmliche Landwirte einer strengen Dünge- und Pflanzenschutzverordnung unterliegen. Jeder Landwirt brauche einen Pflanzenschutz-Sachkundenachweis, den er regelmäßig erneuern müsse. Die Pflanzenschutzmittel würden alle drei Jahre vom TÜV geprüft. Ebenso kontrolliere das Landwirtschaftsamt die Ausbringung und überprüfe die Dokumentation bezüglich der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Jeder konventionelle Landwirt, der über 15 Hektar bewirtschafte, sei auch zum sogenannten Greening verpflichtet. Das bedeute, dass er mindestens fünf Prozent seiner bewirtschafteten Fläche als ökologische Vorrangfläche bereithalten muss, zum Beispiel zur Erzeugung von heimischem Eiweiß, Anbau von blühenden Zwischenfrüchten oder Untersaaten bei Mais, blühende Randstreifen und vieles mehr.
»Auch für uns ist die Natur das größte Gut. Wir arbeiten mit der Natur und nicht gegen sie«, betont Janetzky. So setzen die Landwirte auf integrierten Pflanzenschutz und lenken den Aufwuchs eines gesunden Pflanzenbestandes zunächst auf natürliche Art durch boden- und pflanzengerechte Bewirtschaftung. Pflanzenschutzmittel würden nur sehr selektiv eingesetzt werden, um eine hohe Qualität von Lebensmitteln zu gewährleisten. »Schon aus ureigensten Interesse ist es unseren Bauernfamilien eine Herzensangelegenheit, ihre seit Generationen bewirtschafteten Höfe nachhaltig zu bewirtschaften und somit für die nachfolgenden Generationen zu erhalten«, so Janetzky.
Wir produzieren das, was der Verbraucher will
Die Aussagen Janetzkys bekräftigt auch Meinrad Bernhofer, der auch Schweinemast und Ackerbau betreibt. Der Betriebsagrarwirt und Landwirtschaftsmeister weist ebenfalls auf die hohen Auflagen im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln und auf die strengen Dünge-Verordnungen hin und betont, dass 95 Prozent der Lebensmittel in Deutschland konventionell erzeugt würden. Der Käufer könne entscheiden, was er kaufe und bestimme somit den Markt. »Wir Landwirte produzieren das, was der Verbraucher will.« Im Falle einer Bio-Bewirtschaftung, die ohnehin nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne, müsste in seinen Augen die Stadt dann fairerweise auch komplett Pestizid-frei arbeiten. Eine biologische Bewirtschaftung würde auch einen Wettbewerbsnachteil bedeuten und für die Stadt einen Wertverlust für die Ausgleichsflächen. »Jeder Landwirt sollte für sich die richtige Bewirtschaftungsform für seinen Betrieb finden. Egal ob ökologische oder konventionelle Bewirtschaftung, aber er sollte frei für seinen Betrieb entscheiden können«, so Bernhofer.
Losgetreten wurde die Diskussion durch eine Anfrage einer Traunwalchner Bürgerin, ob die Möglichkeit bestehe, auch auf Ackerland auf das aktuell diskutierte Pflanzenschutzmittel Glyphosat zu verzichten. Zu dieser Anfrage bezogen auch Stadtgärtnermeister Robert Kratzer und der Klimaschutzmanager der Stadt Traunreut, Bernd Vilsmaier, im Bauausschuss ausführlich Stellung (wir berichteten). Kratzer hatte dabei angeregt, nicht nur auf das Thema Glyphosat, sondern generell den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf städtischen Flächen angemahnt. Um die biologische Vielfalt zu erhalten hatte er vorgeschlagen, auf den verpachteten städtischen Grünflächen keine Pflanzenschutzmittel mehr einzusetzen. Diese Anregung, verbunden mit der Anpassung der Pachtverträge, wurde vom Bauausschuss mit 7:4 Stimmen mitgetragen. Der weiteren Empfehlung, auch die verpachteten Ackerflächen ohne Spritzmittelzusatz zu bewirtschaften, wurde ebenfalls mehrheitlich zugestimmt. Der Klimaschutzmanager ging sogar noch einen Schritt weiter und forderte eine ökologische Landwirtschaft auf allen Flächen.
Auch Zweckham auf der Tagesordnung
Ein weiteres heikles Thema, das in der außerordentlichen Stadtratssitzung am Montag behandelt wird, betrifft das laufende Verfahren einer Entwicklungssatzung für den Ortsteil Zweckham. Wie mehrfach berichtet, möchte der Stadtrat den Ort weiter entwickeln, die Mehrheit der Zweckhamer Bürger sind aber dagegen.
Weitere Tagesordnungspunkte sind ein Sachstandbericht über das Stadtentwicklungskonzept »Munapark«, Stellungnahmen zu den Änderungen der Bebauungspläne »Gewerbegebiet Äugelwald«, »Süd II« und »Muna-, Kant- und Eichendorffstraße« sowie zu der Aufstellung des Bebauungsplans »Finkensteiner Straße«. Informiert wird auch über die Ergebnisse der Grundstücksverhandlungen für den Ausbau der Fridtjof-Nansen-Straße. ga