Der Kirchenmann aus München, bekannt durch seine geschliffenen Anzüglichkeiten und feinen Spitzen, bewies auch mit gesellschaftskritischen Worten Klasse – eine große Gabe des früheren Traunreuter Stadtpfarrers, der nicht groß auf die Belange des »gemütlichen oder ungemütlichen Traunreuts« einging.
Hingegen ging er auf das fiese kleine Virus ein und stellte dazu seine eigene Theorie auf, um was es sich dabei genau handelt und warum es uns so plagt. »Darauf gekommen bin ich, als nach alldem medizinischen Hin und Her, dem Streit über Impfungen weltweit auch noch Lieferschwierigkeiten für alle möglichen Güter aufgetreten sind.«
Hellhörig sei er jedoch geworden, als ältere Mitbürger aus den mittlerweile gar nicht mehr so neuen Bundesländern äußerten, dass sie sich 35 Jahre jünger fühlten, als die Regale plötzlich nicht mehr von allen Sachen überquollen. »Es war, als ob die DDR zumindest teilweise wieder auferstanden wäre.«
Vielleicht, so habe Schlichting weitergedacht, sei das Virus ja Erich Honeckers Rache für seine Entmachtung 1989. »Ja mehr noch, vielleicht handelt es sich sogar um die Wiedergeburt Honeckers? Die Bezeichnung SarsCovid 19 könnte schon aus dem Repertoire der Stasi stammen. Aber um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Er, Schlichting, sei fest verwurzelt im christlichen Glauben an die Auferstehung: »Ich habe schon in meinem früheren Leben nicht an die Wiedergeburt geglaubt.«
Allenfalls bei Begriffen, da gibt's natürlich Wiedergeburt. So habe Landrat Siegfried Walch vor kurzem den Begriff »Wirtschaftsflüchtling« aus dem CSU-Glossar des vergangenen Jahrtausends wieder auferstehen lassen. »Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen! Wo der Begriff doch durch Horst Seehofer und Markus Söder so kreativ zum Betriff 'Asyltourismus' weiterentwickelt wurde.«
Was ihn aber beunruhige, sei Putins Plan. Auch er räche sich für die Enteignung der kommunistischen Hälfte Europas und den einstigen Triumpf des Kapitalismus. Aber im Gegensatz zu Honecker lebe Putin, er sei sozusagen die Wiedergeburt seiner selbst. Leid und Tod hätten zusätzlich sogar ein weiteres Phänomen angestoßen: »Wenn man in den Nachrichten hört, dass der Rohölpreis um einige Dollar gestiegen ist, dann dauert es keine zehn Minuten, also genau so schnell wie Stoibers Transrapid, dass an der Tankstelle die Preise nach oben gehen.«
Vielleicht wäre alles nicht so schlimm, wenn die Leute wie in Kriegen und Pandemien der Vergangenheit Zuflucht in der Kirche finden würden. »Aber da sucht keiner mehr. Die katholische Kirche ist von Missbrauchs- und anderen Krisen so hin- und her geschüttelt, dass die Menschen gegen eine Wand prallen, wenn sie auf geradem Weg den Eingang ansteuern wollen.«
Nach der großen Weltpolitik übernahm Stadtrat Alexander Gruber das Mikrofon und verfolgte mit viel Beobachtungsgabe die Verhaltensweisen seiner Stadtratskollegen. Nicht nur das Verhalten so mancher Kollegen sei eine Schau, wenn es um die »verschiedensten Verhaltensmuster« der Mikrophonanlagen-Bedienung im Sitzungssaal gehe, auch die Erscheinungsbilder seien bemerkenswert.
In puncto Bekleidung habe zum Beispiel das Stadtoberhaupt, Bürgermeister Hans-Peter Dangschat, der per Video zugeschaltet war, mit einer viel zu kurzen Anzughose und barfuß in den Lackschuhen, den Vogel abgeschossen. »Ich glaube, er wollte in die Geschichte als Trendsetter eingehen«, so Gruber. Darüber hinaus sei vom Sporthosenoutfit bis zum Weißen-Anzug-Träger mit Pferdeschwanz alles dabei gewesen.
Das Starkbierfest in der Theaterfabrik, bei dem ein eigens dafür von der Schlossbrauerei Stein gebrauter »Bock« ausgeschenkt wurde, konnte endlich wieder in Präsenz im Beisein von allerdings nur rund 25 Gästen stattfinden. Zuschauer konnten die Veranstaltung online live verfolgen. Für die musikalische Umrahmung sorgten Maxi Klammer und Markus Lieb, Johann Jobst und Angelika Zunhammer moderierten.
ga