Die neuesten Exponate, die er für die Sammlung bekommen hat, sind eine Adler-Nähmaschine und ein Holzofen. Fritz Bantscheff kennt auch die Geschichten dazu. Nach Aufgabe der Traunreuter Firma »Schuh Domeier« im Jahr 1998 erwarb eine ehemalige Mitarbeiterin aus dem Verkauf die alte Nähmaschine zum Schrottwert, weil sie ihr zum Wegwerfen zu schade war und um sie für Heimarbeit noch zu nutzen. Die Technik war dann aber doch nicht ganz so einfach und sie wurde nie mehr benutzt. »Mit dieser Maschine wurden in den ersten Nachkriegsjahren von der Firma Domeier noch Schuhe produziert und hergestellt«, weiß Fritz Bantscheff. Ein kleines Stück Leder steckt zur Veranschaulichung noch unter der Nähnadel der Maschine.
Josef Domeier, Jahrgang 1910, hatte schon in der alten Heimat in Reichenberg im Sudetenland ein Schuhgeschäft mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. 1948 kam er mit seiner Familie nach Traunreut und gründete das Schuhhaus Domeier an der heutigen Eichendorffstraße. Er versorgte damit als erstes Geschäft die Traunreuter mit Schuhwerk. Neben dem Verkaufsraum gab es auch eine Werkstatt, in der Schuhe aller Art repariert und – zwar selten aber doch ab und zu – sogar neue Schuhe hergestellt wurden. Sohn Josef, Joschi genannt, trat 1951 ins Familienunternehmen ein und behielt auch die Reparaturwerkstatt bei. Als jedoch der einzige angestellte Geselle in Ruhestand ging, wurde die Firma aufgegeben.
Der Wohnzimmerholzofen stammt ebenfalls aus der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, nämlich aus dem Jahr 1950. »Damals konnte sich nicht jeder so einen Ofen leisten«, weiß Bantscheff. Er sei zu der Zeit die neueste Entwicklung gewesen. Der gusseiserne Ofen mit schönem Gitter stand nach Angaben des Spenders in der Mietwohnung seiner Verwandten an der Gartenstraße.
Ein wahres Schmuckstück ist auch eine Kirchweihtracht, wie sie die jungen Mädchen in Warjasch im Banat getragen haben. Die Traunreuterin Anna Ianc hat zu der Originalschürze, die nach ihren Worten mindestens 70 Jahre alt sein muss, ein Kleid genäht und eine Schaufensterpuppe mit der traditionellen Tracht bekleidet. Solche Trachten wurden nur von den ledigen Mädchen getragen, verheiratete Frauen hatten wieder andere Gewänder. In erster Linie war diese Kleidung für das Kirchweihfest gedacht, für den Kirchgang und den Ball mit Tanz am Abend. Wichtige Bestandteile sind mehrere Unterröcke, ein Oberrock, eine Schürze, die immer schwarz war, eine schwarze Weste über weißer Bluse, ein besticktes Tuch und gestrickte oder gehäkelte Kniestrümpfe. Der weiße, plissierte Überrock, den auch die Puppe nun trägt, war für den Kirchweihsonntag mit Kirchgang und Prozession. Am Samstag und Montag zu den Feierlichkeiten rund um das Fest konnten die Mädchen einen Rock in einer anderen Farbe anziehen, meist waren es Pastelltöne, und das Tuch wurde in einer dazu passenden Farbe gewählt. Wichtig war auch die Rocklänge etwa eine Handbreit über dem Knöchel, da nicht zu viel vom Bein zu sehen sein durfte. Als Halsschmuck trug man ein schwarzes Band und die Haare wurden zu einem Zopf gebunden. Kopfschmuck trugen die Mädchen dazu nicht. Die Puppe mit dieser Tracht steht beispielhaft für die Banater Trachten im Depot im alten Traunwalchner Feuerwehrhaus und schon bald soll noch eine zweite hinzukommen. Anna Ianc will auch noch einen jungen Mann mit der typischen Tracht ausstaffieren und dazustellen.
Im Depot des Stadtarchives hat sich im Laufe der Zeit und Dank der Bemühungen von Fritz Bantscheff einiges angesammelt, eine Zahl ist schwer zu schätzen, aber hunderte wenn nicht tausende Exponate sind es auf jeden Fall. Darunter sind neben Bildern, Urkunden und anderen Schriftstücken auch alte Elektrogeräte, Möbel, Uniformen, Maschinen, ein Briefkasten, der früher am Rathausplatz stand, und vieles andere mehr.
Den Briefkasten erhielt Fritz Bantscheff von Thomas Danzer. Dieser berichtet, dass ein früherer Postbote den gelben Kasten von seinen Kollegen zum Ruhestand geschenkt bekommen habe. Offenbar war er aussortiert und durch einen neueren ersetzt worden. Das Ganze muss mehr als zehn Jahre zurückliegen. Seitdem stand der Briefkasten in einem Keller und als er bei einer Entrümpelungsaktion weggeworfen werden sollte, hat ihn Thomas Danzer vor der Schrottpresse bewahrt.
Das Depot in Traunwalchen, wo die Exponate dicht an dicht stehen, platzt schon jetzt aus allen Nähten. »Wir haben einen Haufen Zeug«, sagt Fritz Bantscheff, »damit könnten wir locker ein Museum füllen. Und wir könnten noch viel mehr haben.« Weitere interessante Dinge, die ihm angeboten werden, kann er aber zu seinem Leidwesen oft gar nicht mehr annehmen, weil er nicht weiß, wohin damit. Um die Sachen vor dem Wegwerfen und Vergessen zu bewahren, lässt er nichts unversucht, damit der dringende Wunsch nach einem Museum doch noch Realität wird und die Exponate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. Denn viele der Spender würden sich wünschen, dass ihre geschichtsträchtigen Gegenstände auch gezeigt und angemessen präsentiert werden.
Fritz Bantscheff äußert daher eine Bitte an alle Traunreuter: »Wenn jemand eine Immobilie, ein altes Gebäude oder so zum Verschenken für ein Museum hat, soll er sich bitte im Stadtarchiv oder bei mir melden. Das ist kein Aprilscherz.«
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