Wie schon in den Jahren vor Corona machte am zweiten Adventwochenende die gerontopsychiatrische Wohngruppe des AWO-Seniorenzentrums einen Ausflug zum Christkindlmarkt. Die Bewohner mit Demenz sind in der Regel nicht mehr gut zu Fuß und werden daher von mehreren Begleitern im Rollstuhl gebracht. Bei der Ankunft am Christkindlmarkt stellte sich jedoch die Frage, »wie kommen wir ins Innere des Markts?«.
Mit einem Rollstuhl über die Hackschnitzel zu fahren, ist äußerst schwierig und Kräfte zehrend. Christian Ehinger von der Stadtverwaltung als Organisator des Markts half, alle Rollstühle nacheinander rückwärts über die Hackschnitzel zu ziehen. Ihm ist das Problem durchaus bewusst, wie er gegenüber dem Traunsteiner Tagblatt erklärte: »Ganz ideal ist es nicht.« Unter den Hackschnitzeln befindet sich Wiese, die abgedeckt werden musste, ansonsten würde es schnell schlammig. Man habe lange überlegt, welcher Belag am besten geeignet ist, damit man trockenen Fußes und gefahrlos über den Markt schlendern kann.
Den Christkindlmarkt, wie von einer Besucherin angeregt, ein wenig zu verschieben auf den geteerten Parkplatz daneben, sei nicht möglich gewesen, weil der Wochenmarkt jeden Samstag diesen Platz beansprucht. Ehinger und seine Mitarbeiter seien jedoch an jedem Öffnungstag da und immer als Hilfe zur Stelle, betonte er ausdrücklich. Außerdem gebe es die Straße durch einen Teil der Buden und einen Gehweg hinter der Bühne entlang, der nicht mit Hackschnitzeln belegt ist. Das Meiste spielt sich jedoch zwischen den Buden ab, wo auch die Rollstuhlgruppe hinwollte, um sich Glühwein und Bosna schmecken zu lassen. Dort ist auch die Bühne, auf der jeden Tag Darbietungen zu sehen und hören sind.
Der neue Standort sei heuer ein Test, so Ehinger. Nach vielen Überlegungen habe man ihn als besser geeignet eingestuft als etwa den Stadtplatz oder die Marktstraße. Ein wichtiges Argument für den Marktplatz sei unter anderem die problemlose Stromversorgung. »Wir müssen viele Dinge berücksichtigen«, betont er. Die Meinung der Besucher sei ihm aber sehr wichtig und würde in die Planung für die kommenden Jahre mit einfließen.
Letztendlich sei es wünschenswert, einen Ort zu haben, wo man langfristig jedes Jahr den Markt abhalten kann. Seiner Meinung nach haben sich die Hackschnitzel nach dem ersten Wochenende schon so festgetreten, dass man auch mit Gehhilfen zurecht kommen könnte.
Dem widerspricht Claudia Lindner allerdings. Sie wollte den Markt mit ihrer Mutter besuchen, die auf einen Rollator angewiesen ist. Aber auch mit dieser Gehhilfe kamen sie nicht gut vom Fleck, es war sehr beschwerlich. Einen zweiten Besuch wird es daher nicht geben. Lindner gefällt der Christkindlmarkt ansonsten prima, »das Ambiente ist toll«, und sie selbst genießt den Besuch auch. Dennoch meint sie: »Die Stadt Traunreut tut doch ansonsten sehr viel für Senioren und Behinderte, warum hat man hier nicht an sie gedacht?«
Auch Wolfgang Behrendt, ehemaliger Vorsitzender des VdK Ortsverbands Stein/St. Georgen, hat beobachtet, dass Besucher mit Gehhilfen Probleme mit dem Untergrund hatten. Er stellt fest: »Der Christkindlmarkt ist in diesem Jahr nicht Senioren- und behindertengerecht und sollte lieber wieder an den Stadtplatz zurückkehren.« Dort gebe es zudem bei schlechterem Wetter die Möglichkeit, sich bei den Dächern entlang der Häuserreihe unterzustellen.
Ganz anderer Meinung ist ein Traunreuter, der den neuen Standort »viel besser« als alle früheren findet. Die Problematik für Menschen mit Gehbeeinträchtigung sieht er nicht, diese könnten ja die Buden entlang der Straße nutzen. Außerdem seien so manche Christkindlmärkte in anderen Kommunen auch nicht barrierefrei.
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