Der Bodenmaiser Wolfgang Schreil ist ein niederbayerisches Original und echtes »Waldkind«. Was Weltenbummler in fernen Ländern auf Safari suchen, das findet der Woid Woife direkt vor der Haustür. In seiner Heimat, im Bayerischen Wald, tut er, wie er eingangs verrät, vor allem eines: Im Woid rumsitzen – und zwar stundenlang. Manchmal setzt er, wie er verriet sogar Moos an, bis sich was rührt und dabei hockt er nicht etwa auf einem Hochsitz versteckt, sondern mittendrin und ungetarnt, etwa auf einem Baumstumpf. Geduld und vor allem Ruhe braucht es, damit der Woid Woife mit der Natur eins wird und als Teil von ihr, nicht mehr als bedrohlich angesehen wird.
In diesen Momenten kommt es dann zu erfüllenden und beglückenden Mensch-Tier-Begegnungen, die er fotografisch und filmisch festhält. Es dauerte nicht lange, bis das Traunreuter Publikum von der Faszination der Tieraufnahmen im Großformat gefangen genommen war und die humorvollen Erzählungen in feinstem Dialekt taten das ihrige, um die Zuschauer mit einem neuartigen Virus zu infizieren – dem Waldvirus.
Wo man sich den einfangen kann? Den gibt’s überall dort, wo es Wald gibt, also auch hier im Ober-bayerischen, betonte der Woife, der ganz bewusst in seinem Vortrag den Wald zu den Menschen bringen will, damit die vielleicht dorthin zurückkehren: »Was man liebt, das schätzt und schützt man«, ist er sich sicher und (Tier-)Wesensarten, die man kennt, muss man auch nicht fürchten oder als »Mistviech« verteufeln. So schimpft Mensch oft auf Nesträuber Elster oder Krähe, ist sich aber nicht bewusst, dass auch das niedliche Eichhörnchen kein »Vogelbrutverächter« ist. Der Biber zerstört nicht, er schafft Lebensraum, erklärt er: Er »fällt« Bäume, legt damit Biotope an, die von Schilf umwachsen dem Teichrohrsänger Lebensraum bieten. Das Nest des Teichrohrsängers braucht wiederum der (fast ausgerottete) Kuckuck zur Eiablage. So hat, gerade in der Natur, alles seinen Platz und seine Ordnung. Nur der Mensch lässt sie, in dem er eingreift und ihr den Lebensraum nimmt, »aus dem Gleichgewicht« geraten.
In seiner »grünen« Mission deckt der Woid Woife so manches unvermutete Mysterium auf: Schon gewusst, wieso Jungvögel ein Tarnkleid tragen oder dass das Balzen in der Vogelwelt dem menschlichen Aufschneiden und Lügen gleichkommt. Dass sich der Schnabel des Fichtenkreuzschnabels erst nach seiner Jungvogelzeit kreuzt, wird auch vielen neu sein. Wieso heißt das Eichhörnchen »Hörnchen«, wo es doch gar kein Horn hat? Wie riecht ein brunftiger Hirsch und was versteht man in der Vogelwelt unter »fächern«? Respektvolles Staunen erzeugten aber gegen Ende des Vortrags Bilder eines Rothirschs, der sich dem Woife auf wenige Meter genähert hat. Da waren Wegschauen und Ruhe Bewahren angesagt, denn so ein Hirsch, der kann Mensch schon mal gefährlich werden – besonders in der Brunftzeit. So hieß es in diesem Fall im heimischen Arberwald nicht »Gut gebrüllt, Löwe!«, sondern halt »Gut geröhrt, Hirsch!«. Die Hosen hatte der Woife, wie er augenzwinkernd verriet, trotzdem voll.
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