Wenn es nach ihm ginge, dann hätte er sogar vier oder fünf Schlittenhunde und am liebsten noch eine Hütte in Alaska oder in Kanada dazu. »Wenn nicht meine Frau die Klügere und Vernünftigere von uns wäre«, fügt er schmunzelnd hinzu. Sie bremst seinen Übereifer beizeiten wieder ein. Denn eigentlich reichen die zwei schon, in die die ganze Familie vernarrt ist.
Losgegangen ist es mit der Hundeliebe vor 35 Jahren, als er und seine Gattin ein Schlittenhunderennen in Sachrang besuchten und sofort von diesen Tieren begeistert waren. »Es wurde wie eine Sucht für mich, sie haben mich nicht mehr losgelassen und ich hab' mir vorgenommen, wenn wir mal ein Haus mit Garten haben, will ich Schlittenhunde.«
Als sie die Welpen nach Hause geholt hatten, schlief der Traunreuter die erste Zeit bei ihnen im Zwinger auf einer Matratze, damit sie sich an ihn gewöhnen konnten. »Man muss erst ihr Vertrauen gewinnen«, weiß er. Nach und nach hat er sie selber abgerichtet und ist heute stolz, dass sie so gut auf seine Kommandos hören. Neben regelmäßigen Spaziergängen fährt er zwei- bis dreimal pro Woche mit ihnen mit seinem Trainingswagen aus, denn Schlittenhunde wollen laufen und ziehen, das liegt ihnen im Blut. An den Wochenenden holt er meist noch zwei Hunde eines Freundes dazu und fährt mit einem Vierergespann.
Sobald die Hunde merken, dass es gleich ans Anspannen geht, sind sie kaum noch zu halten, »da müssen wir dann zu zweit sein, alleine schaffe ich das nicht«. Zum Fahren braucht der Hundeführer keine Peitsche und keine Zügel. Er dirigiert nur mit Worten. Wenn’s losgehen soll, ruft er einfach »go«. An Weggabelungen reicht das Kommando »rechts go« oder »links go«. Und wenn er anhalten will, um beispielsweise ein Auto oder Spaziergänger vorbeizulassen, ruft er nur »rechts ran«. Er kennt seine Hunde sehr gut und weiß, dass Samu der Willensstärkere ist. Deshalb darf er meistens führen. Nanuk ist verspielter und würde zu oft am Wegesrand stehen bleiben und schnuppern.
Wenn Hans-Günther Hann dann mit seinen Hunden durch den Wald fährt, ist das für ihn das höchste Glück. Er kann dabei total abschalten und entspannen. »Es gibt nichts Schöneres für mich, als so dahinzugleiten, die Ruhe im Wald zu genießen«, stellt er immer wieder fest. Auch in den Sommerurlaub nimmt die Familie ihre Lieblinge mit. Was man von Schlittenhunden vielleicht nicht erwarten würde, aber sie sind auch gerne am Strand und schwimmen mit Herrchen und Frauchen im Meer. »Hauptsache sie sind mit uns zusammen, dann ist alles gut.« Sie fühlen sich auch in südlichen Ländern wohl, weil sie im Sommer im Gegensatz zum Winter ein sehr viel dünneres Fell haben.
Daheim müsse man allerdings in Kauf nehmen, dass der Garten nicht ganz so geschleckt und schön geschmückt ist. Mit Blumen ist es schwierig, die halten dem Spieltrieb der Hunde meist nicht lange stand. Und den Gemüsegarten hat die Familie vorsichtshalber vom übrigen Bereich abgetrennt. Die zwei Schlittenhunde haben einen offenen Zwinger, in den sie sich jederzeit zurückziehen können. Jeder hat im Zwinger seine eigene Box und ein Strohlager, das sich die Hunde gemütlich zurechtrücken. Ansonsten können sie frei im Garten umherlaufen und setzen sich auch gerne mal auf die Sitzbank vor dem Haus.
Der gelernte Schreiner hat sich zwei Schlitten aus Holz selber gebaut und ist früher, als die Kinder klein waren, oft mit ihnen im Winter gefahren. Jetzt nutzt er allerdings meist nur noch den Trainingswagen mit Rädern, weil nur selten genügend Schnee in unserer Region liegt. Der Wagen hat vier Trommelbremsen, denn bei aller Folgsamkeit weiß Hans Hann doch: »Jeder Hund hat einen ureigenen Jagdtrieb.« Wenn sie ein Reh sehen, muss er die Hunde einbremsen. Stolz ist er da-rauf, dass sie gelernt haben, ruhig an anderen Tieren vorbeizulaufen.
»Hunde muss man bei Laune halten wie Kinder«, betont er. Wenn sie unterwegs sind, lobt er sie deshalb auch regelmäßig, verwöhnt sie mit Leckerli. Allerdings betont er, dass sie kein Kinderersatz sind und sein dürfen, »das bleiben immer Hunde«. Wichtig sei: »Man muss sich mit den Hunden beschäftigen, muss ihre Eigenarten akzeptieren, aber auch zeigen, wer der Chef ist.« Sie seien sehr schlau, gelehrig und auch verschmust.
An Hunderennen würde der Traunreuter mit ihnen nie teilnehmen. Er sucht nicht die Konkurrenz mit anderen Schlittenhunden, will nicht zeigen, wie schnell seine beiden sind: »Ich will einfach nur Spaß haben mit ihnen und sie sollen ihn auch haben.«
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