Der Stadtrat möchte nach wie vor einen höchstmöglichen Status, um sich in die Zukunft zu entwickeln. »Wir sollten weiter klar signalisieren, dass wir ein gemeinsames Oberzentrum mit Traunstein und Trostberg wollen«, sagte Bürgermeister Klaus Ritter. Mit Ausnahme von Josef Winkler (Bürgerliste) lehnte sich das Gremium der Meinung des Bürgermeisters an.
Winkler hatte bereits in der Bauausschusssitzung bezweifelt, ob es überhaupt Sinn hat, an dem Antrag festzuhalten. »So gerne ich es für Traunreut sehen würde, aber ich glaube, der Kas is g'spitzt«, erklärte er.
Nachdem die Städte Traunstein und Trostberg deutlich erklärt hätten, dass sie kein gemeinsames Oberzentrum mit Traunreut wollen und jetzt auch die Regierung dem Antrag eine deutliche Absage erteilt habe, habe es in seinen Augen keinen Sinn, den Antrag weiter aufrecht zu erhalten.
Wie berichtet, wurde Stadtbaumeister Thomas Gätzschmann vom Bauausschuss damit beauftragt, beim Regionalen Planungsverband Südostoberbayern bis zur Stadtratssitzung eine konkrete Auskunft einzuholen, wie die Stellungnahme der Stadt Traunreut im Rahmen der letzten Teilfortschreibung des Landesentwicklungsplans behandelt beziehungsweise eingeflossen sei. Gätzschmann setzte sich zunächst per E-Mail mit dem Planungsverband in Verbindung, der ihn wiederum an die Bayerische Staatsregierung verwies.
Ministerialrat Rainer Veit antwortete, dass der Antrag der Stadt Traunreut, alleine oder gemeinsam mit der Stadt Trostberg zum Oberzentrum Traunstein hinzugenommen zu werden, im bayernweiten Kontext fachlich gewürdigt und in den Ministerratsbeschluss vom März eingeflossen sei.
»Im Ergebnis konnte die Staatsregierung dem Anliegen jedoch nicht folgen. Im Landkreis Traunstein wird die oberzentrale Versorgung bereits durch das bestehende Oberzentrum Traunstein gewährleistet. Daher besteht weder Erforderlichkeit noch Tragfähigkeit eines weiteren Oberzentrums«, so Veit. Die im LEP (Landesentwicklungsplan) ausnahmsweise vorgesehene Möglichkeit zur Festlegung von Mehrfachzentren – wenn dies erforderlich ist – sei hier nicht einschlägig, »da die Versorgung bereits durch Traunstein alleine sichergestellt ist.«
Das wollte Gätzschmann aber nicht so stehen lassen – »ich hab mich über das Schreiben richtig geärgert« – und machte seiner Verstimmung in einem Antwortschreiben Luft. Darin prangert er an, dass die Entscheidung für Traunreut sehr bedauerlich sei, da die Stadt mit den Firmen Heidenhain und BSH Hausgeräte und weiteren Betrieben aufgrund des Gewerbesteueraufkommens einer der größten Zahler der Kreisumlage darstelle. Auch Trostberg habe mit der Firma AlzChem einen Großbetrieb ansässig.
Besonders die Großbetriebe suchten händeringend nach Fachkräften, die zum Beispiel ein Hochschulstandort wie Burghausen zusammen mit Neuötting und Altötting bieten könne, argumentierte Gätzschmann. Hier sei als Ergänzung auch noch das gemeinsame Oberzentrum Waldkraiburg/Mühldorf dargestellt. »Ein starkes Bollwerk im Norden des Landkreises Traunstein.«
Ein gemeinsames Oberzentrum Traunstein, Trostberg und Traunreut hätte eine starke Wirkung besonders für die Industriestandorte in der Region 18. Außenstellen der Hochschulen wären ein Zeichen, dass die Weltmarktführer weiter in der Region bleiben könnten, da junge Menschen in die ländlich strukturierte Gegend kommen und auch bleiben würden. »Traunreut ist eine Industriestadt und kein Fremdenverkehrsort und die Stadt Traunstein kann diese Industrie nicht bieten.«
Traunstein sei die Schul- und Behördenstadt mit einem guten Krankenhaus, was niemand in Frage stelle. Der LEP habe große Bedeutung gerade für die Entwicklungsmöglichkeiten einer Stadt oder Region, und Traunreut brauche diese Entwicklungsmöglichkeiten. »Eine Versorgung allein durch Traunstein finde ich für unsere Region als zu wenig.« Mit diesen Worten hatte Gätzschmann den Nerv des Stadtrats getroffen und erntete n Applaus. ga