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Für Robert Zunhammer ist das Schlagzeug das Instrument seines Lebens. (Foto: privat)

Das Instrument seines Lebens – Robert Zunhammer ist Drummer mit Leib und Seele

Traunreut – Es gibt das Spiel des Jahres, die Blume des Jahres, den Vogel des Jahres und vieles mehr. Unter anderem gibt es auch ein Instrument des Jahres und das ist 2022 das Schlagzeug oder Drumset, wie es auf Englisch heißt. Robert Zunhammer aus Matzing ist Schlagzeuger aus Leidenschaft und für ihn ist sein Instrument nicht nur dieses Jahr von großer Bedeutung: »Das Schlagzeug ist das Instrument meines Lebens«, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.


Wäre nicht gerade Pandemie, würde Robert Zunhammer dieses Jahr das Schlagzeug groß feiern, würde Veranstaltungen aufziehen, um es besser bekannt zu machen, oder mit seinen Musikschülern Konzerte geben. Im Moment ist all das aber nicht möglich und dennoch soll das Instrument des Jahres seiner Meinung nach gebührend gewürdigt werden. Seine Begeisterung für das Schlagzeug teilen in Deutschland viele Menschen. Rund 50 000 Schülerinnen und Schüler an Musikschulen lernen es.

Das »Instrument des Jahres« soll generell den Blick der Öffentlichkeit auf die Vielfalt musikalischen Lebens in Deutschland lenken. Der Landesmusikrat initiiert dieses Gemeinschaftsprojekt bereits zum 15. Mal. Los ging es im Jahr 2008 mit der Klarinette, darauf folgten eine Reihe von Blasinstrumenten, aber auch Gitarre, Bratsche, Harfe oder zuletzt 2021 die Orgel standen ein Jahr lang im Fokus. 2022 ist nun also das Schlagzeug an der Reihe.

Die Sammlung von mehreren Trommeln und Becken wird mit Händen und Füßen bedient. Die unterschiedlichsten Musikstilrichtungen ob Bayerisch oder Modern, Pop, Rock oder Jazz, Latin und auch Klassik, das Schlagzeug kann überall zur Begleitung verwendet werden. Es ist ein klassisches Bandinstrument, das normalerweise nicht allein gespielt wird. Dennoch gibt es auch einzelne Solo-Schlagzeuger. Robert Zunhammer erinnert an einen alten Spruch: »Eine Band besteht aus drei oder vier Musikern plus Schlagzeuger.« Und dem berühmten Jazzmusiker Duke Ellington wird das Zitat zugeschrieben: »Eine großartige Band mit einem mittelmäßigen Drummer ist eine mittelmäßige Band. Eine mittelmäßige Band mit einem großartigen Drummer ist eine großartige Band.«

Die Trommel an sich zählt zu den ältesten Instrumenten der Menschheit. Erste archäologische Trommelfunde aus Europa stammen aus dem 4. Jahrtausend vor Christus. Gefundene sanduhrförmige Keramikgegenstände werden als sogenannte Tontrommeln bezeichnet. Die moderne Form entwickelte sich im späten 19. Jahrhundert in Amerika, maßgeblich in New Orleans. 1900 gab es einen ersten deutschen Beitrag zum Thema Schlagzeug. Max Flemming aus Dresden ließ Apparate zum Spiel von Becken und Trommeln mit dem Fuß patentieren. Früher wurden Naturfelle zum Bespannen der Trommeln verwendet. Daraus ergaben sich Probleme für die Stimmstabilität und den Sound bei Feuchtigkeit und wechselnder Temperatur. 1912 überlegten Leedy & Wanamaker daher eine Lösung des Problems: Sie wollten einen elektrischen Heizstab in die Trommel integrieren, was aber auf Dauer nicht praktikabel war. Heute werden Bespannungen aus Kunststoff verwendet.

Wenn Robert Zunhammer vom Schlagzeug erzählt, kommt er ins Schwärmen: »Seit ich klein war, habe ich nur an das Schlagzeug gedacht, es begleitete mich durch sämtliche Lebensphasen und bestimmt mein tägliches Dasein.« Schon als Bub hat er seinem Cousin begeistert zugeschaut, wenn der auf seinem Schlagzeug spielte. Mit dessen abgelegten Stöcken machte der kleine Robert dann auf Eimern und Deckeln von Waschmittelverpackungen die ersten eigenen Versuche. Schon bald war klar, dass er Musiker werden will und dass für ihn nur das Schlagzeug in Frage kommt. »

Der 57-Jährige unterrichtet seit mehr als 20 Jahren in seiner »Drumschool« Schlagzeuger jeden Alters. Traurig findet er es nicht nur für sich selber, sondern auch für seine Schüler, dass derzeit kein Spiel mit Gruppen oder Bands möglich ist. Dabei wären Auftritte vor Publikum so wichtig.

Zunhammer hofft, dass ab Mai und zumindest über den Sommer wieder mehr erlaubt ist und Konzerte stattfinden können. Und vielleicht animiert das Instrument des Jahres noch mehr Leute, sich mit dem Schlagzeug auseinanderzusetzen.

mix

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