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Maria Brüderl aus Traunreut hat noch keine Lust auf Rente. Am heutigen Mittwoch wird sie 90 Jahre alt. (Foto: Rasch)

Auch mit 90 Jahren keine Lust auf Rente

Traunreut – Keine Lust auf Rente: Maria Brüderl aus Traunreut, die am heutigen Mittwoch ihren 90. Geburtstag feiert, hat ihr ganzes Leben lang gearbeitet und tut es immer noch. Fast jeden Vormittag kommt sie in die Firma der heutigen Brüderl-Gruppe an der Trostberger Straße und erledigt Büroarbeiten.


»Ich sortiere die Post und arbeite in der Buchhaltung mit«, sagt sie mit einer Selbstverständlichkeit. Bis vor vier Jahren war sie noch jeden Tag in der Firma. Zwischenzeitlich lässt es die tüchtige Geschäftsfrau etwas ruhiger angehen.

Geistig ist sie topfit. Körperlich geht es ihr so lala. Das Laufen fällt ihr mittlerweile schwer. Aber selbst die körperliche Einschränkung hält sie nicht davon ab, von dem, was ihr Leben bestimmte: »Mein Leben war immer in Ordnung, aber es war auch mit Arbeit ausgefüllt«, erzählt sie im Gespräch dem Traunsteiner Tagblatt. Mit ihrem Mann Georg Brüderl hat sie die gleichnamige Schreinerei aufgebaut und sie nach dessen frühemTod 1974 alleine weitergeführt. Dank unermüdlichem Fleiß und starkem Durchhaltevermögen konnte sie die Schreinerei 1982 an ihren Sohn Georg übergeben, der den Handwerksbetrieb seiner Eltern zu einem renommierten, um den Architektur- und Baubereich erweiterten Unternehmen ausbaute.

Maria Brüderl, gebürtige Ambros, stammt aus Obersatzbach, einem kleinen Ort in der Nähe von Passau. Dort ist sie mit vier Geschwistern aufgewachsen und hat nach Abschluss der Mittelschule eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Nach dem zweiten Weltkrieg kam sie nach Sankt Georgen und fand bei ihrem Cousin eine Anstellung in dem ehemaligen Edeka-Geschäft Gibis am Kirchplatz. In ihrer neuen Heimat lernte sie auch ihren späteren Mann Georg Brüderl aus Anning kennen, der 1949 in Sankt Georgen eine kleine Bau- und Möbelschreinerei eröffnete. Die beiden heirateten 1953 und von dort an arbeitete Maria Brüderl fest im Büro der Schreinerei mit.

Neben der Arbeit im Betrieb kümmerte sie sich um den Haushalt und die drei Kinder. Bei entsprechenden Anlässen hat sie damals auch die Mannschaft bekocht und für das leibliche Wohl gesorgt. »Das war damals so üblich, dass die Leute auch bei uns gegessen haben. Aber ich habe immer gerne gekocht und gebacken.«

1964 ist die Schreinerei von Sankt Georgen in ein neues Betriebsgebäude an der Werner-von-Siemens-Straße in Traunreut umgezogen. Sechs Jahre später zog dann auch die Familie in die ausgebaute Wohnung über der Werkstatt. 1974 ereilte die Familie durch den Tod des Vaters mit nur 53 Jahren ein schwerer Schicksalsschlag. Maria Brüderl stand mit drei Kindern und dem Betrieb alleine da und musste die Verantwortung für beides übernehmen. »Es war schon mühsam, aber es musste irgendwie weitergehen.«

Dass die Jubilarin heute trotz altersbedingter Beschwerden noch so fit ist, freut auch die Familie. Kinder, Schwiegertochter, Schwiegersöhne und Enkelkinder sind stets zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Diese Fürsorge belohnt Maria Brüderl mit ihrer großen Zuneigung zu ihrer gesamten Familie. Soweit es ihr möglich ist, versorgt sie sich noch selbständig in ihrer Penthouse-Wohnung, in die sie erst Anfang diesen Jahres gezogen ist.

Mit wachem Geist verfolgt Maria Brüderl auch das gesellschaftliche Geschehen in der Stadt und ist auch politisch sehr interessiert. »Früher«, so erzählt sie, »hat mich die Politik weniger interessiert, aber heute umso mehr.« ga

 

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