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Pixabay Symbolbild

Planung wird den Erfordernissen »nicht gerecht«

Traunreut – Der Widerstand gegen die Pläne des Freistaats Bayern für die Ortsumfahrung von Altenmarkt und alle Veränderungen in der Umgebung wächst und wächst: Nach der Stadt Trostberg hat nun auch die Stadt Traunreut die Verlegung der Bundesstraße 304 abgelehnt.


Die Stadt hat in einem Schreiben an die Regierung von Oberbayern eine offizielle Stellungnahme als Träger öffentlicher Belange im Planfeststellungsverfahren zur Ortsumfahrung B 304 Altenmarkt Bauabschnitt 2 eingereicht. Sie betont, dass die Planung der sogenannten West-Trasse »den Erfordernissen der Verkehrsplanung in der Region 18 nicht gerecht wird«. Die Stellungnahme sei – wie Martina Glaser, die stellvertretende Pressesprecherin auf Anfrage des Traunsteiner Tagblatts mitteilte – vom Stadtrat auf den Weg gebracht worden.

Nach Ansicht der Stadt handelt es sich nicht – wie vom Staatlichen Bauamt Traunstein, der planenden Behörde, dargestellt – um Ortsumfahrungen von Trostberg, Altenmarkt, Stein an der Traun, Sankt Georgen und Hörpolding sowie im weiteren Verlauf Richtung Traunstein, sondern um ein Teilstück des Ausbaus einer Verbindung der A 94 zur A 8. Eine solche leistungsfähige Verkehrsverbindung zwischen den beiden Autobahnen sei im Bundesverkehrswegeplan in der Region 18 vorgesehen. Hierfür wäre jedoch eine überregionale Planung erforderlich gewesen, die nicht nur die Ortsumfahrung von Altenmarkt berücksichtigt, sondern auch entsprechende Entlastungen für Trostberg, Tacherting, Palling und Kammer beinhaltet.

Die sogenannten Ortsumfahrungen mit einem immens hohen Landschaftsverbrauch auf neuen Trassen entlasten nach Ansicht der Stadt Traunreut weder die Orte Trostberg noch Traunreut, deren Gewerbegebiete sich vornehmlich im Osten der Stadtgebiete befinden. Eine Trassenführung im Osten sei bereits zu Beginn der Planungen ausgeschlossen worden, wäre aber nach wie vor die sehr viel sinnvollere Variante, da die Gewerbegebiete auf diese Weise an die Bundesstraße angebunden wären und mit der Trassenwahl ein wesentlich höherer Anteil vorhandener Straßen zum Ausbau hätte genutzt werden können. Der Flächenverbrauch bisher nicht verbauter, landwirtschaftlich genutzter Böden wäre wesentlich geringer. Die notwendige Abwägung der Trassenführung sei jedoch von Anfang an nicht ermöglicht worden, was aus Sicht der Stadt Traunreut einen gravierenden Mangel im Planverfahren darstellt. Der Stadtrat der Stadt Traunreut müsse an dieser Stelle nochmals sein Bedauern über die Herausnahme der sogenannten großen Ostspange aus den Planungen bekräftigen.

Die Stadt fordert nach wie vor eine Lösung für den Verkehrsknoten St. Georgen, die vor oder spätestens mit dem Bau des zweiten Bauabschnitts der Ortsumfahrung Altenmarkt verkehrswirksam umgesetzt sein müsse. Wenn dies gewährleistet ist, habe die Stadt Traunreut grundsätzlich keine Bedenken gegen den Vorentwurf zur Planung für den zweiten Bauabschnitt der Ortsumfahrung Altenmarkt. Die Stadt spreche sich für die vorgestellte »Variante D« – die Tieflage mit Abdeckung im Bereich der Bahn sowie die Tieflage des Kreisverkehrs zur Anbindung der Irsinger Straße und der Kreisstraßen TS 42 / 51 – aus.

St. Georgen wird zum Nadelöhr

Für die Herausnahme des in der damaligen Planvariante D vorgelegten tiefergelegten Kreisverkehrs am Knotenpunkt Sankt Georgen aus der gesamten Planung hat die Stadt Traunreut kein Verständnis. Der bestehende Kreuzungspunkt in Sankt Georgen sei bereits jetzt ein Unfallschwerpunkt. Durch ein gesteigertes Verkehrsaufkommen würden die Unfallhäufigkeit und die Anzahl der Verkehrsopfer an den Kreuzungsstellen der Trasse im weiteren Verlauf, insbesondere an der Kreuzung in Sankt Georgen, steigen. »Sankt Georgen wird in der bestehenden Planung zum Nadelöhr, für das es keine Lösung, sondern eine Verschärfung der ohnehin schon ungenügenden Verkehrssituation gibt«, so die Stadt in ihrer Stellungnahme. Und weiter: »Zudem werden durch die aktuelle Planung Fakten geschaffen, die eine spätere Lösung für die dann noch größere Problemstelle Sankt Georgen erschweren oder gar unmöglich machen.«

In der vorliegenden Art und Weise werde ein verkehrliches Problem lediglich verlegt – und zwar von Altenmarkt nach Sankt Georgen, so die Stadt. Der Bauabschnitt 2 belaste zu etwa 50 Prozent das Stadtgebiet Traunreut und beeinträchtige die Entwicklung im Bereich Stein an der Traun, Anning und Sankt Georgen massiv. Eine Entlastung für Traunwalchen sei ebenfalls nicht gegeben.

»Die derzeit veranschlagten Kosten von circa 85 Millionen Euro werden angesichts der aktuellen Wirtschafts- und Preisentwicklung nicht zu halten sein und sicher ein Vielfaches betragen«, so die Stadt weiter in ihrer Stellungnahme.

Das Geld fehle dann für den notwendigen Ausbau des ÖPNV und der Bahn. Durch die lange Planungsdauer von über 25 Jahren sei die Planung »nicht mehr zeitgemäß«. Dies allessei umso gravierender, da die Entlastung von Altenmarkt wesentlichgeringer ausfallen dürfte,als die Belastungen durch die neue Trassenführung.

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