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Beim Ausschlecken der Suppenschüssel machte Michel (Aaron Jeske) eine beklemmende Erfahrung. Mama Alma (Stefanie Linnenberg), Klein-Ida (Judith Loeffen) und Papa Anton (Samuel Küßner) bemühten sich nach Kräften, ihn aus der misslichen Lage zu befreien.

Das Theater Concept begeistert mit Familienvorstellung von »Michel in der Suppenschüssel«

Traunreut – Strohblond, blitzgescheit, frech wie Oskar und stark wie ein Ochse, so kennen ihn Generationen von Kindern: Michel aus Lönneberga, die Kinderbuch-Romanfigur von Astrid Lindgren. Am Wochenende hatten nun auch viele Kinder aus Traunreut und Umgebung das Vergnügen, dem Blondschopf samt Schwester Ida, Vater Anton, Mutter Alma, dem Knecht Alfred und der Magd Lina zu begegnen. Im fast ausverkauften k1-Saal gastierte das Theater Concept mit der Theaterfassung von »Michel in der Suppenschüssel«.


Das junge Theaterpublikum war geplättet: Unglaublich, dass ein einziger Lausebengel ein derartiges Chaos anrichten kann. »Unfug denkt man sich nicht aus, Unfug wird´s von ganz allein«, so sein Leitspruch.

Nicht anders verhielt es sich auf der Theaterbühne. Und auch hier landete Michel am bitteren End‘ nach Vaters Schlachtruf »Miiiiichel!« wieder im Tischlerschuppen, wo er sich die Zeit mit dem Schnitzen von Holzfiguren vertreibt. Schließlich hat Michel nicht nur das Talent, aus jeder guten Tat eine mittelschwere Katastrophe zu machen, sondern nebst blühender Fantasie und guten Ideen auch noch Sinn für Schnitzkunst – wenn auch aus der Not geboren.

Auf der großen k1-Bühne war richtig was geboten. Den Kindern und ihren Familien gingen Augen und Herzen über: Textsicher und souverän in ihren Figuren spielend, schlug sich das vierköpfige Ensemble Aaron Jeske als Michel, Judith Loeffen als Ida, Stefanie Linnenberg als Alma und Lina, Samuel Küßner als Anton und Alfred im geschmackvoll gestalteten Bühnenbild. Mittig, der große Esstisch, an dem das Suppenschüsseldrama seinen kopfbedeckenden Anfang und sein scherbenvolles Ende nahm. Rechts davon ein Klohäuschen mit rundem Fenster, durch das sich der verzweifelte Vater durchzwängen will, nachdem Söhnchen Michel ihn versehentlich nächtens darin einsperrte. Und natürlich das »Straflager« – der Schuppen, in dem Michel seine erzwungene Auszeit nimmt und in dem geschnitzte Holzfiguren in Massenproduktion gefertigt werden.

Eine wunderschöne Angelszene mit Alfred, einige Verfolgungsjagden quer durch die Bühnenlandschaft, das Tohuwabohu um Linas wehen Zahn, der raus muss, und die ideenreichen Versuche, sich Zahnarzt- oder besser gesagt, Schmiedkosten zu sparen – das junge Publikum lachte sich schlapp und wird sich wohl noch lange an dieses Theatervergnügen erinnern.

Eine gelungene, liebe- und geschmackvolle Adaptation vom Film, zumal sogar das ein oder andere Liedchen zum Besten gegeben wurde. Eine Kleinigkeit in Sachen Regie (Christina Agel) störte dennoch: Wenn Erwachsene Kinderfiguren spielen – in diesem Fall Klein-Ida und Michel, kommt es für’s junge Publikum nicht unbedingt authentischer rüber, wenn die Darsteller versuchen, mit Kinderstimme zu sprechen – im Gegenteil. Die Kinder aber störte das eher wenig, sodass sie dem spielfreudigen Ensemble zum Schluss einen tosenden Applaus spendeten.

bene

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