Dass die Traunreuter Feuerwehr am häufigsten an Freitagen ausrücken muss, zeigt nicht nur die Jahresstatistik 2022. Wenige Stunden vor der Jahreshauptversammlung musste sie zu einem Unfall an der Kreuzung Kant- und Werner-von-Siemens-Straße ausrücken (wir berichteten).
Schaulustige behinderten Rettungsarbeiten
Dabei spielten sich laut Unterstein unschöne Szenen ab. Während der Rettung sei es immer wieder zu Zwischenrufen von Schaulustigen gekommen, Leute seien von beiden Straßenseiten trotz Polizeiverweises auf die Kreuzung gestürmt. Um weitere Störungen zu vermeiden, habe er als Einsatzleiter die Kreuzung mit einem Sichtschutz abschirmen lassen. Gegen die Einsatzkräfte sei zwar keine Gewalt ausgeübt worden, die Abläufe seien aber gestört worden. Der Polizei bescheinigte Unterstein hier professionelle Arbeit.
18 der über 200 Einsätze waren mittlere und kleinere Brände. Unter den 45 Brandmeldungen gab es auch einige Fehlalarme. Im Bereich der technischen Hilfeleistungen mussten die Aktiven 28-mal zu Wohnungsöffnungen mit akuter Gefahr ausrücken und 22-mal, um Ölspuren auf Straßen zu beseitigen. 13-mal wurden sie als Unterstützung des Rettungsdienstes gerufen. Mit der Brandschutzerziehung an Traunreuter Schulen und Kindergärten und sonstigen Tätigkeiten verzeichnete die Feuerwehr 3596 Einsatzstunden. Zuzüglich Übungen und Ausbildung waren die Aktiven und die Jugend 16 665 Stunden im Einsatz. Die Feuerwehr Traunreut ist mit 79 Aktiven und 23 Jugendlichen gut besetzt. Sowohl beim Führungspersonal als auch bei den Atemschutzträgern stehe die Wehr gut da, sagte Unterstein. Unter den Dienstleistenden seien zwölf Gruppenführer, sechs Zugführer, 21 Maschinisten und 36 Atemschutzträger.
Nach Angaben des Jugendleiters Mathias Köstner hätten die Projekttage an der Werner-von-Siemens-Mittelschule reiche Früchte getragen – es wurden mehrere Neuzugänge gewonnen. Damit konnten die Ziele erreicht werden. Lehrreiche Übungen erfuhr der Nachwuchs am Berufsfeuerwehrtag. Köstner lobte den zweiten Platz der 17- und 18-jährigen Nachwuchskräfte beim Jugendfeuerwehrtag in Ruhpolding. Zwölf Jugendliche haben im vergangenen Jahr auch den Wissenstest bestanden.
Nachbesserung beim Katastrophenschutz nötig
Die positive Entwicklung des Nachwuchses stellte auch Bürgermeister Hans-Peter Dangschat heraus: »Der Jugend-Zuwachs freut mich.« Gemessen an den Übungs- und Einsatzzahlen verdiene die Traunreuter Feuerwehr den Namen aktive Wehr. Als Dienstherr stellte er heraus, dass im Bereich des Katastrophenschutzes unbedingt nachgearbeitet werden müsse. Der Katastrophenschutz werde immer wichtiger, und Traunreut sei hier noch nicht ausreichend ausgerüstet.
»23 ist eine tolle Zahl«, lobte auch Kreisbrandrat Christoph Grundner den Zuwachs der Jugendgruppe. Er bescheinigte der Wehr einen guten Ausbildungsstand und erwähnte, dass die Zahl der Kinder-Feuerwehren im Landkreis Traunstein mittlerweile auf zehn gestiegen sei.
Auch seitens des Vereins wurde eine Menge bewegt, teilte Vorsitzender Hermann Künzner mit. Neben den Besuchen von Feuerwehrfesten, einer Brauereiführung und der Teilnahme an der Sammlung der Kolpingfamilie, bei der zehn Tonnen Papier und Altkleider gesammelt wurden, konnte ohne Corona-Beschränkungen wieder das Spritzenhausfest gefeiert werden. Dieses sei mit rund 3000 Gästen so stark wie nie besucht gewesen.
Im laufenden Jahr stünden wieder etliche Fahnenweihen auf dem Programm und nicht zuletzt 2024 das eigene 75-jährige Bestehen. Wie Künzner mitteilte, habe man sich auf ein kleineres Fest im Rahmen eines Festabends am Samstag, 12. Oktober im k1 verständigt.
Ein Großteil der Ausgaben für neue Uniformen und Geräte konnte durch Spenden und Fördergelder finanziert werden, teilte Kassier Herbert Kellner mit. Weitere Einnahmen konnten durch einen städtischen Zuschuss, das Spritzenhausfest und Mitgliedsbeiträge generiert werden. Unterm Strich wurde ein erfreuliches Plus erwirtschaftet. Heuer sollen Poloshirts angeschafft werden, eine Beleuchtung für die Markise am Feuerwehrhaus sowie ein Monitor oder Tablet. Im Fokus stünden auch ein Stapler und ein Getränkeautomat
Ehrungen und Beförderungen
Nicht alle zu Ehrenden waren persönlich anwesend. Seit 70 Jahren hält Horst Klepke dem Verein die Treue, seit 40 Jahren Wolfgang Jur und seit 30 Jahren Klaus Haase. Gabriele Huber und Florian Bauer fördern den Verein seit zehn Jahren und Katharina Kosian seit 30 Jahren. Außerdem wurde Wolfgang Haase, der im letzten Jahr nach 45 Jahren aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und zu den passiven Mitgliedern gewechselt ist, offiziell verabschiedet.
Zur Oberlöschmeisterin wurde Verena Unterstein befördert, zum Feuerwehrmann Lennard Ahne, Marc Friedrich, Daniel Herb, Niklas Pötschke, Philipp Schieker und Fabian Sommerauer. Neben einer Ehrung für 20 Jahre aktiven Dienst wurden Josef Blank, Alexander Nippe, Pedro Sengstock und Regina Lang auch seitens der Stadt Traunreut von Bürgermeister Hans-Peter Dangschat ausgezeichnet. Eine Ehrung für 30 Jahre Dienst am Nächsten wurde auch Andreas Kruselburger zuteil. Zehn Jahre aktiven Feuerwehrdienst leisteten Raphi Ahne, Kevin Klepke, Mathias Köstner, Alexander Künzner, Michael Nowanski und Carola Springer.
ga